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kommeue Seelen, welche in diese Tiefen hinabsteigen. (Das das Ich, ist das Schifflein der Seele.)
Die Furcht, welche die Seele befällt, ^2 s?2 "irr" „die nicht voll
kommen geraden Ursprungs ist," kennt die wahrhafte Seelenhoheit nicht. Sie vollführt furchtlos ihren Auftrag, trotzt allen Stürmen im Kampfe mit den Meereswogen des Lebens. „Von den Wogen zum Himmel emporgehoben, im nächsten Augenblick in die Tiefe geschleudert, wie im Tanz sich drehend, dem Trunkenen gleich, wird alle ihre Kunst zu Schanden (v^2NN ON122N ^2U. Zu diesen: Satze giebt der Balschem einen jener tiefen Lehrsätze, die ein ganzes System umfassen. Die Entwickelung der Menschheit in einem geschichtlichen Zeitraum von Jahrtausenden mit ihrer Unzahl von wechselnden Geschlechtern und vergehenden Individuen ist nichts anderes als die Entwickelung eines einzigen Individuums vom Scheitel bis zur Sohle, das gewissermaßen aus den Tiefen der Zeit sich emporhebend in der Reibenfolge dieser Gliedmaßen sichtbar werdend an die Oberfläche tritt. Der Körper dieses Individuums ist der wilde Mensch, der blijaal, in welchem
der eiaentliche Mensch eingekastelt fit, und aus dessen Banden er sich loszumachen hat. Der erste, von Schöpferhand in Seinem Ebenbilde geschaffene Mensch hatte, wie der Sohar sagt, nichts von der niederen Organisation des Menschen (vergl. Umell Immelecb II) Sein Körper war von einer höheren Organisation, als sie heutzutage das Seelenkleid ausweist. Durch den Sündcnfall mußte er das XUNfi X2LVV, den Körper des redebegabten lVNch eines Mittelwesens zwischen Thier und Mensch, anleaen. Die aanze Entwickelung der geschichtlichen Selektion des Menschen zielt dahin, alle seine verloren gegangenen Kräfte wieder an sich zu ziehen, sich aus dieser Umschlingung zu befreien und seine frühere Stufe wieder zu erreichen. Wenn dieser Prozeß abgeschlossen ist, dann folgt die Erlösung, von der der Talmud sagt: !Z1d2lV !?2 122^ IV 82 "711 )2 f'X.
Alle diese Andeutungen genüaen, um die Persönlichkeit des R. Israel Balschemtow in einem ganz anderen Lichte erscheinen zu lassen, als es das tn'ibe Bild moderner Geielüchtswlireiber bfi Rebandl'nm jüdischer Größen geliefert hat:
Die Hoheit dieses Gedankenfluges muß jeder wahre Seelenhirte Jsxael's erreichen. Der Sohar sagt: „Moses zeigt sich in jeder Generation"
821 ^22 und wir finden im Talmud, daß die Amoraim einen großen Zeit
genossen mit „Mose" anredcn (z. B. VDVXP Nld'v). Denselben erhabenen Gedankenaana, wie ibn uns der Kommentar des Balschemtow zu Psalm 107 zeigt, oanz dieselbe Welt, Natur, Zeit und Entwicklungsanschauuna. finden wir in dm: Gebete Mose's, dem Vsglm 60. Da beißt es: ..Herr der Welt! Wohnung waiU Du uns von Geschlecht zu Geschlecht, bevor die Beine geboren wurden, bevor die Erde und ibre Oberfläche kreifie: ia. von Welt zu Welt bift Du es Allmächtiger!" ZVV übersetzt Raschi unumstößlich mit „Wohnung", und wenn wir an das Tatar maon des Talmud erinnem, so finden wir. Wort für Wort, den Seaen Mose's wieder, wo der sterbende Provhet das Volk anredet: „Du Wohnung des Gottes der Vorzeit (oder Vorwelt), Du bleibst es unter den Arnnen der Welt, das beißt: auch nach der Schöpfung." Hier liegt der aanze Sohar aufaerollt: denn, was wir N^2tV „Wohnung, Volksseele" und gleichzeitig „göttliche Maiefiät" nennen, findet hier feinen Ansdruck. Stellen wir uns Moses beim Gebete in der Einsamkeit des Horeb vor. gerade vor der Offenbarung im Dornbüsche, wie er sich in dieser wild majestätischen Umgebung von archaischen Stcinriescn bei unter- gebendcm Tageslicht über die Natur und die Schöpfung, über Raum und Zeit mit der Volksseele zu dein Gotte der Vorzeit erhebt.