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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
Entstehung
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vermöge der unendlichen Seclenkraft, die in demselben sich ein Fenster in die Unendlichkeit bahnt, in sich die. Himinelsräume mit ihren unmeßbaren Aus­dehnungen und un-zählbaren Welten ajufnehmen kann, während das geistige Auge des Gedankens nicht nur den Raum, sondern auch unzählbare Wieder­holungen desselben in der Zeit und über dieselbe hinaus zu umfassen die Macht hat. Und alle diese zahllosen Welten und inkommensurablen Aeonen sind, wie der erste Ebe88eck l'adrnbam (Azulai) sagt, nur ein einziger Tropfen im Ozean des Unendlichen, Unfaßbaren, oder, wie R. Schimschon Ostropoler bemerkt, ein einziger, erhabener Gedanke desselben,, Wenn wir a poMeriori das Verhältnis; des menschlichen Gedankens! zur unendlichen Gedankenwelt als Gleichniß ans den unfaßbaren höchsten Willen übertragen dürfen. Dieses Gleichniß, das uns trotz feiner Beschränktheit für so inkommensurable Größen zu Gute kommt, können wir für den Unterschied zwischen den Begriffen von bascbgaclm lilalü

allgemeiner, und basebAacka prallt (7N12ND 'N), besonderer Vorsehung, behufs Lösung der gegenübergestellten scheinbaren Widersprüche verwenden.

Dvr Kreis unserer Betrachtung, der uns zu den: Spruche Mose's zurück­führt, ist aber damit noch nicht geschlossen.Du läßt sie hinftrömen, als ob sie im Schlafe wären."

Das ist die Betrachtung des Verhältnisses des höchste:: Willens zur Schöpfung als Wcltseele, deren Dunkelheit alle Irrenden und alle alten und neuen Frevler auf Abwege geführt und in die Abgründe des Pantheismus und Götzendienstes gestürzt hat. -

R. Israel Balschemtow starb am ersten Tage des Wochensostes 6621 (1761), tief betrauert von einem nach Tausenden zählenden Kreise begeisterter Anhänger und ohne einen namhaften Gegner in den Kreisen der alten Orthodoxie. Sein Hanptgegner, das Oberhaupt der Brody'er Kabbalistenschule, der wegen seiner Gelehrsamkeit und- Heiligkeit berühmte R. Chain: Zanser, hatte vor ihn: das Zeitliche gesegnet. Es war damals kein Mangel an großen Männern, denen die mannigfachen Neuerungen eines in so stürmischen Zeiten auftretenden Un­bekannten nicht gleichgiltig bleiben konnten. Aber während Alles den: im Finstern schleichenden, scheußlichen Treiben der Sabbathianer und Frankisten rath- und thatlos gegenüber stand, Hatte der Balschemtow die spiritistischen Kunststücke des dämonischen Anführers der letzteren entlarvt. Auch eine der größten Autoritäten jener Zeit, R. Hirsch Horowih, Rabbiner zu Czortkow, Vo^er der berühmten Rabbiner R. Schmelke von Nikolsburg und R. Pinchas von Frankfurt am Main, hatte die geistige Ueberlcgenhcit des Balschemtow anerkannt. Auch in diesen Kreisen galt er als Wunderthäter, denn selbst R. Jacob Emden berichtet wiederholt (auch- in der vor sieben Jahren znm ersten Mal gedruckte«: Sclbstbiographie lAegillat Leker) von dein wunderbaren Ereigniß, das sich in Xnnüniec pockollbi bei der Verbrennung des. Talmud abspielte, wobei der verbrennende Bischof im Todeskampfe alle Verfolgungen gegen den Talmud zurückzunehmen sich gezwungen sah. Wenn diese Kunde bis nach Hamburg drang, so kann man sich vorstellen, welchen Eindruck dieselbe in nächster Nähe machte, wo noch heute der Ort gezeigt wird, an welchem der Balschem, auf seinen Stock gestützt, der Exekution zufah. Bezeichnend für die Seelenhoheit des R. Israel ist es, daß er, als er von den gehässigen Ver­leumdungen hörte, die über ihn seinem Brody'er Gegner zugetragen wurden, seinen Leuten befahl, sie sollten dieselben durch nichts zu entkräften streben, um den: Zaddik sein Vergnügen nicht zu stören. '