Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
Entstehung
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7. Brandenburg a. H.

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Nw. von der Kirche endet die Rathenower Strafse bei dem viereckigen Rathenower Torturm (Ende des XIV. Jahrh.); auf der massiven Steinspitze der branden - burg. Adler mit Ring im Schnabel und Kette um den Hals, in den Nischen der Südseite gemalte Wappen. Vom Tor ö. Reste der alten Stadtmauer, w. die Wallpromenade (S. 64); n. durch die Fohrder Strafse, dann 1. durch einen Hohlweg mit Anlagen hinauf zum Marienberge.

Auf dem einst Harlunger Berg genannten Marien­berg erbaute Pribislav an Stelle des von ihm zerstörten Triglavheiligtums 1136 die später als Wallfahrtskirche weithin berühmte Marienkirche. Nachdem sie im XIII. Jahrh. in byzant. Stil umgebaut (die einzige Anlage dieser Art in Deutschland) und mit ihr 1435 ein Prä- monstratenserstift verbunden worden war, wurde von Friedrich II. die Schwanenkapelle für den 1440 von ihm

g egründeten Schwanenorden hinzugefügt. Nach der Reformation verfiel alles, so dafs Friedrich Wilhelm I. 1722 auch die Kirche ahtragen und das Material zum Bau des Militärwaisenhauses in Potsdam verwenden liefs (Modell der Kirche im Antiquarium des Doms S. 67). Seit 1880 steht auf dem Berge in Form eines 30 m hohen, unten und oben achteckigen, in der Mitte runden Turmes das den 186471 gefallenen Kriegern der Kurmark gewidmete Kriegerdenkmal, von H. Stier. Die Ecken des Sockels zieren 4 Kolossalstatuen aus Sandstein: Albrecht d. Bär und der Gr. Kurfürst von Sicmtring, Kurfürst Friedrich I. und Kaiser Wilhelm I. von Calandrelli. Dazwischen 4 Sandsteinreliefs: Einzug der Prämonstratenser in S. Gotthard (um 1140) und Auf­nahme der vertriebenen Salzburger durch Friedrich Wilhelm I. (1732) von Siemcring, Huldigung Kurfürst Friedrichs I. (1412) und Kaiserproklamation in Versailles (1871) von Calandrelli.

im Innern steigt man auf 99 Stufen empor zu dem Aussichts­gemach, von dem sich eine Fernsicht nach zahlreichen Orten der Mark und ein ausgezeichneter *Blick auf die nähere, im Frühjahr und Herbst von weiten Wasserflächen bedeckte Umgebung dar­bietet (nach S. in zwei Halbkreisen von r. nach 1.): Plauer See, Kasernen, Nikolaikirche, Strafanstalt, Realgymnasium, Johannis­kirche, AUslädt. Rathaus, Rathenower Tor, Gotthardkirche; dahinter Steintor, kath. Kirche, Paulikirche, Katharinenkirche, Neustädt. Rathaus, Mühlentor, Dom, Beetzsee. Hübscher Blick auch vom Gärtchen des Wärterhauses (Erfr.) unterhalb.

Westl. von der Altstadt, an der Plauer Chaussee gleich hinter den Kasernen, liegt der Bahnhof Brandenburg-Altstadt der Rathenower Bahn (S. 63). Von ebenda wird eine Kreisbahn gebaut über Brielow , Radewege (S. 70), Ketzür (in der Kirche ausgezeichnete Alabaster­denkmäler der Familie v. Brösigke aus dem XVII. Jahrh.) nach Roskote , Haltestelle der Bahn nach Röthehof (S. 85).

Wanderbuch für die Mark. II.

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