10. Von Berlin nach Havelberg.
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Obermauern auf dem alten Bruchsteinmateriale in Backsteinen erneuert sowie die Gewölbe des verhältnis- mäfsig engen Mittelschiffes ausgeftihrt wurden. Bischof Johann III. Wopelius gewann die Mittel zu einem Verschönerungsbau aus den Einkünften der Wallfahrtskirche zu Wilsnack (S. 90); er liefs u. a. den Chor umbauen und mit prachtvollen Chorschranken versehen sowie die Seitenschiffe wölben. Das also geschaffene, 1411 geweihte Innere wurde 1840, dann aber 1884 — 90 von Adler und Persius gründlich erneuert. In seinen gewaltigen Verhältnissen, die besonders an der Westseite hervortreten, macht das turmlose Bauwerk einen höchst imposanten Eindruck. Das seit 1150 hier befindliche Domkapitel, Prämonstratenser aus Magdeburg, blieb auch nach Einführung der Reformation (letzter Bischof Busso f 1548) bestehen, bis die 1810 beschlossene Aufhebung der geistlichen Stifte 1819 auch an ihm vollzogen wurde.
**Inneres (Küster Dom 36): Chorschranken (Ende des XV. Jahrh.), reich ausgestattet mit spätgot. Ornamenten, Statüen von Aposteln und Heiligen und Reliefdarstellungen aus der Passion; über einem Laienaltar ein amboartiges Lesepult; oben auf einem Querbalken kolossales Kruzifix mit Maria und Johannes (XV. Jahrh.). — Im Chor Chorstühle (die besseren 1.) vom Ende des XIII. Jahrh., zweisitziger Bischofsstuhl , Grabmal des Bischofs Johann III. v. Wöpelitz (f 1401; s. oben) mit Marmorbild desselben und der Taufstein. Vor dem 1700 gestifteten Hochaltar (Gemälde: Abendmahl) drei vorzügliche, alte Steinkandelaber, der mittlere in Form eines got. Türmchens, die beiden andern Rundsäulen mit interessanten Mönchsfiguren. Zu beiden Seiten Grabsteine der Markgrafen Hermann (f 1291) und Johann (tl292). — In den in erhöhte Zwillingskapellen endigenden Seitenschiffen schöne Glasmalereien aus dem XIII. und XIV. Jahrh.: in sieben Fenstern des nördl. Darstellungen aus dem Leben Christi, in zweien des südl. Darstellungen aus der Marienlegende und der Geschichte Johannes d. T. — Zahlreiche Grabsteine, besonders schöne in der Marienkapelle im südl. Schiff und an einem Pfeiler des nördl. Schiffes.
Von der Mönchskammer (oben im O.) sieht man u. a. Wilsnack, Werben, Arneburg, Stendal, Tangermünde, Rathenow.
An der Südseite liegen die Stiftsgebäude mit dreiflügeligem Kreuzgang, der den ehern. Domkirchhof um- schlofs. Das zweiscniffige, aus zwei Sälen vereinigte Refektorium, der „Paradiessaal “, südl. vom Kreuzgang, wurde Ende des XIII. Jahrh. erbaut, seine Erneuerung nach Plänen von Grimma und Schäfer 1896 vollendet. — Von der Terrasse schöner *Blick auf Stadt und Flufs: im W. verdeckt das Mühlenholz die Elbe; im S. Sandau, 1. die Karnern- und weiter die Stöllenschen Berge bei Rhinow.
25 Min. nord west 1., an der Havel, Rest. Schmokenberg. — V 8 St. Östl. (vom Dom auf dem hohen Uferrande hin, zuletzt hinab zum) Rest. Weinberg. — 5 km südl. Chaussee über (Va St.) Rest. Sanssouci,