Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
Entstehung
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9. Stendal und Tangermünde.

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pfeilern, jedoch mit Chorumgang. Einen besonderen Schmuck bilden die beiden, etwa 86 m hohen, spitzen Türme der Westfront, zwischen denen noch ein kleines Türmchen eingefügt ist. Im O. ein zierlicher Dachreiter. Das im Rohbau ausgeführte Innere (Kirchendiener Bruchstr. 26) macht infolge der zahlreichen Epitaphien aus späterer Zeit und der Holzschnitzereien einen bunten Eindruck.

ImHohenChor, der durch, einen spätgot. Lettner mit Mafswerk und vielen Schnitzfiguren vom Langschiff getrennt ist, ein reich aus­gestatteter , Schnitzaltar ; an der Predella Martyrium derh. Katharina im Hauptteil Szenen aus dem Leben Christi und Mariä, darüber in unschönem Gehäuse Maria und zwei Heilige; auf der Rückseite der Flügel Kreuzigung und Weltgericht. Chorgestühl mit guten Schnitze­reien. Unter der mit Bildern geschmückten Orgelempore eine astronomische Uhr und Chorgestühl. T aufkapelle (südl.) : gotischer, auf den Evangelisten ruhender Taufstein mit zahlreichen Figuren.

Westl. schliefst sich an die Marienkirche das Rat­haus (XV. Jahrh.) an. Der südliche gotische Teil mit zwei Stufengiebeln enthält über der Gerichtslaube den schönen Saal der Gewandschneidergilde, die in der städt. Verwaltung einst eine grofse Rolle spielte (jetzt Stadt­verordnetensaal); die Rückwand ist mit sehr sehenswerter Schnitzerei von 1462 vollständig bekleidet. In dem nörd­lichen jüngeren Teile, der mehr nach dem Markte vor­springt und mit zwei Renaissancegiebeln ausgestattet ist, die alte Batsstube (jetzt Magistratssaal) mit reichem Sterngewölbe; Schlufsstein mit dem Bilde eines Bischofs (vielleicht Dietrichs von Magdeburg, f 1376). Vor der Gerichtslaube auf dem Markte der steinerne Roland (vgl. S. 61), Erneuerung eines älteren Bildwerkes von 1525. Die mit einem Plattenpanzer bekleidete Eigur (5Va m) hält in der Linken den Schild mit dem branden- burg. Adler, in der Rechten das 4V2 m 1. Schwert; an der Rückseite der Stütze der sogen. Eulenspiegel, auf dessen Schild das Stadtwappen (halber Adler und vier Gerstenkörner) dargestellt ist.

Am nördl. Ende der Breiten Strafse, jenseit der ein­fachen, kürzlich wiederhergestellten und mit neuem Turm versehenen Jakobikirche , zweigt r. die Bismarckstrafse (S. 77) ab, die durch das sogen. Arneburger Tor auf die Ameburger Chaussee führt. Am Tor 1. das Schützen­haus mit Kreuz für Joseph Manns, der, an einem Auf­stand gegen die Franzosen beteiligt, hier am 14. April 1809durch das Geschofs der fremden Tyrannei fiel.

L. vom Ende der Breiten Strafse geht der Weg durch dasAlte Dorf, den ältesten Teil der Stadt, zum Unglinger Tor. Vor ihm 1. in der Winckelmannstrafse, Nr. 36, das Geburtshaus Winckelmanns, mit Tafel.