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Gerüche im Tempel waren nach der Mischnah mit .-Bpim, Ilatu, Oumiu(Oummu) gezeichnet und nicht hebräisch. Bei den Benennungen der religiösen Wissenschaft konnten gerade religiöse Motive ebenso wie wissenschaftliche für die Benennung durch Fremdwörter maßgebend sein. Wir wühlen heute ein Fremdwort, das in den seltensten Fällen in seiner eigentlichen Bedeutung dem gewünschten Begriffe entspricht, nur um klarzulegen, daß wir etwas darunter meinen, das sich in unsrer Sprache nicht ganz mit dem gewünschten Begriffe deckt. Wir erweitern damit den Gedanken- Horizont. Die Muttersprache vulgarisirt gewöhnlich den Begriff. Auf Junggermanisch Würde man sagen: sie verpöbelt ihn. Aber das klingt so pöbelhaft gegen das noble „vulgarisirt". In der religiösen Wissenschaft profanirt sie ihn.
OniKnI ist ein Wagenrad. Am Himmel giebt es keine Wagenräder. Man griff daher zu dem griechischen Lpiiuiru, Himmelssphäre. Nun stammt zwar auch das griechische Wort ans dem Semitischen. Denn das Wort N2O (8efor) bedeutet ursprünglich „Kreis"; daher 8imr, die Grenze. Ebenso Likim iin Arabischen „die kreisförmige Null", woraus das europäische „Ziffer" entstanden ist, da der Araber ebenso wie der sephardische Jude O (8aiN6oti) und 2 (^aciäs) verwechselt. Das Wort 86ksr „Buch" ist der alte Ausdruck für Ueßstliu; beides bedeutet die runde Schriftrolle. iVlkAiiig. ist aber ein späteres Wort, das erst zu David's Zeiten in Gebrauch kommt. Die griechische Sprache hat aber noch in grauer Vorzeit das Wort für „Kreis" entlehnt, während es im Hebräischen in dieser direkten Bedeutung nicht mehr anzutreffen ist. Man beobachte nun, wie sehr man sich iin Exil auf fremder, durch Götzendienst verunreinigter Erde nicht nur hütete, das Lied des Ewigen zu singen (Ps. 137), sondern auch die göttlichen Namen anszusprechen und niedcr- zuschreiben. Darum finden wir im Estherbnche keinen göttlichen Namen. Ebenso in Daniel nur dort, wo er sich in der Vision auf dem Berge Zion befindet. Esra geht noch weiter und schreibt seinen hebräischen Namen ^.8ursu nur mehr mit der bloßen Endung u. - Aehnlich verfährt er bei den Anfangsbuchstaben der Namen Jochanan, Jojada, Jonathan und als Kabbalist bei dem Namen des Flusses (-ädrvu). Bei den Benennungen der Engel und Sphären war noch ein anderer Grund maßgebend. Man wollte die Beschwörungen derselben, die an Götzendienst streifen, unmöglich machen. Wenn nun Nachmanides, der ebenso wie Maimonides des Griechischen nicht kundig war (die griechische Philosophie lernten sie, wie alle damaligen Gelehrten, aus dör arabischen Uebersetzung), den Namen des Thronengels aus ein griechisches Wort Natutor zurücksührt, das, wie ihm gesagt wurde, „Wegweiser" bedeuten soll, so ist das Richtige nur, daß inktä im Griechischen „nachfolgend" und t,drvL 08 „Thron" bedeutet. Das stimmt vollkommen mit der These der Kabbala, welche demselben die Aeone der lleÄrust, welche nach der Thronwelt
(Lriust) folgt, anweist. Er ist einer der beiden Cherubim der Bundeslade, und der zweite wird sein Mitbruder genannt, in griechischer Benennung 8Mg.ck6ipsto8. Man schützte diese Begriffe durch fremde Benennungen vor der Prosanirung. —
Kehren wir zu unsrem Verfasser zurück. Einer seiner Freunde, ein hervorragender Schüler seines Vaters, ein Mann von hohem Geist und Charakter, R. Chaiin (-vuiAO Chaikel) Hamdurer, büßte eine ähnliche kühne Kritik der damaligen Verhältnisse, die wir später mittheilen, in Wilna bei seinem Schulkollegen, dem Wilnaer Gaon R. Elia, durch eine Tracht Prügel, die ihm derselbe als Ukübm8 (39 Peitschenhiebe) appliziren ließ. Aber auch die viel sanftmüthigeren Gelehrten der Sephardim in Palästina würden eine derartige Neuerung in der Behandlung der so ängstlich gehüteten traditionellen Kabbala nicht gleichmüthig hingenommen haben. R. Abraham war jedoch von einem Kreise von Männern umgeben, wie von einer ehernen Schutzmauer. Wir werden in chronologischer Reihenfolge auf die Schilderung dieses Kreises zurückkommen.