148 —
binischen Hierachie standen, vor ihm, und R. Jacob Ornstein, der Verfasser des stesebuotb jalcob, pflegte mit Rührung von dem außerordentlichen Eindrücke zu erzählen, den R. Levy's Ncilahgebet auf ihn gemacht hatte, als er zum Besuche seines Vaters, des Rabbiners von Jaroslau (Galizien), dort weilte und bei dem Schwiegervater des Lembcrger Rabbiners Gastfreundschaft fand. Als R. Levv Jizchak nach den furchtbaren Anstrengungen des Tages in die Wohnung zurückkehrte und eine Labung verlangte, brachte man ihm. Süßigkeiten,, die er abwehrte, indem er den Traktat Lulstal: verlangte und, auf einen: Fuße stehend, während der Nacht durchlernte, bevor ein Tropfen Wasser über seine Lippen kam.
Seine Liebe und Herablassung zu dem niederen Volke war beispiellos, und die Ruhepausen im Dienste füllte er durch Fürsprache (als lVlelm) über die lln- vergleichlichkeit Jsrael's aus. In den kalten Herbstnächten sah man ihn vor Tagesanbruch auf dem Markte, wenn die Fuhrleute, Juden und Russen, auf dem Boden unter ihren beladenen Fuhren schliefen. Mit der Flasche in der, Hand, weckte er sie. Der Russe nahm freudig dankend einen erwärmenden Schluck, der Jude fuhr erschrocken auf und entschuldigte sich, daß er sich noch nicht gewaschen und noch nicht gebetet habe. Das war nun Wasser aus seine Mühle, um Israel zu preisen. Und so ging es an: Peßach, wenn er die Macht des göttlichen Gebotes vor Jahrtausenden mit den Erlässen gegen verbotene Maaren verglich, die trotz aller bewaffneten Hüter viel leichter aufzutreibcn waren, als ein Stückchen Chomez. An einen: Jomkippnr begann er, bevor er das laute Mussafgebet in der großen Synagoge rezitiren sollte,, mit seiner die Herzen erschütternden Stimme seinem Befremden Ausdruck zu geben, wieso ein Jude sich soweit vergessen könne, an seinem ahnungslosen Freunde den ärgsten Raub durch Ehebruch zu begehen. „Darum bitte ich Euch, theure, herzige Brüder, reine Seelen, laßt uns Buße thun, und ich Levy Jzchak werde auch Buße thun." Als er jeden Satz dreimal wiederholt hatte, trat zum Erstaunen der Gemeinde ein Mann vor und bekannte sich unter Thränen als den Sünder, worauf er erst die Leb'nionel: e8srel: anhub.
Bei Beginn seiner Laufbahn Anfangs der 1790er Jahre amtirte er in dem polnischen Städtchen Zelechow. Hier provozirte dieser geheimnißvolle Mann auf räthselhafte Weise einen Streit mit den Misnagdim des Kreises, der große Dimensionen annahm. Er schickte nämlich je einen Herold in die drei Städte Kotzk, Rädzin und Lukow, welcher, auszurnfen hatte: „Ich bin macbris unmuckia (rufe aus und verkünde): Es ist da ein Gott auf der Welt!" Es war um die Zeit, als das Gegentheil an dem Zentrum der arisch«: Zivilisation öffentlich verkündet wurde. — Es ist leicht erklärlich, daß sich darüber ein Sturm der Entrüstung erhob, als beschuldigte er das Publikum des verkappten Atheismus. Wer konnte auch ahnen, daß man es mit einem jener Männer zu thun habe, die, wie der Balschemtow, hoch über dem Ameisenhaufen der Alltagsmenschheit auf hoher Warte stehend, die außerordentliche Gefahr signalisirten, welche das Judenthum bedrohte, den giftigen Samum vor seinen: Herannahen spürten, der im Westen den Pflanzungen des Judcnthums trotz ihrer anscheinenden Lebenskraft in der Pflege der Lehre die Verdorrung in's innerste Mark getragen hat. Ebenso unbegreiflich waren für die nächste Umgebung die Akte eines Jesaia, Ezechiel oder Jeremia, der den Gürtel in den Euphrat oder die Steine in den Mörtel des Pharaonischen Palastes versenken ließ, die auf einen viel weiteren Kreis als den ihres Standortes berechnet waren. Er freute sich des Sturmes der Entrüstung, um als Fürsprecher Jsrael's zeigen zu können, daß es nicht aufgehört habe, das Asyl der Gottesidee auf Erden zu sein. Aber der Kampf gegen die Chaßidim ward so erbittert, daß der später so berühmt gewordene Koziniecer Magid aus