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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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(Mischnalehrern) und den Propheten, den frühesten und den späteren, wie ähnliche Warnung bereits von Nachmanides allsgesprochen wurde und auch iin Vikllunim selbst in der Einleitung seines Buches."

Vorerst bemerken wir, daß man zum Verständniß dessen, was unter gewissen Finsternissen gemeint ist, von denen diese Wissenschaft cingeschlosseu sei, die Vorrede des berühmten Kabbalisten R. Moses Prager im IVnjakstel Noscstest (1696) lesen muß. Ferner soll noch erwähnt werden, daß in einer späteren Auflage (Warschau 1880) der halbverrückte Waldendie Verwegenheit gehabt hat, bei: die eigentliche wahre Schlachtordnung" das Wörtchenebenso wie", zu interpoliren, um damit dke gewaltige Wirkung der Sentenz abzuschwächen.

Wer dieser kurzen Einleitung gehörige Aufmerksamkeit schenkt, der wird erkennen, daß diese Worte geschriebenes Dynamit bedeuten.Der im Meere einen Weg bahnt, und in tobenden Gewässern einen Pfad"! So wie der kleine, unschein­bare Kompaß allein es ermöglicht, sich auf dem pfadlosen Ozean zu orientiren, so zeigt uns dieser Weise den Weg durch die stürmische Brandung der Kabbala.

Was seit sechs Jahrhunderten keinem indischen Weisen gelungen ist, den klaffenden Zwiespalt zwischen Maimonides und den Kabbalisten, der das Juden­thum in zwei feindliche, einander aus das Heftigste befehdende Lager gespalten bat, zu schlichten, den wirklichen Geistesfrieden zu stiften, das hat dieser Weise vollbracht. Der zweite (R^stoO)R. Abraham b. Dowber, beendet den Kampf, den der

erste 600 Jahre früher gegen Maimonides ausgenommen hat, den die Kabbalisten der spanischen Schule mit so viel Feuer geführt haben, daß sie den größten Weisen des Exils der Ketzerei beschuldigten, und der Kampf schließt damit, daß der It/VdeD seinem Gegner die Palme reicht, seine llcberlegenhcit der Wahrheit gemäß anerkennt. Man vergegenwärtige sich, was das bedeutet, wenn aus dem Hauvtguartier der Kabbalisten, weitste diese Wissenschaft als die Seele der Thora, als das höchste Hciligthum betrachtet, die Erklärung an Maimonides kommt:In Deinen: Lager ist Israel!" Und mit welch wunderbarer Kunst und Weisheit werden die Gegen­sätze versöhnt! Er nennt den Namen des Maimonides ebenso wenig wie den R. Simeon ben Jochai's, wenn er von seinen: Villllunim spricht, mit den: Aus­druckeund auch im Tikunim in der Einleitung seines Buches", denn Personen treten im Judenthum in den Hintergrund, das keine Religionsstister und Ver­walter kennt. Wie derselbe Weise dann später bei seiner wunderbaren Behandlung der 13 Glaubensartikel selbst sagt, war das ganze Bestreben Moschc's ängstlich da­rauf gerichtet gewesen, nur ja keine, wenn auch noch so feine, Scheidewand zwischen Israel und seinem Gatt zu bilden. Wie erstaunlich ist die Kühnheit, der Kabbala den Vorwurf zu machen, daß nicht das Unverständniß des Lesers und sein Hang zu trüben Jrrthümern die Schuld an demselben traae, sondern daß diese Wissen­schaft selbst es nicht verstanden hat, die finsteren Wolken der sie umlagernden Finsterniß zu durchbrechen! Wer die Stürme kennt, welche die gröstten und tüch­tigsten Gelehrten auf diesem Gebiete durchzumacheu hatten, wie hilflos manche ihr Leben lang gegen widrige Winde hin und her lavirten, ohne vom Flecke zu kommen, wie viele dabei vollständig Schiffbruch litten, der begrüßt in diesem Weisen den Pfadfinder, der wie der Schiffer der Neuzeit auf feurigem Wagen den Ozean pfeilschnell durchschneidet. Die 13 Glaubensartikel, mit denen unsere Väter in den Tod gingen, das sind die wahren Schlacbtrciben Israels, denen sich alle Systeme unterordnen müssen. Ein erlösendes Wort!

Nach dieser Einleitung beginnt er nun die Ausführung des Programmes, die Wege der Kabbala zu beschreiben und dabei im Hintergründe mit Vermeidung jeder scholastischen Dialektik die 13 Glaubensartikel in ihrem Lichte zn beleuchten. Im Lapidarstyle der Propheten und Mischnalehrer wird von diesem gottbegnadeten Weisen