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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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bleibt somit bei dem. dunklen Gebiete der Igmorabimus stehen, in welches, seiner Ansicht nach, weder Experiment noch Forschung hineinzuleuchten vermag, über dessen Schranken sich keine Philosophie wagen darf, da unser Jahrhundert, das Jahrhundert der Wissenschaft, keine Philosophie brauche.

Ein derartiges Compromiß, welches der Dogmatik freie Hand ohne jede Controlle gewährt, auf einem Gebiete, ans welchem seit jeher der schlimmste Mißbrauch getrieben wurde, kann dem strengen, talmudisch-kritischen Geiste keinerlei positive Befriedigung bieten. Es wäre ein bedauerliches Ohnmachts- zeugniß für den menschlichen Geist, wenn er im Widerspruch mit der alten SentenzErkenne Dich selbst!" über sein eigenstes, innerstes Geistesleben weder Forschung noch Experiment anstelle!: könnte.

Die jugendliche moderne Wissenschaft kann sich eine derartige Autopsie nicht ohne eine Autovivisection vorstellen, die allerdings mit gewissen Schwierig­keiten verbunden sein dürfte.

Die Thatsache unseres höheren Lebens, die Virchow kennt, seht eben einen höheren Seelenadel voraus, der aber seinem Schüler Haeckel, dem Vertreter der materialistischen Gastronomie, völlig unbekannt ist. Andrerseits haben gerade die scharfsinnigsten Jünger der abgewirtschafteten nihilistischen Schule, wie Aksakow, Bernstein, Charcot, Crooke, Huprel, Abstiege in diese dunklen mit mephitischen Dünsten erfüllten Schächte unternommen und Forscher, wie Lombroso, Astronomen wie Schiaparelli und Flammarion, zu verblüfften Zeugen ihrer Experimente genommen, die dem Philister eine Gänsehaut ver­ursachen. Virchow ist höflicher als Giordano Bruno, der Märtyrer der Auf­klärung, der alle Diejenigen, die von der Unsterblichkeit der Seele nicht über­zeugt sind, in seinen Lpacci einfachEsel" nennt. Auch das ist eine Dogmatik, welche dem jüdischen Geiste keine Befriedigung bietet. Andrerseits verbietet ihm die Religion das Betreten jener finsteren Regionen des modernen Spiri­tismus, welche im 6. B. M. 18,10- verboten, werden, als die des Xossem nach dem Talmud die Schüsselvision, nach Art des von Hartmann rehabilitirten Jakob Böhm, der aus einer Zinnschüssel seine mystischen Concepte schöpfte,iAeonon des Astrologen, ^lennolleisell (cr^NllQ), Becher­

visionist, UaellWeimt' (^L>2Q), Spiritist, im Allgenieinen: der Experimente macht, welche die Naturgesetze, z. B. das Gesetz der Schwere anfzuheben scheinen, Ebodkr Ollnbor (N2N "Q1N), des Schlangenbeschwörers, dessen unerklärte Kunst­stücke thatsächlich festgestellt sind und der zugleich die Fähigkeit besitzt, Thiere durch sogenannte Kineste um sich zu versammeln (Rattenfänger von Hameln) Ob (I1X) und jicleoni Geisterbeschwörcr, und Oorescb ei Hametum

(WNVN L'IN), des richtigen modernen Spiritisten. Denn ein Greuel sind dem Ewigen, Alle die dieses thun, und wegen dieser Greuel vertreibt sie der Ewige, d. G., vor Dir. Damim tilste (N'tRi ll'QO) Schlicht sollst Du sein mit dem Ewigen, d. G." Dazu bemerkt N a s ch i: Wandte mit Ihm in Einfalt und hoffe auf Ihn und forsche nicht nach Zukünftigem, sondern nimm Alles, was Er über Dich bringt, in Hingebung an. Dann bist Du mit Ihm und Sein Antheil. Damit ist jedoch der Einblick in das höhere Seelenleben keineswegs verschlossen. Es sollen nur diese Abgründe, diese unheimlichen, unreinen Regionen atavistischer Sphären, gemieden werden. Denn es folgen an derselben Stelle die Vorschriften über die Stellung des Propheten und die Beurtheilung seiner Lehrthätigkeit, wie er als Vertreter Mose's die Offenbarungen göttlichen Geistes fortsetzen wird und in den Prophetenschülen von Samuel bis Maleachi fortgesetzt hat.