Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
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14. Neu-Ruppin.

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der beiden Herzoge von Mecklenburg (Ruppiner Macht­spruch). Im 30 jährigen Kriege kam die Stadt so her­unter, dafs sie 1642 nur 142 Bürger zählte. 173236 hatte hier Kronprinz Friedrich als Oberst des Regimentes Kronprinz seinen ständigen Wohnsitz. Nach der Feuers­brunst am 26. Aug. 1787, die zwei Drittel der Stadt mit der Pfarrkirche und dem Rathaus in Asche legte, er­stand sie von neuem durch die Beihilfe Friedrich Wil­helms II., der P /2 Millionen Taler spendete. Berühmt ist die Stadt durch ihre Bilderbogenfabriken (Fabrik von Gustav Kühn, 1775 begründet, Ludwigstr. 46, von Oehmigke u. Riemschneider am Königstor) sowie als Geburtsort Karl Friedrich Schinkels (17811841), Theodor Fontanes (181998) und des Malers Wilh. Gentz (182290).

Südl. vor der Stadt liegt die Provinzialirrenanstalt; dicht vor dem ehemaligen Königstor zu beiden Seiten der Strafse die Kasernen des Infanteriereg. Grofsherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin. Teile der alten Stadtmauer haben sich allenthalben erhalten, am besten auf der Seeseite. Den Süden und Westen der Stadt umzieht eine *Promenade, besonders schön im nordwestl. Teile, wo sie die Reste des ehern, dreifachen Walles benutzt.

J J 5 Min. w. vom Königstor, an der Bechliner Chaussee, das Johanniter-Krankenhaus der Grafschaft Ruppin und ein Lehrerseminar ; etwas weiter die sogen. Nonne , viereckige Steinsäule mit Kruzifix im oberen Teile, angeblich von einem aus Jerusalem heimkehrenden Wallfahrer Ende des XV. Jahrh. errichtet. Am westl. Teile der Promenade liegen nahe beieinander die kath. Kirche, eine Kreisbauni- schule und der Kreisgarten (s. unten).

Vom Königstor aus durchzieht die Friedrich- Wilhelmstrafse den Ort nach N. bis zum Rheins­berger Tor (20 Min.). An ihr zunächst der grofse Paradeplatz, der wie die folgenden Plätze von schönen Linden beschattet ist. Westl. führt hier die Präsidenten- strafse zum hübschen, 1735 von Kronprinz Friedrich angelegten, jetzt dem Kreise gehörigen Kreisgarten,

f ewöhnlich Tempelgarten genannt, mit einem von Knobels- orff erbauten Tempel; am Nordende ein Stein mit Tafel zur Erinnerung an Friedrich.

Weiter folgt an der Friedrich-Wilhelmstrafse bald der Schulplatz. Hier r. das 1365 gegründete, 1790 neu erbaute städt. Friedrich-Wilhelmsgymnasium (Civibus aevi futuri) mit einer reichhaltigen Sammlung von vor­historischen Gegenständen und anderen vaterländischen Altertümern, zumeist aus dem Vermächtnis des letzten Zieten (vgl. S. 105); etwas abseits südl. die städt. Höhere Töchterschule, n. die Post. Vor dem Gymnasium das