Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
Entstehung
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7. Brandenburg a. H.

Büste Alexanders v. Humboldt gelangt man dann, an einem Rest der Stadtmauer vorbei, zum Plauer Torturm, einem einfachen, der Spitze und Zinnen beraubten Back­steinzylinder. Von hier führt in nördl. Richtung die hohe Wallpromenade in 6 Min. zum Rathenower Turm, 1. unterhalb daneben ein Weg (anfangs Bergstrafse) zu den Gartenlokalen Ahlerts Berg (PI. 5; r.) und Graves Berg (1.) und auf den Marienberg (V* St.; S. 65).

Vor dem Plauer Tore liegt die grofse kgl. Straf­anstalt und auf dem Altstädtischen Friedhöfe die jetzt als Leichenhalle dienende Nikolaikirche (PL 19), roman. Pfeilerbasilika des XII. Jahrh. aus Backsteinen mit zwei kurzen Türmen auf dem abgetreppten Westgiebel. Weiterhin an der Magdeburger Chaussee das Garnison­lazarett sowie die Kasernen der drei Regimenter. Am Abhang des Marienberges das städt. Krankenhaus.

Den Mittelpunkt der Altstadt bildet das in Gestalt eines länglichen Viereckes mit Turm aufgeführte Alt­städtische Rathaus (PI. 9), dessen Entstehung etwa ins Ende des XIV. Jahrh. fällt, während das interessante Portal der Westfront und der Stufengiebel der Ostfront einer späteren Zeit angehören. Das Gebäude wird jetzt ebenso wie das an der Südseite gelegene sogen. Ordonnanz­haus zu militärischen Zwecken verwandt.

Der östl. Teil der Altstadt enthält die älteste Kirche der ganzen Stadt, die bereits von Pribislav um 1 140 errichtete und mit Prämonstratensern (vgl. S. 60) besetzte Gotthardkirche (PI. 13). Sie war ursprünglich roman. Feldsteinbasilika die Granitwand im W. gehört zu den besten derartigen Bauresten der Mark, wurde im XIV. Jahrh. in eine got. Backsteinhallenkirche um­gewandelt, später durch mehrere Kapellenanbauten er­weitert und ist seit etwa 1550 im wesentlichen unver­ändert geblieben.

Inneres ­ (Küster Kirchpl. 11): Kanze l aus Sandstein, charakte ristisches Werk der Barockzeit, 1623 von der Tuchmachergilde ge­stiftet (Tafel an der Westseite), ruhend auf einer lebensgrofsen bärtigen Figur (oben eine Sanduhr); an Brüstung und Treppe die 4 Evangelisten, alttestamentliche Figuren und Reliefs.n Viele Epitaphie des XVI. Jahrh. Sehr schönes roman. * Taufbecken aus Bronze in Form eines von den Evangelisten getragenen Pokals. Hochaltar mit modernem Aufsatz; Büd .Christus in Gethsemane' von Pfann- schmidt (1874). Im Chorumgang hinter dem Altar gemalter Flügel­altar von 1559, zu beiden Seiten Petrus u. Paulus; r. spätgot, Triumph­ieren mit Maria u. Johannes; dabei die Schutzpatrone der Kirche, S. Gotthard, Apostel Matthias u. Bischof Maternus. Im Mittel­fenster des Chors Glasmalerei. 1868 nach einem Entwürfe v. Quasts ausgeführt: kleine Rundbilder aus der h. Geschichte mit schönem Rankenornament. In der Bibliothek mehrere Inkunabeln.