Augenblick zu erwarten war, sie werde endlich aus ihrem Jahrtausende langen Schlafe erwachen. Einer jener Himmelsschwärmer, welche, aller Gesetzmäßigkeit spottend, die Astronomen in Verzweiflung setzen, war am politischen Firmament aufgetaucht, um mit feurigem Besen die Trümmer des durch die französische Revolution zu krachendem Einsturz gebrachten mittelalterlichen Kerkers der Menschheit auszukehren, den Traum des Weltreiches zu verwirklichen, den in der langen Nacht vor ihm Alexander, Caesar und Karl der Große geträumt. Klein von Herkunft, der Insel Corsica entstammend, die lediglich als Hcimath der Blutrache einen Namen hat, wie von Statur und Rang, der kleine Korporal genannt, wie Caesar, Mohammed und andere Neligionsstifter als Epileptiker, gefesselter Sklave seines eigenen Körpers, trat er die Weltherrschaft an, als Verwirklichung des dem Nebuchadnezar zugerufenen Traumwortes (Daniel 4,14), daß die Lebenden wissen, daß ein Höherer herrscht über die Regierung dev Menschheit und sie ihm giebt, wenn Er will, und den Niedrigsten der Menschen über sie setzt. Unter den Rabbinern war es der greise R. Rafael Cohn der nicht, wie seine Kollegen auf dein Bilde des
napoleonischen Shnedrin, über seinen Büchern eingeschlafen war, der dieses Phänomen mit Aufmerksamkeit beobachtete. Er wandte sich damals dem ausschließlichen Studium des Trartntes Kodoschim zu, denn, sagte er, die vnUoclloll (das Glück) dieses LclleAeB ist eine.so wunderbare, daß ich mich darauf vorbereiten muß, als Koben Ooclaul die 7N12P zu thun. Ein Vorgänger des Balschemtow, Verfasser der merkwürdigsten kabbalistischen Schrift van jallin zu Karnajirn, R. Schimschon von Ostropolje, der NN Jahre 1648 den Märtyrertod erlitt, hatte in jener Zeit in dem letzten Kapitel eine merkwürdige Prophezeiung niedergeschrieben: „In der Zukunft wird der unter der kabbalistischen Forme! ^.rmilus benannte Herrscher unter dem Namen blapol, ein Massenmörder vom Zweige Kain's, des ersten Mörders, austauchen und sich mit Jsmael verbinden wollen, wie es bei Letzterem in dem Verse angedeutet ist: „al pne bol eellarv napol." Um jene Zeit hatte Bonaparte seinen abenteuerlichen Zug nach Aegypten ins Werk gesetzt, um durch Regeneration der türkisch-arabischen Macht den Traum des Weltcnrciches bis nach Indien, mit Konstantinopel als Schlüsselpunkt, zu verwirklichen. In sein Programm hatte er die Ansiedelung sämmtlicher Juden in Syrien mit eingeschlossen. Obwohl persönlich Judenfeind, pflegte er doch als Schüler Fackeln in das Judenghetto zu schleudern, waren Juden genug unter seinen Heerführern. Und um die Traumgebilde der Zeitgeschichte in ihrer blutigen Ironie zu vervollständigen, war der Jude Soult nahe daran (vgl. Diners, vistoire lle I'vinpire), sich die Krone von Portugal auf's Haupt zu sehen, während Bernadotte im Tausche gegen den Glauben seiner Väter die Krone Gustav Adolf's aus seiner Hand bekommen und durch den Abfall in der Schlacht bei Leipzig auf seinem Haupte befestigt hat. Wie Alexander, führte ihn sein Fuß nach Palästina, aber nicht als Freund wie Jenen — denn er ließ sämmtliche Palmen des Landes umhauen —, als Akko seinem Heere Halt gebot und seinem ersten Traume durch die Pest, wie einst Sauherib, ein Ende bereitet wurde. Von ' seinem Welteroberungszuge nach Aegypten ist nichts geblieben, als eine geistige Errungenschaft, die Erschließung einer ungeahnten Geschichtswissenschaft, emanzipirt von den barbarischen Vorstellungen der Römer und Griechen, durch Lösung der Hieroglyphen, welche schließlich den Schlüssel zur Entzifferung der Keilschrift boten, die ihrerseits dm Lieg der Wahrheit, der heiligen Bücher des Judenthums, über die Finsternisse herbeigeführt hat, mit welchen die neuen Usurpatoren der Bibel im Vereine mit boshaften Renegaten seit Spinoza und Rcimarus ihr Licht zu verdunkeln trachteten. Obwohl moderner Heide und als