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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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führt werden, die eine geradezu frappante Aehnlichkeit mit denen des R. Israel Balschemtow bieten, die um so nlerkivürdiger ist, als uns sonst keinerlei schriftliche Iteberlieferung davon Kenntuiß Piept.

R. Moses Taku ist der erste polnische Jude, der in die literarische Arena tritt, ein Charaktertypus des polnischen Gelehrten späterer Jahrhunderte mit allen seinen Vorzügen und Mängeln. Wir erhalten durch ihu auch indirekte Be­lehrung über die ausfallende Thatsache, daß Jahrhunderte lang die jüdische, zahlreiche Bevölkerung Polens aus dem Gebiete des Schriftthums kein Lebens­zeichen von sich gegeben hat, durch den bisher nicht bekannt gewordenen Umstand, daß die Karaitcn die Lage vollständig beherrschten, wie sie von Byzanz ans über Bulgarien und die Donauländer den Welthandel mit Polen und Rußland ver­mittelten. In Rothrußland, dem heutigen Galizien, das seinen Namen der Hauptstadt Halicz (heute ein unbedeutender Ort mit alten Ruinen) verdankt, wie in Ukraine und Littauen, hatten sie die Macht in Händen und ließen die Rab- baniten nicht aufkommen. Wie in Sichern von den alten Kuthäern (Sama­ritanern), ist noch bis heut in Halicz ein wenig ehrwürdiger Ruinenrest der alten Karäergcmeinde geblieben, ebenso wie jene ein warnendes Abzeichen für alle unbefugten Reformer, die ihre den Todeskeim in sich tragenden Neugebilde an die Stelle Israels sehen wollen.

Der volle Name dieses Mannes war R. MoscbcnChasdai. Er ging von Polen nach Paris, um an der dortigen jüdischen Hochschule des Rabbenn Jechiel zusammen mit Nachmanides Talmud zu lernen. Der Letztere erwähnt ihn in seinen Glossen,zu Gittin I als denChacham R. Mose bar Chasdai aus Polonia er soll lang leben!" Ebenso zitirt Or Zarua aus derselben Schule . zwei Responsen vön ihm; endlich nennt R. Israel Brunn Nesp. 168 seinen vollen ! Namen mit dem BeisatzeTaku" und nennt ihn Resp. 24 als Verfasser des X'tab tamim, dessen Grab in Neustadt bei Wien sich befindet. Aus alledem geht hervor, daß Taku ein angesehener Mann, Gelehrter von Rang und großer Frömmigkeit war. Wenn seine Schrift so gut wie verschollen geblieben und erst neuerdings in der Zeitschrift neebmacl wieder ans Licht gekommen ist, so ist das ein Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit, denn in so despektirlichem Tone, mit so klobantenhaften Angriffen hat seither noch Niemand von R. Saadia Gaon, Maimonides, Jbn Esra und R. Jchuda Chaßid und seiner Schule zu sprechen . gewagt. Der polnisch-französische Ungestüm des pilpulistischen Jeschibahbachurs, ^ dessen ungeschälter Scharfsinn die Blößen der philosophischen Systeme blitzschnell herausfindet und gegen alle Fechterregel blind drauf loshaut, dabei seinen eigenen i Schädel der feinen Klinge des Gegners rettungslos biosstellt, das ist das Bild ^ des polnischen lLlisna^ecl, nur um fünf Jahrhunderte vorausgeeilt. ^ s

In den Resp. des R. Mose Jsserles schreibt R. Samuel Juda Katzen- s ellenbogen von Padua an denselben (R. 123):Es ist ein betrübender Fall, s wenn du, mein Herr, mir schreibst, daß unser Verwandter R'schal (R. Salomon : ! Luria von Lublin) sich Ausdrücke gegen das Lcliir lllajicllucl erlaubt hat und all seinem Orte das Absagen desselben verboten hat, gestützt aus das uralte Ui'tad ! llanüin und dessen Behauptung, daß iu jenem der Versder s

Du Alles umgiebst und in Allem bist" eine Blasphemie enthalte. Hier ist der > Kernpunkt der prinzipielleil Differenz zwischen der transcendentalen Schule des ! R. Saadia Gaou, welcher sowohl R. Juda Chaßid, wie R. Israel Balschemtow l allgehören, und den Verfechtern der agadistischen Anschauung, nach anthropo- ^ morphem Wortlallte genommen. ' !