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9. Stendal und Tangermünde.
jahr leicht ein. — Dampfer: nach Havelberg Mo. Mi. Fr. !2®: nach Magdeburg Di. Do. Sa. 10® in 6 St. Vgl. S. 88.
Tangermünde, alte Stadt mit 11534 Einw., an der Mündung des Tanger in die Elbe auf einer Anhöhe
f trächtig gelegen, hat seine Berühmtheit als jahrhundert- ange Residenz der brandenburg. Herrscher (vgl. S. 83) erlangt. Am 13. Sept. 1617 verheerte eine furchtbare Eeuersbrunst, als deren Urheberin lange mit Unrecht Grete Minde galt, fast den ganzen Ort.
Ansehnliche Reste der alten Baclcsteinmauer haben sich besonders an der Westseite (nach dem Bahnhof zu), mehrere Weichhäuser („Putinnen“ d. i. Aufsenzinnen) an der Ostseite (nach der Elbe zu) erhalten. In der SW.-Ecke der Stadt der alte, in neuerer Zeit für eine Schrotfabrik um 48 m erhöhte Schrotturm, jetzt unbenutzt.
In der im S. gelegenen Neustadt nach dem Flusse zu geringe Reste des 1438 gestifteten Dominikanerklosters (schöner Giebel mit merkwürdigen Fratzensteinen). Von hier betritt man die Stadt durch das *Neustädter Tor das aus der Mitte des XV. Jahrh. stammt. Vom Aufsen- tor ist nur noch ein Pfeiler (mit Nische) vorhanden; neben dem inneren Torgebäude ein hoher Rundturm mit Umgang und Zinnenkranz.
Vom Tore führt n. die Lange Strafse zum Markte. R. sogleich die Nikolaikirche, die älteste Kirche der Stadt (etwa XI. Jahrh.; Turm erheblich jünger), gegenwärtig Polizeigefängnis. Auf dem Markte das gegen Ende des XV. Jahrh. erbaute, um 1840 von Stüler gründlich wiederhergestellte Rathaus, das aus zwei Flügeln besteht. Der einfache Ostflügel enthält die Gerichtslaube, der höhere Nordflügel einen reichen, vielbewunderten got. *Dekorationsgiebel; beide Flügel wurden 1646 durch eine Pulverexplosion verwüstet, vor die Westseite des Ganzen legt sich ein Hallenbau mit Eckturm und Treppe. Im Innern des Rathauses ist bemerkenswert der schöne gewölbte Sitzungssaal. — Nahebei in der Kirchstrafse an den Häusern Nr. 23 u. 59 alte geschnitzte Portale.
Kurz vor der Stephanskirche führt ein überbrückter Hohlweg, „die Roßpforte“, zu dem um 1470 errichteten, später durch ein Torgebäude erweiterten Wassertor (Turm mit Durchgang).
Die Stephanskirche , kreuzförmige, dreischiffige Hallenkirche mit Chorumgang, wurde etwa 1180 ge-
f ründet, von Kaiser Karl IV. umgebaut, aber erst nach 500 vollendet und 1844 zuletzt erneuert. Der früher