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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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veranlaßt, darin zu wandeln und es hochzuhalten und für (Mit zu kämpfen, so hat er als Messias zu gelten, wenn 6s ihm gelingt, den Tempel an demselben Orte wieder aufzubauen, und wenn er die Verstoßenen Jsrael's wieder sammelt, dann ist er gewiß der Messias und wird die ganze Welt dazu bringen, in Ewigkeit Gott zu dienen, wie es heißt:Denn einst werde Ich den Völkern eine reine Lpwchc bei- bringen, daß sie.alle den Namen Gottes anbeten und Ihm Schulter an Schulter dienen."

Man soll nicht glauben, daß zur Zeit des Messias die heutige Weltordmmg aufhören wird oder eine neue Schöpfung eintritt, sondern die Weltordnung bleibt bestehen, und wenn Jesaia sagt, daß Wolf und Lamm zusammen wohnen werden, der Panther neben dem Zicklein lagern wird, so ist das ein bildliches Gleichniß, daß Israel in Eintracht leben wird mit den früher bösartigen Völkern, die mit Leoparden und Wölfen verglichen werden, wie es heißt:Der Wolf der Steppe wird sie berauben, der Leopard ihre Städte umkreisen." Es werden Alle das reine Gesetz annehmen, nicht rauben und morden, sondern nur das rechtmäßig Erlaubte genießen; das bedeutet:Der Löwe wird gleich dem Rinde Stroh verzehren." So sind alle Gleichnisse aufzufasscn, deren passende Bedeutung sich in ihrer Zeit nach­träglich ausklären wird.

Unsere Weisen (Samuel aus Nahardea, Sanhedrin Ollis sageil: Zwischen heute und den Tagen des Messias besteht kein andrer Unterschied als der der Freiheit allein. Es scheint aus dem einfachen Tcrte der Propheteil hervorzugehcn, daß am Anfänge der messianischen Herrschaft der Krieg mit Gog und Magog aus­brechen wird und daß vorher ein Prophet kommen wird, um Israel zu belehren und ihr Herz vorzubereiten, denn es heißt:Siehe, Ich schicke Glich den Propheten Elia." Er wird nicht kommen, um den Reinen für unrein oder den Unreinen für rein zu erklären, und nicht um die für rechtschaffen Gehaltenen als Unwürdige dar- zustellen, oder umgekehrt, sondern um Frieden zu stiften, wie cs heißt:Er wird die Herzen der Väter den Kindern, die Herzen der Kinder den Vätern wieder zü­rnenden".

Andere Weisen sagen, daß der Prophet Elia noch vor der Ankunft des Messias kommen muß. Von allen diesen Dingen weiß Niemand, wie sie sein werden ; sie sind selbst den Propheten verschlossen gewesen, auch die Weiseil haben -keine Ueberlieferung dafür, sondern haben sich die Schriftverse nach ihrer Gut­meinung ausgelegt, sodaß zwiespältige Meinungen darüber herrschen. Jedenfalls ist aus den Einzelheiten dieser erwarteten Vorgänge kein fester Glaubensartikel zu machen. Man soll sich daher nicht in die betreffenden Ngadoth vertiefen lind nicht die Zeit mit den Midraschim zubringen, die davoll handeln, und daraus keine festen Dogmen machen, denn sie bringen weder zu religiöser Ehrfurcht noch zu Liebe; auch soll man keine Berechnungen über das Erlösungsjahr anstelle,,, denn die Weisen des Talmud fluchen dem, der dies thut, sondern man soll hoffen und an die Hauptsache glauben, wie wir sie erklärt haben. In den Tagen dctz Königs- Messias wird sich, wenn seine Herrschaft begründet sein wird, ganz Israel um ihn sammeln und werden alle ihre Abstammung aus feinem Munde erfahren durch den Geist der Prophetie, der auf ihm ruhen wird, wie es heißt:Es wird sitzen der Lauterer und Reiniger des Silbers. Zuerst wird er die Söhne Levi's läutern und wird sagen: der ist ein Abkömmling der Priester und dieser ein Levite; die anderen, die- diesen Namen führten, werden unter das Volk zurückkehren.'" So sagte Nehemia zu den Priestern, die ihre Stammbaumschriften verloren hatten, daß sie erst wieder eingesetzt werden können, wenn der Hohepriester mit den lllrim xv'tunum wieder da sein wird. Daraus erhellt, daß die Stammbäume durch Prophetengeist wieder hergestellt werden sollen. Dann wird das Volk nach feinen