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nungsschimmer baldiger Erlösunig entgegenzuwirken, sind die Berechnungen des Sohar von einer unbegreiflichen Kühnheit. Es giebt eine solche, welche man sogar Anstand genommen hat, der Oeffentlichkeit anzuvertrauen. In einem der ältesten Soharmanuskripte, welches die Bibliothek Cambridge von dem gelehrten Antiquar Hirsch Lipschütz erworben hat, findet sich in ?. ^Vajera eine Jahreszahlbestimmung für.das Ende des Golus aus 5730 — 1970. Das wagte kein Kopist vor 600 Jahren abzuschreiben. Man hielt es für Frevel, an die Möglichkeit zu glauben, geschweige denn so etwas zu veröffentlichen. Uebrigens findet sich dieselbe Rechnung bei Ari, Uwe Vorab zu ?. Llike? Vers 1, und in Or Ie8cbainajiin von dem berühmten Chaßidimrabbi R. Meier Apter (1760—1826) auf 6722 1962.
Alle diese Berechnungen sind jedoch nur für die Tafel der Gesetzmäßigkeit, das Ende bei N711-2 121 8^ angestellt, ohne die Freiheit des Weltenlenkers und dessen Gebot der täglichen Hoffnung zu beeinträchtigen.
Wenn diese unzerstörbaren Hoffnungen im Laufe des mehr als achtzehnhundertjährigen Exils seit Bar Kochba zu wiederholten Versuchen geführt ^ haben, das Joch der Knechtschaft vorzeitig abzuschütteln oder das Volk falschen , Messiassen in die Hände zu treiben, so sind gerade Sohar und Chaßidismus ! diesen Verirrungen entgegengetreten. Gerade bei diesem Hauptlehrer der « Chaßidim findet sich der Ausspruch, daß alle die außerordentlichen Katastrophen, welche unsere Weisen für die Zeit des Messias in zahlreichen Agadas vorausgesagt haben, sich ihrem Seherauge in der weiten Ferne, in welcher sich ihnen der lange, lange Weg des Golus bis zu seinen: Ende dargestellt hat, als schauerliche Erscheinung vorgestellt haben. Obwohl sie nun auch in der Zertheilung und Zerkleinerung auf die hinlänglich schrecklichen und traurigen Erlebnisse des ' Golus diese Vorahrurngen völlig rechtfertigen, so seien dieselben nunmehr überstanden, um einer langsamen, friedlichen Wiedergenefung Platz zu machen.
Dies sei der Sinn der Voraussagung des Sohar, daß die Verfolgungen aufhören und das Volk durch die Pflege der göttlichen traditionellen Wissenschaft allein alle schweren physischen Prüfungen ersetzen und die Erlösung mit Erbarmen sich vollziehen werde ('QN12 87112) sv sl^Dch
An die Stelle der Prüfung durch körperliches Martyrium auf dem Schaffet und der Folter sollte die geistige Läuterung treten. Die Kabbala hat nun auch ihr Möglichstes gethan, um diese Prüfungen des Geistes und des Herzens in manchen Beziehungen noch viel peinlicher zu gestalten, als die physischen. Der Mäctyrertod hatte für die Tag und Nacht zu Tode Gehetzten alle Schrecknisse verloren. Der Eine betrachtete ihn als Erlösung, der Andere setzte seinen Stolz darein, auf die leichteste Art es den größten Weisen und Frommen im Wetteifer um die höchste Seeligkeit zuvorthun zu können. Das Alles, sagte R. Dowber, ist ein wenn auch noch so feiner Egoismus. Es giebt ein Oan Tcken eljon und ein Oan liäeu tacbton, ein höheres und ein niederes Paradies, lacken, sagt dieser Lehrer, heißt eigentlich „Vergnügen". Es giebt Wonnen des Gefühls und des Geistes. Oan, der Garten, kann für die Ethik aus der Wurzel g-anab „verschmähen" ausgelegt werden. „Du sollst verschmähen den Genuß der Wonne, der niederen sowohl wie der höheren." Denn wein: Dein Streben aus Genuß gerichtet ist, so ist das Selbstdienst und in: Grunde genommen, eben so verwerflich, wie das Streben nach niederen, materiellen Genüssen. Für den wahren Dienst soll nur die Erfüllung des höchsten Willens maßgebend sein. —
Einer aus dieser Schule, R. Jecheskel aus Kazmierz an der Weichsel, ging einmal mit seinen Leuten zu Liäuscb llewonob, dem Segensspruch