Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
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9. Stendal und Tangermttnde.

Berichte, das im XIV. Jahrh. nach Brandenburg (S. 60) kam, der Landeshauptmann der Altmark, das mit dem Lehengericht verbundene Hofgericht (für Ritter) und das unter dem Vogt stehende Land-

§ ericht (für die Landbevölkerung), die beide vor der äufseren chlofsbrücke zu tagen pflegten. Im 30jährigen Kriege war die Burg Hauptquartier Mansfelds (1626), Gustav Adolfs (2.11. Juli 1631), Tillye s (23.-25. Juli 1631), Bauer s (1636) und Gallas ' (1638) u. a., wurd aber 1640 von den Schweden bis auf geringe Reste verbrannt. Als Grenzfeste spielte sie noch einmal 180713 eine Rolle; 1809 war Schill kurze Zeit hier.

Über den einzigen Zugang, eine Steinbrücke, gelangt man zunächst in einen zwingerartigen Vorhof. L. wird dieser durch den runden, um 1480 erbauten Gefängnisturm

f edeckt, der 1902 erneuert und mit Zinnen und Kegel- ach versehen wurde; innen gut erhaltene Malereien der Gefangenen. Eine starke Backsteinmauer von ver­schiedener Höhe umschliefst, mit Ausnahme der Ostseite, die wie diese ganze Seite der Stadt durch mächtige Futtermauern (19 m) gestützt wird und steil zur Elbe abfällt, den etwa halbkreisförmigen Schlofshof. In der Mitte desselben, demAmtsgarten, nach 0. gewandt, das der Stadt 1900 vom Kaiser geschenkte Bronzestand­bild Kaiser Karls IV. von Cauer, eine Wiederholung der Marmorstatue in der Siegesallee zu Berlin. In der NO.-Ecke der viereckige, 1903 auf 38 m erhöhte Berg­fried, sogen. Kapitelsturm , aufser den Futtermauern das einzige erhebliche Bauwerk aus der Zeit Karls IV. Im südlichen kleineren Teil des Schlofshofes, der durch eine niedrige Mauer, ursprünglich auch durch einen Graben abgetrennt ist, wird das Gebäude r. mit Unrecht als Schlofskapelle bezeichnet; vermutlich war es die Schlofs- kanzlei und wurde erst um 1460 aufgeführt. Nach dem Wasser zu erhebt sich, etwa auf der Stelle des kaiser­lichen Schlosses, ein 16991701 von Friedrich I. erbautes Wohnhaus (jetzt Amtsgericht); innen schöne Stuck­decken, vielleicht von Schlüter. Daneben prächtige * Au sicht auf die Stadt, den von Schiffen belebten Strom und das gegenüberliegende Ufer mit Jerichow und Fischbeck. Unmittelbar n. vom Kapitelsturm das neue städt. Kaiser Wilhelm-Krankenhaus , im Tangermünder Backstein-Baustil, mit einer vom Kaiser gestifteten Fassade.

Nördl. im Hühnerdorf liegt die sogen. Salzkapelle, eigentlich Elisabethkapelle, jetzt kath. Kirche, und das besuchte Rest. Elbpark, mit Blick auch nach Schönhausen. Aufserhalb der Stadt Meiers Zuckerfabrik, eine der gröfsten Deutschlands.

Von T. nach Schönhausen und Jerichow s. S. 76 ; Bahn über Demker, Haltestelle der Linie Stendal-Magdeburg, nach Lüderitz.