Teil eines Werkes 
2 (1904) Weitere Umgegend Berlins : westliche Hälfte
Entstehung
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15. Rheinsberg.

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Das Schlofs, auf einer viereckigen Insel am Aus- flufs des Rhin aus dem Grienericksee gelegen, wurde nach dem Ankauf durch Friedrich Wilhelm I. für den Kronprinzen Friedrich und dessen Gemahlin Elisabeth Christine 173439 von Kemmeter und Knobelsdorff fast völlig umgebaut. Es besteht aus einem Mittelbau und zwei Seitenflügeln, die nach dem See zu in runde, durch eine offene Halle verbundene Ecktürme enden; die beiden Pavillons an den Enden der Hauptfront kamen erst 1786 hinzu. Das n. abseits stehende Kavalierhaus (1736 46) enthält ein Theater. Seine erste. Glanzzeit sah das Schlofs während des Aufenthaltes des kronprinz- lichen Paares, das hier im Kreise bedeutender Künstler und Gelehrten (Knobelsdorff, Freiherr v. Keyserlingk, Jordan, Pesne, Graun u. a.) seine schönsten Tage ver­lebte; auch Voltaire hielt sich 1740 kurze Zeit hier auf. Nach der Thronbesteigung Friedrichs wurde es in Rh. still, bis 1753 mit dem Einzuge des Prinzen Heinrich, dem sein königlicher Bruder 1744 das Schlofs geschenkt hatte, ein neues Leben begann. Während seines ein halbes Jahrhundert währenden, allerdings erst von 1786 an ständigen Aufenthaltes entwickelte der Prinz in Schlofs und Park eine sehr lebhafte Bautätigkeit; ihm hat Rh. seinen noch heute erhaltenen Charakter als echtes Musterkind des Rokoko zu verdanken. Nach dem Tode Heinrichs (1802) erhielt das Schlofs sein Bruder Ferdinand, der es 1813 auf seinen Sohn Prinz August vererbte. Seit 1843 ist es wieder kgl. Eigentum. Kastellan im innern Hofe; man klingle an der Nordseite.

1. Stock. Nordflügel: Konzert- und Festsaal sowie das Turm - zimmer mit Deckengemälden von Pesne ,der aufsteigende Sonnengott (Friedrich)* und ,Ganymed auf Adler, von Hebe empfangen*; nach O. drei Zimmer mit Erinnerungen an die Prinzessin Amalie, Schwester Friedrichs. Mittelbau: Räume der Gemahlin Friedrichs; Rittersaal ; Muschelsaal , mit Blumen von Muscheln oben an den Wänden; im Eck­pavillon das Bibliothehzimmer Friedrichs. Südflügel: Schlafzimmer Friedrichs und Heinrichs, gut erhalten; in einem andern Raume alte Gobelins (Tierfabel); im Turm das Arbeitszimmer Friedrichs, mit dessen Schreibtisch und einem Deckengemälde von Pesne ,Minerva ein Stundenglas und ein Buch mit den Namen Horaz u. Voltaire haltend*. Erdgeschofs. Südflügel: Billardsaal ; w. davon Grotten­zimmer; Ö. Gartensalon mit Gobelins; im Hckpavillon : Bildnisse der Töchter Friedrich Wilhelms I., Kasten mit Darstellung der Schlachten von Prag und Freiberg, chines. Malereien.Mittelbau: Sterbezimmer Heinrichs (unter dem Muschelsaal).

Ein Spaziergang durch den von Friedrich angelegten, von Heinrich verschönerten *Park und den sich an- schliefsenden Teil des Buberow, eines umfangreichen Laub- und Nadelwaldes, erfordert etwa Vh St. Vom Schlofs südl. über die Rhinbrücke und durch die Haupt­allee, mit Blick auf den südl. von der Stadt auf einer

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