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der auch als Chaßidimrabbi einen ersten Platz einnahm. Derselbe erzählte, daß er, während der Kriegsunruhen zur Heimkehr gezwungen und Lebensgefahr fürchtend, an den Seher die Bitte gestellt habe, er möge ihm, wenn man sich so ausdrücken kann, ein Horoskop stellen, wie er die hohen Feiertage verbringen werde. Er nahm seinen Zettel und antwortete ihm: „Rosch haschanah sehr gut, Jom Kippur gut, aber der Baal Mussaf giebt mir Anstoß; Sukkoth sehr gut." Nach mancherlei Wirrsalen auf der Reise war er Rosch haschanah in Lublin, Jom Kippur beim „Jüd" in Przysucha, wobei als Baal Mussaf R. Bunein fungirte, unter der in Abot V, 6 vorgesehenen Eventualität, und Sukkoth beim Kozi- uiecer Maggid. Noch am Abend vor dem Tode seines Lehrers hatte R. Bunem denselben vergebens zur Auflehnung gegen seinen Lehrer, den Seher, aufgemuntert, die er in Ausdrücken der hingehendsten Verehrung ablehnte. Nach dem , Tode beider kam die verhaltene Feindseligkeit der Parteien zun: offenen Ausbruch. R. Bunem gab die Parole aus, es sei aus mit dem Chaßidismus; es wäre ein schön zugerichteter Schalet gewesen, aber er sei angebrannt worden. Die Gegner sagten, er wolle ihr: anbrennen durch seine Massenanwerbungen der
zweifelhaftesten Elemente. Und in der That dachte er, je höher der Lehrer stehe, desto weniger könne er von seinem inneren Wesen an den Schüler abgcben. R. Bunem wollte seinen Lehrer übertrumpfen und statt dessen vulkanischen Gefühlsemotionen im Talmudstudium und beim Gebet, parallel mit dem Sohne des Raw, an Stelle dm Emotionen des Herzens und Gefühles die des Gehirnes und Gedankens schein Aber wie Ascheri sagte: 28 N11N ^2
Der mittlere Raw, wie R. Ber genannt wird, hatte von seinem Vater ein von R. Dowber überliefertes großartiges System und eine Schule von 100 000 Anhängern, unter ihnen gewaltige Gelehrte und Köpfe ersten Ranges, übernommen. R. Bunem hinwiederum gelang es durch den Einfluß seines Geistes und seine tiefe Menschenkenntnis), seinen Mitrabbinen die bellen Kräfte wegzufischen. Da war es vor Allen R. Isaak Dieter, den: nach Jahren die oberste Leitung der Massen zufallen sollte, den er an sich zu fesseln wußte. Dieser, als 7jähriges Wunderkind unter dem Namen „der Magnuszower Jlluj" bekannte Gelehrte, war bis zu seinem l7. Jahre im Talmud Schüler des Kozinieccr Maggid, der ihm mit Bezug auf seine Wahlverwandtschaft mit dein lZaal lllanmor (R. Serachja von Lunel) austrug, alle angegriffenen Sentenzen des lZnal kkamnor richtigzustellen. Gelehrte Misnagdim haben anerkannt, er sei der scharfsinnigste nnd tiefste Talmudist des ganzen Jahrhunderts gewesen.
Nach dem Tode des Magid war ein Sohn, R. Mose Elfakim Briah, geblieben, der, in vollster Zurückgezogenheit lebend, für so uistvkffelld gehalten wurde, daß die Gemeindemitglieder unschlüssig darüber »raren, ob man für seinen Lebensunterhalt durch seine Anstellung als Tauchbadverwalter sorgen oder, da er eine angenehme Stimme hatte, ihn zum Chasau machen solle. Aber der Rabbi von Lublin hatte ihm von seinem Krankenbette aus sagen lassen: P1V22 "»TNI
„Mit dein Weggange der Lade (des Magid) soll Mose der Sprecher sein." Er folgte dem Befehle und setzte sich aus den Stuhl seines Vaters. Aber nach dem Tode des Sehers ward dessen gelehrter Schwager R. Selig von seinen Anhängern veranlaßt worden, seine Stelle einzunehmen. Nach manchen Zwistigkeiten entschloß sich dieser, in Begleitung seiner Frau Perel, die als Tochter des Magid großes Ansehen genoß, seinen Schwager zur Abdankung zu zwingen. Als er: zu R. Mose in das Zimmer trat, hielt ihn seine Frau zurück. „Ich sehe den Vater neben ihm sitzen", sagte sie, und beide verließen die Stadt. — Nus den