4. Wittenberg und Dessau.
in der 1521 das Abendmahl zuerst in beiderlei Gestalt gefeiert wurde, predigte Luther häufig. Aussen zahlreiche Epitaphien; an der SO.-Ecke oben ein Stein mit dem Bilde einer Sau und säugender Männer (Juden?), an einer Tür der Nordseite ein uraltes Steinrelief (Christus als Weltenrichter), dessen Abbildung im Kirchensiegel enthalten ist. Eintr. 1—2 Pers. 50 Pf., 3—4 Pers. 1 M. Küster Kirchhofplatz 7.
Inneres: * Altarbild von Kranach d. Ä.: Abendmahl, daneben l. Taufe (Melanchthon), r. Beichte (Bugenhagen), unten Predigt (Luther), mit Degenstichen, die 1547 ein spanischer Reiter gegen Luthers Bild führte. Auf der Rückseite des Altars: Opferung Isaaks, Christus als Weltenrichter, Erhöhung der Schlange. Schöner *Tauf - stein, mit acht Aposteln, von Herrn. Vischer d. Ä. Ausserdem im Chor: l. vom Altar die Gemälde Christus am Kreuz (von Kranach d. J.), Gedächtnistafel für die Frau des Prof. Crakov (+ 1563), Darstellung Christi im Tempel; r. Grabsteine des Hans Abraham Bernstein (f 1575), des Karl v. Schleinitz (f 1576) und des jüngeren Kranach (f 1586), letzterer mit Darstellung der Grablegung in Alabaster; vor dem Altar das Grab, hinter dem Altar der Grabstein Joh. Bugenhagens, des ersten evangel. Predigers an dieser Kirche (t 1558) und die Grabplatte des ersten Rektors der Universität Wittenbergs, Martin Pollich v. Mellerstadt. — L. vor dem Chor Grabstein des Studenten Matthias v. d. Schulenburg (f 1569).
Südl. von der Stadtkirche die Kapelle zum h. Leichnam, aus dem XIV. Jahrh. östl., Kirchhofplatz 9, das Haus Bugenhagens (Tafel), jetzt Superintendentur; nördl., Nr. 8, ein Haus von 1564, in dem früher das Gymnasium untergebracht war. Auf demselben Platze die überlebensgrosse Büste Bugenhagens aus Bronze, von Janensch. — In der nahen Bürgermeisterstrasse wohnte Hans Lufft, mehrmals Bürgermeister der Stadt, bei dem 1534 die erste Bibel Luthers gedruckt wurde, und der Stadtschreiber, nachherige Bürgermeister Reichenbach, in dessen Hause 1525 Luthers Trauung stattfand.
Vom Markt setzt sich die Kollegienstrasse als Schloss- strasse nach W. fort. In dieser l., Nr. 1, das- Kranach haus, wo der ältere Kranach 1514—44 (f 1553 in Weimar), der jüngere bis 1583 wohnte. Am Ende der Schloss- strasse l. das ehem. Schloss und die Schlosskirche; davor seit 1894 ein bronzenes Standbild Kaiser Friedrichs, von Arnoldt.
Das 1490—99 zusammen mit der Schlosskirche von Friedrich d. Weisen erbaute, später mehrfach umgebaute ehemal. kurfürstl. Schloss dient jetzt als Kaserne und Garnisonlazarett. Die Schlofskirche, 1760 bis auf die Mauern zerstört (vgl. S. 37), nach der Beschiessung von 1813 wiederhergestellt, bildet nach ihrer auf Betrieb des Kronprinzen Friedrich Wilhelm 1885—92 in spätgotischen Formen durch Adler erfolgten Erneuerung, bei der der alte, wesentlich erhöhte runde Schlossturm mit Galerie