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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
Entstehung
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10) den Körper vor dein Gebete und vor dein Essen und, wann überhaupt das natürliche Bedürfnis) eintritt, zu reinigen;

11) aus, die Reinheit der Kleider zu achten; >

12) im Hause nicht zu streng zu sein, auch niemals seinen Verdruß laut werden zu lassen, und, wenn ein solcher gegen einen Menschen eintritt, sich sofort an seine Unvollkommenheiten in der Jugend zu erinnern und sich zu sagen,, daß die eigenen Sünden diesen Verdruß veranlaßt haben, und sich überhaupt immer an die eigenen Fehler zu erinnern, wodurch die Macht der unedlen Triebe gebrochen wird;

13) zu beten, daß man wahre Buße thun könne und nicht ohne solche sterbe, und sich in Gedanken au alle Reuigen anzuschließen und zu beten, daß diese wahre Buße thun und alle Sünden zusammen mit dm eigenen verziehen werden;

14) mit den Menschen nur sanftmüthig zu reden. Wenn man Lobes­erhebungen über sich hört, soll man Weggehen und sich sagen: was hat das Lob von Leuten, die nur meine Niedrigkeit, Thorheit und Handlungen nicht kennen, zu bedeuten,, während Gott dieselben kennt und Erbarmen hat?

18) sich immer vorstellcn, als ob ein Mensch ihm gegenübersteht, der unablässig alle Handlungen beobachtet, und wie man sich in solchem Falle einer häßlichen Handlung schämen, sich in ein Mausloch vor Scham verstecken würde, und um wie viel mehr, da Sein großer gelobter Name über ihm wacht und seden Auaenblick seine Handlungen steht, vor dem man sich nicht verbergen kann;

16) trenn ihn Jemand tadelt, sich freuen, daß Einem ein Mensch zuge­schickt wurde, dem die Niedrigkeit nicht gefällt, und überzeugt sein, daß jeder Mensch besser ist als er selbst;

17) alles meiden, was für die Gesundheit des Körpers zum Gottesdienst - nicht unerläßlich nothwendig ist;

18) namentlich berauschende Getränke meiden, eine böse Krankheit, die

den Menschen zur äußersten Erniedrigung bringt, nach dem Satze des Tanna:Trinke nicht, dann sündigst Du nicht!";

19) sich davor hüten, den heiligen Namen umsonst zu erwähnen;

20) sich hüten, an heilige Sachen an unreinem Orte zu denken oder von solchen dort zu reden, da die Neigung häufig an solchen Orten gerade dazu ankommt; -

21) sich hüten, in der heiligen Synagoge selbst religiöse Ermahnungen zu reden, damit man nicht zu profanen Gesprächen gezogen werde."

Seine Kunst bestand aber nicht darin, solche Regeln vorzuschreiben, sondern seinen Schülern auch die Befolgung derselben beizubringen und die Gefühle der Furcht und Ehrfurcht auf bisher wenig bekannte Art einzupflanzen.

Wie weit der Chaßidismus seinen Gegnern überlegen war, wie sehr leider bei großen Gelehrten die primitivsten begriffe in Verfall und abhanden gekommen waren, beweist der Eommentar, den ein bedeutender moderner Gelehrter zu dein neugefundenen llsebllol verfaßt hat. Dort findet sich auf Seite 22 zu der Bemerkung des Schulchan Aruch:Es heißt im Gesetze: Wenn die niederen Organe die Andacht unterbrochen haben, so soll man sagen: Herr der Welt, unsere Schande und Erbärmlichkeit ist Dir nicht verborgen bei unsrem Leben, wie wir den Würmern und denn Geschmeiß bei unsrem Tode zum Opfer fallen, und darf erst dann das Gebet wieder aufnehmen. Ein Gelehrter darf nicht an einem verunreinigten Orte stehen, weil es ihm unmöglich ist, seine Gedanken vom