Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
Entstehung
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4. Wittenberg und Dessau.

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95 km Wittenberg. Gasth.: *Kaiserhof, Kollegienstr. 56, mit Garten; Goldene Weintraube u. *Goldner Adler am Markt, letzterer mit Garten; Schwarzer Bär . Schlossstr. 2, einfacher. Rest.: Bahn­hof- ; Lutherkeller, Bürgermeisterstr.21. Weinstube: Runze , Schloss strasse (auch echte Biere). Wiener Café: Café Marktschloss (auch Rest.), am Markt. Gartenlokale: Bürgergarten, Grünstr.; Sichler , vor dem Neuen Tor; Kaisergarten, vor dem Schlosstor. Post: am Bahnhof und am Anfang der Stadt r. Pferdebahn: vom Bahn­hof zum Markt oft für 10 Pf.

Wittenberg, Kreisstadt mit 18333 Einw. an der Elbe, die Wiege der Reformation, gehörte bis 1422 den Askaniern, dann dem Hause Wettin, dessen Ernestinische Linie unter Johann Friedrich dem Grossmütigen 1547 nach der Schlacht bei Mühlberg Land und Kurwürde an die Albertinische Linie unter Herzog Moritz von Sachsen verlor. 1760 wurde die Stadt von den Österreichern heftig beschossen, 1813 von den Franzosen besetzt, 1814 von den Preussen unter Tauentzien eingenommen. Seit 1815 gehört sie zu Preussen und war bis 1874 Festung. Die Garnison besteht aus dem Infanteriereg. Graf Tauentzien v. Wittenberg Kr. 20 und der reitenden Ab­teilung des Torgauer Feldartilleriereg. Nr. 75.

Am Wege zur Stadt, jenseit eines Durchganges unter der Bahn, r. in Anlagen die Luthereiche in der Nähe der Stelle, wo Luther am 10. Dez. 1520 die päpstliche Bann­bulle verbrannte.

Am Eingang in die Stadt, dem ehem. Elstertor, be-

g innt die Kollegienstrasse. R. etwas abseits das neue Postgebäude; an der Aussenseite unter einem Baldachin das marmorne Reliefbild des Erfinders des elektrischen Telegraphen, Physikers Wilhelm Weber, der 1804 in W. (Kollegienstr. 10) geboren wurde (f 1891). L. ein statt­licher Gebäudekomplex, Kloster genannt, dessen Vorder­haus, das Augusteum, 156483 von Kurfürst August zu Universitätszwecken erbaut wurde und seit 1817 ein kgl. Predigerseminar birgt. Über den Hof gelangt man zum Lutherhaus, seit 1504 Augustinerkloster, in das Luther, zugleich als Professor der Theologie an der Universität, am 9. März 1508 einzog, nach Aufhebung des Klosters 1526 ihm vom Kurfürsten geschenkt, 1564 von Luthers Erben an die Universität verkauft, 184473 nach Plänen Stülers erneuert. Das Portal von 1540 hat beiderseits einen Nischensitz mit Luthers Bild und Wappen, wie sich dergl. Sitze an den Eingängen der Häuser auch sonst in der Kollegienstrasse vielfach finden. Das erste Stockwerk des Lutherhauses enthält seit 1883 die *Luther- halle, eine sehr reiche Sammlung von Erinnerungen an Luther und seine Zeit. Eintr. 12 Pers. 50 Pf., 36 Pers. 1 M. Kastellan im Erdgeschofs 1.