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Schabcha, der Verfasser der Lclleiltot, welcher die Traditio:: an den Pentateuch anschloß und zu jedem Gesetze mit Umgehung aller Dissertationen die endgiltigc Halacha beisetzte. Einen ähnlichen Weg schlug R. Isaak Alfasi ein, der den Talmud in einen gedrängten Auszug sämmtlicher endgilttger Entscheidungen brachte, alles Uebrige ausscheidend, aber nur für diejenigen Traktate, die im Exile aktuelle Verwendung haben. Während der Erste den Talmud in einen Pentateuch-Kommentar umwandelte, der Zweite das Gerüst des Talmuds beibehielt, schuf Maimonides einen vollständigen Neubau, in welchem alles Nöthige für die Wiederaufrichtung der jüdischen Gemeinschaft in Palästina und den Tempeldienst vorgesehen war, ein vollständiges System aller 613 Gebote. Maimonides ging so weit, daß er an die Wiedereinführung des Synhedrion dachte, welches der Erlösung vorausgehen muß, indem er den durch das Exil abgerissenen Faden der Zemiclm (N^VO), der Weihung von Lehrer zu Lehrer durch eine einmüthig vorgenommene Weihung eines Lehrers seitens der Gelehrten Pa- lästina's, als rechtskräftig zur Wiederherstellung eines mit der alten Autorität ausgestatteten Synhedrions anerkannt wissen wollte. Ein in dieser Richtung vorgenommener Versuch seitens des R. Jakob Berab, Lehrers des R. Josef Karo (um 1640), scheiterte an dem Veto eines Jerusalemer Gelehrten.
Da der Glaube an die Erlösung das Alpha und Omega des jüdischen Glaubensbekenntnisses, der Kabbala und des Chassidismus ist, so ist von größter Wichtigkeit, die Ansichten darüber klarzulegen.
Maimonides schließt seinen Prachtbau mit folgender Halaclla (P. 11): Der gesalbte König wird einst erstehen und das Reich Davids in seiner alten, ersten Herrschaft wiederherstellen, den Tempel bauen und die Verstoßenen Jsrael's einsammeln. Alle Gesetze werden dann so wie im Alterthum wiederhcrgestellt werden. Man wird Opfer darbringen und Brachjahre und Jobeljahre halten, ganz wie es die Thora gebietet. Und wer daran nicht glaubt und auf sein Kommen nicht hofft, der verleugnet nicht die übrigen Propheten, sondern die Thora und unseren Propheten Mosche, denn die Thora zeugt für ihn, da es heißt: „Und der Ewige Dein Gott wird Deine Gefangenen zurücksühren und sich Deiner erbarmen, und Dich wieder einsammeln von allen Völkern, unter welche Dich der Ewige, Dein Gott, zerstreut hatte. Wenn Deine Verstoßenen am Eude der Himmelsgegend sein werden, auch von dort wird Dich der Ewige, Dein Gott, einsammeln, und Dich von dort holen." Diese Worte der Thora umfassen alle Weissagungen der Propheten. Auch in dem Kapitel Bileam's weissagte er über beide Gesalbten (Nesclliclüm), den ersten, David, der Israel von seinen Feinden befreite, und den letzten, seinen
Nachkommen, der Israel Hilfe bringen wird.-Auch bei den Zufluchtsstädten
heißt es: „Wenn der Ewige, Dein Gott, Dein Gebiet erweitern wird, so sollst Du Dir noch drei Städte zu diesen Städten hinzufügen." Das ist noch nie in Erfüllung gegangen, ist aber nicht ins Leere hinein befohlen worden. Aus den Propheten brauchen nicht erst Beweise geholt zu werden, denn alle ihre Schriften sind voll dieser Verkündigungen. Du sollst nicht glauben, daß dieser König Zeichen und Wunder zu vollbringen haben wird oder eine neue Weltordnung einsührt, Tadtc lebendig macht und dergleichen. Dein ist nicht so, denn R. Akiba, der größte Mischnahlehrer, war der Waffenträger Bar Kochba's (Kosiba's) und hielt ihn, wie alle Weifen seiner Zeit, für den Messias, bis jener im Kampfe fiel und sich der Jrrthmn herausstelltc. Aber sie verlangten von ihm weder Zeichen noch Wunder.
Die Hauptsache ist, daß die Thora mit ihren Geboten und Gesehen für alle Einigkeit da ist: es kann nichts hinzugefügt, nichts daran gemindert werden. Wenn also ein König aus dem Hause David's aufsteht, der die Thora lernt und die Gebote hält, wie sein Ahne David, das geschriebene und das überlieferte Gesetz, und Israel