11. Wittenberge.
91
bedeckten Gang mit der früheren Prälatenwohnung in Verbindung; letztere ist samt den einst dem Domstift Havelberg gehörigen Ländereien seit der Reformation im Besitz der Familie v. Saldern.
Inneres. Am ersten der eigentümlichen Rundpfeiler übermaltes Standbild des Bischofs Johann III. Wopelius (vgl. S. 89). Im 1. Seitenschiff zwei gut erhaltene Grabsteine, im r. Querschiff Wandgemälde ,der h. Christophorus‘. — Vor dem Altar hoher got. Leuchter für das grofse Opferlicht der ungar. Pilger, die jährlich zahlreich erschienen. — Hochaltar (Ende des XV. Jahrh.), aus zwei polychromen got. Schnitzaltären zusammengesetzt: Maria mit Heiligen; Untersatz mit sehr schönem Mafswerk (die Büsten der Maria und des h. Nikolaus dienten als Reliquienbehälter). — Drei Chorfenster mit schönen Glasmalereien (Darstellungen aus der h. Geschichte), Nürnberger Arbeit,
g estiftet von Kurfürst Friedrich II. und dem König von Dänemark, ie 1443 in W. zusammenkamen — In der Sakristei ein kleiner messingner Klappaltar, in der dieWunderbluthostien aufbewahrt worden sein sollen, und eine dreiöhrige Schale als Rest der Sündenwage, die angeblich die Sündenschwere der Pilger und die Gröfse des zu leistenden Opfers feststellte.
Nördl. von der Bahn, dem Bahnhof nahe, das Schützenhaus (im Sommer Rest.) mit Anlagen.
Nordöstl. nach der Plattenburg (IVa St.). Von der Stadt den Gr. Leppiner Weg (sandig, an der Seite jedoch Waldpfade) an einem alten, als Wegweiser dienenden Obelisk vorbei, zuletzt 1. ab; — oder besser vom Schützenhause an der Bahn nach O., mit dem nächsten Fahrwege 1. auf die Waldecke zu, hier r. (bald an der Seite Pfad) und nachher nochmals r. zum ( 3 /4 St.) freundlich gelegenen Fh. Plattenburg ; bald Pfad an der Karthane (r.), zuletzt etwas von ihr nach 1. ab zur (40 Min.) Westseite der Burg (1. eine Mühle). Die *Platten- burg (Eintr. nach Meldung unten im Turm; Trkg.), grofser. von Graben und Park umgebener Rittersitz in anmutiger Gegend, gehört seit 1555 der Familie v. Saldern (jetzt verpachtet). L. vom Eingang der efeuumrankte älteste Teil der Burg mit sehenswerter Halle, Speise- und Ahnensaal. Westl. schliefst sich rechtwinklig der neuere, in den 60er Jahren des XIX. Jahrh. erbaute Teil mit dem Turm an, letzterer nach dem Brande von 1882 bedeutend erhöht. Die übrigen Seiten des Hofes nehmen Wirtschaftsgebäude mit alten, starken Aufsenmauern ein. Vom Turm Aussicht bis Perleberg, Wilsnack und Havelberg. Von der Plattenburg nach Glöwen s. S. 87; nach Kletzke (70 Min.; S. 87): Damm (anfangs Kastanienallee) zur (25 Min.) Wils- nacker Chaussee bei St. 6,0, auf ihr r.
Nordwestl. geht ein breiter Weg, z. T. durch guten, meist durch leidlichen Wald, nach Perleberg (3 a /4 St.): über die Bahn bei Bude 133, an Fh. Jäckel (IV2 St ; r. abseits) vorüber, weiterhin Damm bis Fh. Bollbrück (IVa St.; Erfr.), dann Chaussee, zuletzt hinter dem Schlachthause 1. Steig zum Bahnhof (50 Min.). Vgl. S. 9ö.
5 km südl. von Wilsnack (Chaussee) liegt Dorf Degde mit guter Backsteinkirche. Mitten im Dorfe ein Sandsteindenkmal des auf Rüh- stedt ansässigen, 1593 hier von Landsknechten erschlagenen Dietrich r. Ouitzow; die m einer Nische stehende Figur ist noch gut erkennbar, die Inschrift am Sockel, welche die Ballade über Dietrichs Tod enthielt, nicht mehr leserlich. — Die Chaussee geht in südwestl. Richtung weiter nach (4 km) Abbendorf und (3 km) Gnevsdorf , beide Orte an der Elbe gelegen (Fähre; vgl. S. 88). 20 Min. nw. von Gn. liegt Dorf Rühstedt, auch auf direktem, im Frühjahr jedoch oft nicht gangbarem Wege von Wilsnack in l'/a St. zu erreichen: vom Wege nach Gr. Lüben hinter dem letzten Hause 1. ab, Pfad nahe der Karthane (1.) nach 25 Min. 1. den Wiesenweg von Gr. Lüben nach Gnevsdorf, nach weiteren 35 Min. Fufsweg r. an einen Landweg