40
4. Wittenberg und Dessau.
(88 m) hinzugezogen wurde, die Hauptzierde der Stadt. Die Stelle der 1760 verbrannten Holztüren, an die Luther am 81. Okt. 1517 seine 95 Thesen anschlug, vertreten seit 1858 nach dem Entwürfe v. Quasts angefertigte Bronzetüre, n (3 m h., 2,5 m br.) mit dem Text der Thesen ein Geschenk Friedrich Wilhelms IV. Im Türbogenfeld ein enkaustisches Gemälde auf Lava (Christus am Kreuz, r. Luther, 1. Melanohthon), von v. Klober. Über der Tür die Steinbilder Friedrichs d. Weisen und Johanns d. Beständigen, von Drake. Haupteingang neben der Thesentür. Kirchendiener Schlossstr. 19 (Trkg.).
Das prächtig in Sandstein hergestellte **Innere wirkt erhebend besonders durch die Fülle von Erinnerungen an die Zeit der Reformation. Im Chor der moderne Altar aus Sandstein mit den Gestalten Christi und der Apostel Petrus und Paulus; davor die Grabstätten Friedrichs d. Weisen (f 1525; 1.) und Johanns d. Beständigen (t 1532; r.); nahebei an der Nord- und Südwand ihre *Grabdenkmäler von Peter und Hans Vischer (1527 bezw. 1534); neben dem Altar die alten kunstlosen Standbilder beider aus Alabaster. Schöner Kaiserstuhl und Fürstengestühl, gestiftet von den betr. Fürsten und freien Städten. — Im Langhaus vorn die Grabstätten Luthers (f 18. Febr. 1546 in Eisleben; r.) und Melanchthons (+ 19. April 1560 in Wittenberg; 1.). An der Südseite ein *Erzrelief, Krönung Mariä, als Epitaph für Henning Göden, berühmten Rechtsgelehrten in Erfurt, zuletzt Probst an der Schloasskirche (f 1521; vgl. S. 81), von Peter Vischer (Wiederholung im Erfurter Dom), und eine Metallplatte mit dem Bildnis Luthers, Abguss der auf Veranlassung Kurfürst Johann Friedrichs (S. 37) bei Peter Vischer angefertigten, in Jena befindlichen Grabtafel. An 9 Pfeilern {am 10. die Kanzel) die über- lebensgrossen Standbilder der Reformatoren aus Kalkstein nach Entwürfen Siemerings; r. Luther, Jonas, Brenz (der Reformator Württembergs), Cruziger, l. Melanchthon, Bugenhagen, Spalatin, Urbanus Rhegius (Pfarrer in Lüneburg), Amsdorf. An den Emporen 22 Bronzemedaillons von Vorläufern, Helfern und Schutzherren der Reformation, sowie 52 Wappen von fürstlichen Förderern derselben. Die Glasmalereien in den Fenstern des Langhauses zeigen die Wappen von 198 deutschen Städten, welche die Reformation annahmen, die des Chores Bilder aus dem Leben Christi. — Unter dem Orgelchor Gedenktafel und Grabsteine für die askan. Fürsten (vgl. S. 37), deren Särge 1884 auf der Stelle des ehern. Franziskanerklosters auf dem Arsenalplatz aufgefunden und in die Gruft der Schlosskirche übergeführt wurden.
Die ehem. Wälle und Gräben, der Stadt sind in Anlagen umgewandelt worden, besonders schön auf der Nordseite. In ihnen nö. vom Schlosstor ein Würfel aus rotem Sandstein zur Erinnerung an die 1883 von Kaiser Wilhelm I. angeordnete Entfestigung der Stadt, weiterhin ein Denkmal für den um die Schaffung der Anlagen verdienten Stadtrat Eunike (Obelisk mit Medaillon) und beim Neuen Tor das Kriegerdenkmal. Beim Neuen Tor auch die Artilleriekaserne ; etwas n., in der Lindenstrasse, das Kreishaus und das Wilhelm -Au gustastift ( Altersversorgung). Neben den Anlagen folgt nach S., am Ende der Bürgermeisterstrasse, eine Infanteriekaserne und, in