Ebenso ist es ein großer Jrrthum unberufener Bearbeiter dieses Faches, wenn sie das zweite Werk des R. Aviador Kroh, den l'imii, entgegen der Tradition einem unbekannten Spanier vindiciren und sich darauf berufen, daß derselbe die Vokale in sephardischer Benennung citirt und auch als muthtnaßliches Jahr der Erlösung das Jahr 1290 ankündigt. Da jene Größen auf diesem Gebiete sämmtlich mit Blindheit geschlagen sind, ist es ihnen nämlich entgangen, daß auch der illiall zum größten Theile aus älteren Excerpten besteht, daß er die 50 lANOMdimus des R, Josef bar Kalonymos wörtlich citirt, und was noch interessanter ist, daß er den größten Theil des durch die Inquisition vernichtet geglaubten polemischen Werkes ^>12^2 von dem berühmten R. Abraham Abulafia, Lehrer des R, Joses Gyiquatilla, enthält, von dem auch die Fixirung 1290 und die sephardischen Benennungen der Vokale herrühren, und daß der i'üull unbeschadet dessen das Jahr 1492 für den Wendepunkt in Voraussagung nimmt, wobei es ihm freilich nicht besser ergangen ist, als allen Früheren, die sich mit Voraussagungen befaßt haben, vor denen schon der Talmud warnt.
Wie sehr Asulai durch die einseitige Regel seiner Schule beengt war, mani- festirt er ani besten bei seiner Vertheidigung des R. Abraham Abulafia, den er gegen den großen R. Salomo ben Aderet (-t"2irN) und gegen Jaschar von Candia mit einer bei ihm sonst ungewohnten Heftigkeit in Schutz nimmt und sich dabei auf das Zeugniß eines Olluolluirr liu.rg.8i in „Weisen der Geheimnisse" beruft, gegen dessen Erklärung es keine Gegenrede gäbe, wobei er sich wohlweislich hütet, dessen Name» zu nennen. Es ist dies nämlich kein Andererer als der Frankfurter Gelehrte R. Elchanan, Verfasser des ltriwlr Ilumeikwti (1648), der bei den Sephardim große Gegner gefunden hatte. Derselbe rehabilitier im Abschnitt X. 8. den Abulafia. Als Curiosum sei hier nicht unerwähnt gelassen, daß Gr ätz die Behauptung wagt, daß in dein ganzen Folianten nicht ein einziger Satz vorkömmt, der überhaupt einen Sinn haben sollte, d. h. daß der Verfasser einen solchen überhaupt beabsichtigt Hütte. Wohl die stärkste Leistung kritischen Uebermuthes!
Schließlich kommt Asulai unter „Kabbala" mich indirekt zu einem Angriffe auf die Chahidim, weil sie, entgegen der herrschenden Regel, alle alten Schriften (und dabei auch Luzzato's unvergleichlich werthvollen Xlgeir) in Druck gelegt hatten (Korretzer Druckerei, 1798).
Der Chaßidismus wollte sich eben von der drückenden Fessel der sephardischen Einseitigkeit befreien, die sich als vollkommen nutzlos gegen die Gefahren dieses Studiums erwiesen hatte. Es ging überhaupt um so weniger an, alle alten geheiligten Schriften auf den Index zu setzen, als dasselbe Schicksal auch den neuesten drohte. Und wenn auch die einzige,.Alles in den Schatten stellende Autorität des Art anerkannt und vollkommen gewürdigt war, wenn auch bereitwilligst zugegeben wurde, daß mit Ausnahme des Xunaii, des I1r>8 Nanuekuk, des Nachmanides, des R. Josef bar Kalonymos und einiger Anderen, sämmtliche Schriften vor dem Ari, die des R. Mose Cordovero nicht ausgenommen, nur als philosophircndc Versuche kabbalistischer Systeme zu betrachten seien, so wollte der Chaßidismus gerade dieses Stadium der vorbereitenden Untersuchung der Kabbala wiederherstellen, um dieselbe vollständig zu beherrschen, ergründen und ihrer Räthselhaftigkeit entkleiden zu lernen. Mit der größten Schärfe, Klarheit, Entschiedenheit und gleichzeitig unangefochtener Autorität hat dies der Verfasser des neuen 6ii6886ä l'uonUmm dnrch- geführt.
Seit sechs Jahrhunderten hatte man keinerlei derart kühne Sentenzen aus geheiligtem Munde mit ausdrücklicher Berufung auf göttliche Erlaubniß vernommen. So begegnen sich zwei Pole, innerhalb derer sich der historische Kreislauf der Kabbala