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läge seines Berichtes genommen wurde, von demselben entstellt worden ist. Zweitens, weil selbst ein befangenes, von Vorurtheilen beeinflußtes Urtheil eines Augenzengen mehr Werth hat, als ein solches, das sich auf Grund unkon- trolirbarer Berichte vom Hörensagen konstruirt.
Die nachweisbaren Ungenauigkeiten, die sich der Ullilosopkus vaZa- Kunelu8 dabei hat zu Schulden kommen lassen, beweisen ebensowohl seine Oberflächlichkeit und seinen Diangel an praktischem Verständniß, wie seine Unbefangenheit. Da seine Autobiographie sehr selten ist, so muß ich aus der hebräischen Ueberschung derselben rückübersetzen.
Er beginnt mit einem groben Schnitzer, in dem er den Gründer des Ehaßidismus, R. Israel, mit R. Joel Balschcmtow, dem Verfasser des Nit'alot, Enkel des Bach, verwechselt. Wenn er ferner von Wunderthaten des letzteren berichtet, von Wunderkuren und Entdeckung von Diebstählen, und als geborener Cyniker letztere durch den Witz zu erklären sucht, daß seine Leute die Diebstähle vorher ausgeführt haben, so steht er nicht hinter den Philistern des Städtchens Buczacz zurück, die einmal behauptet hatten, der Batschen: hätte ein Pferd gestohlen. Die Sache verhielt sich in Wirklichkeit so : Ein armer Fuhrmann kan: zu ihm gelaufen : es wäre ihm fein Pferd gestohlen worden. Darauf sagte ihm der Balschem, es befände sich in der ersten Dorfschänke bei Buczacz. Der Schanker war reich und mit dem Kultuspräfidonten — damals hieß er Uoscbbakollol — von Buczacz verschwägert, gleichzeitig ein arger Diebeshchler. Das Pferd wurde auch bei ihm gesunden, und die Logik des Kultuspräsidenten traf, was sonst selten der Fall ist, mit der des Philosophen zusammen, daß es nur der Entdecker gestohlen haben könne.
M. fährt nun fort: „Es fanden sich jedoch Schüler, welche in der Anhänglichkeit der Massen ein Mittel sahen, denselben nützlich zu werden, und ihnen eine Aufklärung in ihren: Sinne zu verschaffen. Als erstes Ziel hatten sie dabei die Beseitigung eingerissener llebelstände im Auge, und zwar die Herrschsucht der Gelehrten und das Mönchswesen der Frommen. Sie traten gegen die Rabbiner auf, die sich auf Grund ihres talmudischen Wissens eine förmliche Herrschaft über das Volk angemaßt hatten, die mit ihren pilpulistischen Kunststücken das Gesetz auf den Kopf stellten, die das Studium als Sport, aber nicht als Richtschnur für die Handlungen betrieben, und die Gebote als bloße äußerliche Ccremonien ohne wahre Andacht handhabten; (S. 96) gegen die frommen Asketen, weil sie behaupten, daß das Fasten und die Kasteiungen den Körper und damit auch den Geist schwächen und ihm die Seelenruhe und den Frohsinn rauben, ohne die es keinen wahren Gottesdienst gäbe. Der Mensch solle im Gcgenthcil den: Körper das Nöthige gewähren und die Welt soweit genießen, als es zur Belebung der Gefühle nothwendig sei. Der eigentliche Kultus bestehe in dem Dienste des Herzens, d. i. dem Gebete mit feuriger Andacht, dem NIIN^NN*), ferner dem PÜ22, einem schwer übersetzbaren Begriffe, den er einseitig mit „Aufgeben der Individualität" wiedergiebt.
(S. 101.) „Die neuen Organisatoren sagen: Die erste Grundbedingung des Choßid ist der Frohsinn, der vor Allem unversehrt erhalten werden muß. Für den religiösen Dienst ist das Endziel das Abstreifen des Körperlichen kltvir'SNN das auch der Sclnilcllan Hrucl: H 98 für das Gebet fordert. Darunter
ch Der dtocka bijsiincka, schreibt dasselbe mit demselben Aasdrucke einem Prager Talmndisten seiner Zeit vor, der sich eines schweren Delietes schuldig gemacht hatte und zu schwach war, um die entsprechenden Kasteiungen durchznmachen.