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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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Ableben Wallfahrten zu seinem Grabe in Bräclaw anordniete, welche seine An­hänger (Braclawer), trotz aller Verfolgungen und Aechtungen als Sektirerei, noch heute befolgen.

Als Mann von hervorragenden geistigen Fähigkeiten und als Enkel des Balschemtow mütterlicherseits, fand er nämlich feinen Anhang, und selbst der sonst so strenge R. Barnch von Medziborz, dessen gefürchtete Antik die Größten nicht verschonte, nahm sich des Verwandten an und berief die hervorragendsten Zeitgenossen, um den Verfolgungen des Altem ein Ende zu setzen. Dieser wußte der Versammlung aber derart zu imponiren, daß er dem trotz seiner Jugend gefürchteten R. Baruch auf russisch zurufen konnte:Fange nicht mit einem Men an, der nimmt die Kinder in den Sack." Als er später bei seiner Abfahrt aus einem Städtchen, von der ganzen Gemeinde begleitet, sich verabschiedete, und in einer Fähre über den Dniepr scheu wollte, ivurde dieselbe vom Eissioß erfaßt und ging unter. Dem Ettrinken nahe, richtete er sich im Wasser auf und rief den am User Stehenden zu:Ihr werdet glauben, daß, wenn ich ertrinke, dies eine Strafe und Rechtfertigung des von mir Verfolgten isi. Ich warne Euch nochmals vor ihm in diesem Augenblicke." Es gelang ihm, sich an's Ufer zu retten, ivghrend sein Begleiter ertrank.

Etn andrer Zeitgenosse des R. Dowber war R. Michel Mai aus / Zloczow, aus einer der angesehensten Gelehrtenfamilien, der sich einer W- siaimmmg von 13 Generationen Lebomre llabris rühmte, das heißt von Leuten, die niemals in ihrem Leben eine Anwandlung eines unkeuschen Gedankens gehabt haben. Sein Vater, R. Jsak aus Drohobpcz, welcher Anfangs ein Gegner des Balschemtow gewesen war, batte sich mit demselben versöhnt und seinen Sohn ibm als Schüler zuaeführt. Dieser' ordnete sich willig der Führerschaft des aroßen Magid unter. Er hinterließ fünf Söhne, sehr bedeutende Führer der Massen, unter denen sich namentlich R. Wolf von Zbaraz durch seine sprüchwörtlich ge­wordene Sanftmuth und Naivetät auszeichnete. Als einsi sein Brüder, R. Jsak Radeviler, der sehr reich war, ihn besuchte und seinen hölzernen Kidduschbecher als,Unikum betrachtete und in die Hand nahin, sagte er zu ihm:Lieber Bruder, damit Du das Gebot: «Du sollst nicht gelüsien« nickt übertrittst, will ich ihn Dir zum Geschenk machen." Als seine Frau einen heftigen Zank mit ihrem Dienstboten hatte und dieselbe vor Gericht laden wollte,, zog er seinen Mantel an, und als sie ihn fragte, wohin er gehe, sagte er:Ich muß doch zum Gericht gehen, um sie zu oertheidigen, denn sie ist eine Waise und es heißt: «Ich darf . - die Streitsache meines Dieners! nicht verschmähen»."

Unter den R. Dowber fernstehenden Zeitgenossen isi als Ersier der in

-Krakau, geinnxmo Rablnuer R. I o s u a aus! altadligem Geschlechte, später Lem-

berger und dann Frankfurter Rabbiner, der Verfasser der U'ne soscbua, zu erwähnen, sein Juaendkolleae, den er bei seinen Reisen nach Karlsbad ter war gichtleidend s zu besuchen pflegte. Er selbst war in Turka (Galiziens geboren und lebte, !vie die großen Gelehrten jener Zeit, die keine Protektionskinder waren oder nicht nach Deutschland wollten, in den dürftigsten Verhältnissen. Er erhielt dann eine Berufung nach Rowno als Rabbiner, und beschloß seine Lauibglm in Medziborz. Bezeichnend für den Bildungsgradl der niederen Klassen isi es, daß, als sein Anhang groß wurde, die UalbaUin (Spießbürgers der Stadt eine Sitzung einberiesen, um zu berathen, ob man der drohenden Vertbeuerung der Gänse durch die Besucher nicht durch eine Kündigung des Rabbiners steuern solle.

Sein Kollege, der U'ne so8cbua, dessen überwältigenden Eindruck Azulai im Zabein baoecloliin schildert, hat durch seine Werke über talmudische Exegese das Talmudstudium gehoben. In den Streit mit R. Jonathan Eibeschütz ver-