9. Stendal und Tangermünde.
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p rofaner Bauten sehr besuchenswert. In Garnison liegt hier das Magdeburg. Husarenreg. Nr. 10 (grüne Husaren).
Hervorgegangen aus dem 1022 erwähnten ,alten Dorf ' Steinedal und einer an der Stelle des heutigen Domes gelegenen Burg, erhielt St. um 1150 Stadtrecht und erfreute sich später als Hansastadt einer grofsen Wohlhabenheit. Obwohl es bereits 1412 den Hohenzollern huldigte, lag es später mit diesen vielfach, namentlich wegen der Steuern, in Streit, bis Johann Cicero 1488 einrückte und die Bürger fast aller Freiheiten und Privilegien beraubte. Trotzdem stammen die meisten erhaltenen Bauten gerade aus dem XV. Jahrh. Joachim I. feierte 1502 in St. seine Hochzeit mit Elisabeth von Dänemark und starb hier 1535. Durch den 30 jährigen Krieg kam der Ort sehr herunter. — Eins der im Mittelalter hier blühenden Geschlechter war die zur Gewandschneidergilde gehörige Familie Bismarck (in der heutigen Bismarckstrafse, S. 79), die 1345 durch Belehnung mit dem landesherrlichen Schlosse Burgstall geadelt wurde.
Vom Bahnhof, der sw. vor der Stadt liegt, erreicht man durch die Bahnhofstrafse in 12 Min. das "Tanger- münder Tor, einen guten Backsteinhau des XV. Jahrh., nachgebildet dem reicheren Ünglinger Tor (S. 80). Schon vorher 1. in Anlagen die „von Freunden, Verehrern und Korpsstudenten deutscher Universitäten“ 1891 gestiftete Erzbüste G. Nachtigals (geh. 1834 in Eichstedt bei Stendal, gest. 1885), von Anders. Hinter dem Tor 1. das Landratsamt, dann die von Kurfürst Friedrich II. gestiftete Katharinenkirche, jetzt Gotteshaus der reformierten Gemeinde, sowie das Katharinenstift für adlige Damen.
Vom Tangermünder Tor zieht sich um den Ort, 3 ;4 St. lang, z. T. auf den alten Wällen eine Promenade. An der „Westpromenade“ liegt, wenige Min. entfernt, der sogen. . Pulverturm , ein Rest der alten Befestigung
Dann folgt der 1188 von Graf Heinrich von Gardelegen gestiftete **Dom, grofsartig erhalten in dem um 1420—75 erfolgten Neubau (die 1660 durch Blitz zerstörten Turmspitzen sind 1893 ergänzt worden), drei- schiffige Hallenkirche mit Seitenkapellen zwischen den Strebepfeilern und langem, einschiffigem Chor, nach Adler „die reifste Schöpfung der kirchlichen Architektur des Spätmittelalters in Norddeutschland.“ Am Haupteingang im Nordflügel die Statuen des h. Nikolaus und Bartholomäus, der Schutzpatrone der Kirche; über dem gewaltigen Spitzbogenfenster eine grofse Rose. Das Innere (Küster Poststr. 2) ist neuerdings allmählich im Rohbau gut wiederhergestellt worden.
Hoher Chor (Lettner): Chorstuhle (XV. Jahrh.) mit guten Schnitzereien; Grabstein eines Markgrafen Konrad (ohne Jahreszahl) sowie eines Herrn v. d. Schulenburg (f 1592) und seiner Frau, beide in ganzer Figur; 11 Fenster mit alten Glasmalereien, aus der ganzen Kirche zusammengetragen, 5 davon von Höhne zu zusammenhängenden Darstellungen ergänzt (u. a. Martyrium der h. Katharina, Geschichte Petri und Stephani Jugend Christi). — Nördl. Quer-