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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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beherrscht, müssen wir die Wirksamkeit dieser Männer nnd ihr Zeitaller einer kurzen Betrachtung unterziehen, die ein interessantes Streiflichr ans die An­schauungen des Chaßidismus wirft.

Da ist zuerst Jbn Esra, der Aelteste der vier Zeitgenossen, von dem Maimonides in seinem Schreiber: an seinen Lohn, an dessen Echtheit keine kritische Krittelei heranreicht, den Ausdruck gebraucht, das; seine geistige lleber- legenheit nur mit der unsres Vaters Abraham verglichen werden kann. Wir setzen beim Leser die Bekanntschaft mit dem Charakter seiner Werke voraus und auch mit den Stürmen, welche deren Eigenthüinlichkeiten entfesselt haben. Ein bedeutender Chaßidim-Rabbi, R. Leb Charis, Verfasser berühmter Talmudkommentare, Schwiegersohn des lljhelyer Rabbi Moses Teitelbaum, pflegte zu sagen:Drei Verfasser haben mit Absicht derart geschrieben, daß »an sie nicht verstehen soll, der Mahram Schiff (einer der scharfsinnigsten Kommen­tatoren des Talmuds), der Mahral von Prag in seinen religionsphilosophischcn Schriften und der Abu Esra. Der Mahram Schiff will sich nicht zu verstehen geben; ich will ihn aber verstehen und verstehe ihn vollkommen. Den Mahral will ich verstehen, aber ich kann nicht dazu reichen. Ter Abu Esra will sich nicht zu verstehen geben, ich kann und will ihn nicht verstehen." Andere noch bedeutendere Rabbis und Kollegen dieser Gelehrten stellen den Jbn Esra ohne Rücksicht auf manche Jrrthümer, was SeelenbobMr - ^

. . nue Eiuse gellt. Das Räthsel und sewe

Extreme löst R. Pinchas Korretzer, eiir Schüler des R. Israel Balschemtow, auf folgende charakteristische Weise: Er fragt, wieso es komme, das; so große Männer sich in derartige Widersprüche und unrichtige Ansichten verwickeln konnten? Die Erklärung liegt darin, daß mit der Zerstörung des Tempels das geistige Licht, welcher dasselbe verbreitete, nicht plötzlich erlosch, sondern in den folgenden Ge­nerationen der Tanaim (Mischnalehrer), Amoraim < Talmudlehrer), Saboräer (Erklärer des T.) und Gaonim, wenn auch immer schwächer fortleuchtete. Den späteren Generationen, von Nachmanides und Nri an, begann schon das neue Licht der zukünftigen Erlösung und des wz zu leuchten, das ein ganz

neues Licht auf die Thora und die mündliche lleberliefernng verbreitet. Jbn Esra lebte in einer Zeit, in welcher jenes Licht vollständig erloschen und dieses voll­ständig verborgen war, fodaß der hellste Geist in einer solchen Zeit der völligen Finsternis; vergebens den Weg suchte. Nun war Jbn Esra auf seinen Weltreisen durch den Kampf gegen die damals übermächtigen Karaiten beeinflußt, welche ihren blinden Haß gegen die Tradition durch eine erheuchelte Liebe für den Pen­tateuch zu bemänteln strebten, den er ihren entweihenden Händen zu ent­reißen suchte.

Weit räthselhafter ist das Verhalten des Raschbam der nach dem Hin- scheiden seines Bruders, des Rabbenu Tam, die Führung der an den Usern des Rheines wohnenden Judenheit übernahm, welche Käräertlmm nnd griechische Philosophie kaum dem Namen nach kannte. Dieser heilige Fromme der, wenn er m seltenen Fällen das Lehrhaus verließ, nie den Blick von der Erde erhob, er­zählt in seinem Thorakommentar (k. bVchesalreb), das; er seinein Großvater Raschi Vorstellungen darüber gemacht habe, warum er sich in seinem Kommentar selbst ans Kosten der Einfachheit der Erklärung vorwiegend an die Auslegungen der Alten hielte, worauf ihm der durch seine Demuth und Bescheidenheit berühmte Werse dre Antwort erthellte, daß es chm unmöglich sei. einen neuen Kommentar

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