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der Gelehrten geschwunden." Kant und Laplace waren damals noch nicht geboren, aber die Ideen schwebten schon in der Luft und entgingen dem Seherauge des Balschemtow nicht. Jene waren Zeitgenossen des Gaon, aber er konnte keine Ahnung von dem neuen Zeitgeiste haben. Entfernt man das aristotelische Element aus dem lVloreb, so bleibt nur der reine, göttliche Hauch der hohen Religiosität des Maimonides, dem ja auch der die erste Stelle einräumt. Dennoch würde es keinem Chossid einfallen, den Moreb als populäres Studium oder gar für das Bethhamidrasch zuzulassen, geschweige denn zu empfehlen. Spiele nie mit Schießgewehren! Ein sehr bedeutender Rcbbe, der Famulus des großen R. Schmelke Horowitz, mit Namen R. Mose Lob Sassower, wurde gar einmal in Krakau in's Halseisen gesperrt, weil er im Bethhamidrasch des Metalle ^.lnnkotb einige rasengrüne junge Leute, die sich den lAorell zum Studium auserkoren hatten und auf dein besten Wege waren, in ihrem Glauben Schiffbruch zu leiden, durch die Beseitigung des Buches retten wollte. Der lÄore, Lehrer der Irren, ist für die Andalusier geschrieben, die an den arabisch-hellenistischen Hochschulen in ihrem Glauben irre geworden waren. Maimonides redet als Arzt und Psychiater zu ihnen, wie man zu Leuten mit fixen Ideen reden muß. Immerhin steht der Chossid auf Seiten R. Treitel's, daß das keine Volkslektüre ist.
Was hingegen den Unglauben an die Existenz der Dämone und an die Aktualität der spiritistischen Probleme betrifft, so wird derselbe als ganz irrelevant betrachtet. Es hat seit Hippokrates zahllose berühmte und tüchtige Aerzte gegeben, die Jedem in's Gesicht gelacht hätten, der die Existenz von Baccillen und Bakterien verkündet hätte, die ebensowenig ein Glaubensartikel für die Medizin sind, wie die Dämonen für die Thora. Maimonides, dessen Grundtendenz in Erklärung aller Gebote, die Ausrottung jeder Art des Götzendienstes ist, und der xn^v^ X712PN geschrieben hat für die Zeit von der es heißt: „und den Geist der Unreinheit werde Ich von der Erde entfernen", hat dieser Zeit vorgegriffen und die Dämonen als Grundlage aller Götzenkulte, in Gedanken wenigstens, vernichtet, ganz im Sinne der Thora.
Nicht besser erging es dem großen Talente des gefeierten Mannes in der Halacha. Die Autorität der gesetzlichen Entscheidung, das Schlußresultat der ausgedehnteil scharfsinnigen Abwägung aller Für und Wider soll nach dem Talmud den Prüfstein wahrer Größe und der richtigen Fühlung mit dem Volke einerseits und der höchsten Weltleitung andererseits bilden. 1^> „Ihm
gehören die Leitungen der Welt", dazu bemerkt der Talmud: al tikri lmlicllot ela lmlacllot, d. h. soviel als daß in der ewig neuen Halacha sich die ewig neue Weltleitung symbolisirt.
Dabei steht nun die Größe des Gaon in: Vergleiche zu anderen Autoritäten weit kleineren Ranges in umgekehrter Proportion. Welche Herrschaft auf diesem Gebiete der rituellen Gesetzgebung hat der Preßburger Rabbiner R. Mose Sofer, der Lissaer Rabbiner R. Jakob, Verfasser des Omvvol Oaat und dleAdoill, ja selbst der Privatmann R. Abraham Danzig, Verfasser des Omje /Vclam und Ellocllirmt /Vclam erlangt! Der Talmud selbst sagt, daß dazu ein besondres Glück gehört, das nur den Stämmen Juda und Jsachar beschieden sei. Von Letzteren heißt es: locke biimll laitlim, die das den Zeitverhältnissen angemessene gesetzgeberische Talent besitzen, um zu entscheiden/ was Israel zu thun habe.
Durch seine Neigung zur Strenge, zur äußersten Verschärfung der Ritualgesetze, auch solcher, welche, wie das Verbot LNN, des nach dem 16. Nissan