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Pflanzung der Familie; jescbuot (MP1L"), die H i l f e, entspricht der Rechtspflege gegen die Gcwaltthätigkeit; Cbocbmat (NV2N), die Wissenschaft, entspricht der in den Speisegesetzen und Opfern enthaltenen Religionswissenschaft; Oaat (TUN), die Erkenntniß hat als unerläßliche Grundlage die Reinheit des Körpers und ihre Gesetze. — Der Satz schließt mit den Worten: „Die Schatzkammer aller dieser Lehren ist die Gottesfurcht." HX 'N NX-N Xd'X ^X x^> X^ 'X. „Wenn diese da ist, hat Alles seinen Werth, wenn nicht, nicht."
Der Unterschied zwischen dem Chossid und dem irreligiösen Lamdan, wie er namentlich unter den mit Gelehrsamkeit überfütterten, zu Ausschreitungen geneigten niedersten Klassen Littauens häufig ist, liegt in dem biiggua (HH1) in der Melodie. Der Erstere sagt: wenn nicht — nicht, der Letztere: wenn nicht, dann nicht, ist auch nichts daran gelegen.
Anstatt daß aber die Thora dazu da ist, daß das ihr innewohnende Licht den Menschen zum Guten, das ist also nicht das Studium an sich, sondern zur wahren Religiosität in Geist und Herz, zurückbringe (11UN2 -I 1 X! 2 N
2121VP), sinkt sie in den Händen des rohen Materialisten zum Handwerk, am Ende gar häufig zu einer unheimlichen Waffe herab, die sich, wie die zahllosen aus den Lehrschulen hervorgegangenen Feinde und Zerstörer beweisen, gegen die Religion kehrt. Es muß also einmal dieser Vergeudung geistiger Schätze an Unwürdige ein Ziel gesetzt und mit der Umkehr durch ihr Licht zum Guten, d. i. zur reinen Religiosität, Ernst und Anfang gemacht werden. Daß eine Zeit gekommen sei, in welcher diese Taktik nothwendig und unabweisbar werden könnte, davon haben alle diese großen Gelehrten keine Ahnung gehabt. R. Rafael Cohn, der letzte der großen polnischen Weisen in Deutschland, eine der erhabensten Erscheinungen und Charaktere, ein Genie in Behandlung der talmudischen Wissenschaft, das dem Riesentalente des Gaon die Waage hielt, mußte es erleben, wie der durch ihn vererbte Geist in seinem eigenen Enkel, Dr. Gabriel Rießer, dem Hauptführer der 48 er Bewegung, in den Dienst der gegensätzlichen Reform gestellt wurde, dem auch seine Zeitgenossen draußen folgten. Die 60 Täuflinge im russischen Ministerium des Innern, welche die lange, lange Reihe von judenfeindlichen und rubelfreundlichen Erlässen diktirten, entstammten sammt und sonders den littauischen Jeschiboth. Die Untersuchung ist noch lange nicht abgeschlossen, nicht einmal eingeleitet, ob der Nutzen den Schaden auswiegt, den sie dem Judenthum gebracht haben. Man vergleiche nur, was R. Josef Jaabez (1492) über ähnliche Verhältnisse von der spanischen Katastrophe schreibt.
Während die ausschließlichen Talmudisten, wie 8cbaa§ä5 t^rje, den profanen Wissenschaften gegenüber eine durch Generationen festgehaltene streng ablehnende Haltung Annahmen, die gegenüber der geradezu scheußlichen Litteratur des Mittelalters gewiß gerechtfertigt war, hat der Gaon in seiner Abgeschlossenheit und bei der Vielseitigkeit seines Geistes in der schlichten Ueber- zeugung von der Unangreifbarkeit der religiösen Wissenschaft den profanen Wissenschaften als willkommenen Gästen für die einschlägigen Fächer des Talmud Einlaß gestattet. So beruft sich der Uebersetzer des Euklid (Hamburg 1778) bei Lebzeiten des Gaon auf dessen Auftrag, alle möglichen wissenschaftlichen Werke ins Hebräische zu übersetzen, da der Mangel an wissenschaftlicher Bildung sich beim Talmudstudium in einem entsprechenden Mangel an Verständniß des Gesetzes fühlbar mache. So kam es, daß das damals von dem in Krakau wohnhaften Wilnaer Pinchas Elia verfaßte Werk Zeker-llabrit dem Gaon als Autor zugeschrieben wurde.