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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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Dieser Mann, der in seiner Jugend zusammen mit dem obenerwähnten - ,1t, Jesaia die berühmte Rabbinerschule des R. David erewel zu Lissa besucht hatte, welcher in einem an den Prager Rabbiner R. Ezechiel Landau gerichteten Schreiben die Chaßidim in Schutz nimmt, trotzdem ihre Haltung von der bisherigen in Aeußer- lichkcitcn abweiche, besaß eine so tiefe und scharfsinnige Talmudgelchrsamkeit, daß man ihn mit einen: Lossafisten vergtich und er sägen konnte, daß der Dumim nur drei besonders hervorragende Llnclüusclnm (Neuigkeiten) enthalte. Von kleinem Wüchse, besaß er eine seltene athletische Körperkraft, und, wie die meisten Großen seiner Umgebung, ein Main: aus dem Volke, warf er als Schwiegersohn eines Dorsschänkers, die ganze Gromada Bauern, wenn sie zu randaliren anfingen, wie Spreu durcheinander. Sein einziger Lehrer, der Rabbi von Lublin, ent­zündete in ihm jene höheren Seelenkräfte, als deren Schlüssel R. Dowber die Furcht bezeichnet Hat, von welcher N. Levy Jizchak die Lehre aufstellt: es giebt kein Vergnügen außer der Furcht, welche die Seele hoch über die Körperregion hinaufträgt, wenn man sich vor dem Absturz zu hüten weiß.

Alle diese drei nach dem Patriarchen Isaak Benannten haben denn auch in dem Dienste, den Jakob mit INS bezeichnet, Unerklärliches geleistet, so daß der berühmte N. Meier Przemyslaner sagen konnte: Wer da sehen wolle, was unter dem Verse verstanden ist:Und Jizchak erzitterte in sehr großem Zittern", der solle sich den R. Isaak Lubliner bei seinen Bewegungen ansehen. Als sein Schüler,der Jüd", sich einmal vor seinem Lehrer beklagte, daß ihn eine Furcht befalle, die er nicht ertragen könne, sagte er ihm: Du mußt wohl gerade in Baba batra in der Lcbiktn (Abhandlung) von U'notll Sloiebacl halten was zutreffend warD Eine jedenfalls den: vulgären Lamdan ganz fremde Art des Talmudstudiums.

Der Rabbiner R. Salomon Rabinowicz von Radomsk, den ich während der vier letzten Jahre seines Lebens (186266) zu kennen das Glück hatte, einer jener Uebermcnschen im jüdischen Sinne, ein Mensch,, dessen bezaubernde Seelenhoheit und niederschmetternde Ueberlegenheit von Geist und Gemüth eine Ahnung von der Persönlichkeit unserer alten Propheten hervorzurufen geeignet war, erzählte, wie ihn sein Vater im Jahre 1810 als 9 jährigen Knaben zum Schabuoth-Feste nach Przysucha zumJüd" mitgenommen hatte. Wenn dieser beim Tisch Thora sagte, da kochte es in ihm, wie in einein siedenden Kessel. Er wandte sich an einen Gast aus Rußland, einen Schüler des als stolzen Nestor der Chaßidim berühmten R. Baruch, Enkel des Balschemtow. der seine Geschäfts­reise nach Danzig hier unterbrochen hatte, und sagte ihm:Euer Rebbe freut sich heut einer neuen (wörtlich: Erreichung einer hohen Region); wenn

Ihr nach Hause kommt, sollt Ihr ihn: in meinem Namen sagen, daß mir dieselbe seit lange bekannt ist." Dann sprach er den letzten Vers aus Kohelet, welcher sagen wolle: Nach allen nach allen riltO-NN, muß man erst wieder

ansangen, ein schlichter Jude sein zu wollen. Dieselbe Kritik übte er an der Beurtheilung, welche die Menge seinem Lehrer zu Theil werden ließ. Er wies darauf hin, daß alle die überraschenden Sehergaben und Ereignisse nur äußerliche Umhüllungen seines wahren religiösen Wirkens und Dienstes seien, die eher geeignet und beabsichtigt wären, sein.Inneres den Blicken zu entziehen, und für denjenigen, der ernsten Anschluß an seine Frömmigkeit suche, nicht die rauschende Beachtung verdienen, die man ihnen als prophetischen Fähigkeiten beilegte.

Ganz in: Sinne des unlängst (in Berlin) gedruckten vollständigen Leier E!m88i:lim, als dessen Verfasser sich in der Einleitung der Vater des R. Juda Choßid, R. Samuel mit dem Beinamen Huimbi, der Prophet, nennt, ebenso wie