Teil eines Werkes 
[Hauptbd.] (1887)
Entstehung
Seite
320
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320 Standesämter, eheliche, Geburts:, Geſundheits- und Sterblichkeits-Verhältniſſe.

Der Umſtand, daß die Kinder⸗Sterblichkeit den Haupt⸗Antheil an der Geſammt­Mortalität auch im Kreiſe Teltow hat, jene hauptſächlich durch Verdauungsleiden bedingt iſt, die beſonders in Verhältniſſen der Ernährungsweiſe begründet ſind, dieſer Umſtand erklärt, daß die Zahlen der Todesfälle überhaupt in den Sommer­Monaten, namentlich im Juli ſteil anſteigen.

Unter den Todesurſachen der höchſten Altersklaſſen figurirt vor Allem die in rein mediziniſcher Beziehung unbeſtimmte der Altersſchwäche. Unter den, abſylut geringen Ziffern der Todesfälle innerhalb der rüſtigen. tritt die Tuberkuloſe mit erheblichen Relatip⸗Ziffern hervor.

Erwähnt muß werden, daß anſteckende oder infektiöſe Krankheiten im Allgemeinen nicht in der Art hervortreten, daß man von konſtanten oder ſonſtigen Seuche: Heerden reden kann; in Sonderheit iſt der Unterleibs- oder ein anderer Typhus nur mit beſcheidenen Zahlen vermerkt. Nur iſt auch im dieſſeitigen Kreiſe Diphtheritis für das geſammte Kindesalter verhängnißvoll.

Begreiflicherweiſe würden ſich die SterblichkeitsVerhältniſſe nach Häufigkeit und Todesurſache viel anſchaulicher und ſtatiſtiſch korrekter gruppiren laſſen, wenn es möglich wäre, für die verſchiedenen Altersklaſſen, nach denen die Zahlen für die Todesfälle abgegrenzt ſind, gleichzeitig auch die Zahlen der Lebenden zur Ver­fügung zu haben. Andererſeits wäre es für eine gründlichere Verarbeitung des Materials erſprießlich, wenn wenigſtens in den Ortſchaften, wo ſich Aerzte befinden, die obligatoriſche ärztliche Leichenſchau eingeführt wäre; es iſt dies bis jetzt noch nicht in allen derartigen Ortſchaften des Kreiſes der Fall. Wo dieſe Einrichtung beſteht, iſt auch nach Vorbild der Berliner Schemata bei den Todtenſcheinen vermerkt, wo es ſich um Verſtorbene aus den beiden erſten Lebensjahren handelt, ob Ernährung durch Muttermilch, durch Kuhmilch oder gemiſchte Nahrung. Auch in dieſer Beziehung wäre es von Bedeutung, um die verſchiedenen Nahrungs­arten für die Lebenserhaltung der Kinder voll ermeſſen zu können, in Erfahrung zu bringen, wieviel Kinder überhaupt jenen verſchiedenen Ernährungsweiſen unter worfen worden.

Bei Beurtheilung der namentlich auch durch gergleichunn mit Berlin als nicht beſonders günſtig zu bezeichnenden Zahlen der Sterblichkeit im Kreiſe Teltow iſt es nothwendig, folgende Umſtände ins Auge zu faſſen.

Zuvörderſt find, wie oben angedeutet, die größeren, Berlin benachbarten, von vielen Proletariern bewohnten Ortſchaften zu berückſichtigen, wo ſich geſundheits­widrige Verhältniſſe in Wohn- und Lebensweiſe finden, wie ſie nicht kraſſer in den ärmſten Vierteln der Hauptſtadt angetroffen werden. Dazu kommt, daß eine große Anzahl der im Kreiſe Wohnenden und Sterbenden ihre Berufsthätigkeit in Berlin ausgeübt und ſich hier auch den Keim des Todes, oft eines frühen Dahinſcheidens, zugezogen haben. Von Kindern werden viele aus Berlin in den Kreis gebracht, entweder in der Abſicht, ſie der ſtärkenden Landluft zu überantworten, oder zum Zwecke der Pflege bei fremden Leuten, da hierzu die Angehörigen(meiſt uneheliche Mütter) nicht im Stande ſind oder außer Stande zu ſein glauben. In beiden Kategorien findet der Tod reichliche Ernte, die in der Statiſtik zunächſt dem Kreiſe Teltow zur Laſt fällt, ö. wenn die Salubritäts⸗-Verhältniſſe deſſelben nicht