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seiner so ungemein merkwürdigen Erklärung des Opferbockes, der in die Wüste zum Asasel geschickt wurde, in welcher er die in Abgründe gerathene moderne Entwickelungstheorie aus dem Tohu der Vorschöpfung, durch die Selektion aus dem Daseinsfeindlichen zum vollkommenen Dasein, zum ersten Male der Oeffentlichkeit übergiebt. „Das ist das Geheimniß der untergegangenen Welten, von denen der Talmud spricht, wie auch des Lecker 8'mnnim, einer trauscendentalen Zeit, die der Schöpfungszeit vorangeht, das Geheimniß der Schalenbildung, die der Fruchtbildung vorangcht, welche letztere wir durch das Studium der elfteren begreifen lernen, da das Licht nur durch den Gegensatz der Fiusterniß erkennbar ist. Darauf beruht, sagt er am Ende seiner höchst merkwürdigen Mittheilungen, das Geheimniß aller Religionsgesetze der Thora, wie auch der ganze Läuterungsprozeß, den die Erzväter und Israel in der Geschichte durchzumachen hatten, um jene ursprünglichen atavistischen Elemente der Verwüstung und der Mangelhaftigkeit abzustoßen und durch den Segen des Lebens der Heiligkeit zu ersetzen."
Das Wort N2!N21 erklärt im Talmud Bar Kapara vor R. Juda Hanaßi mit „immanenter Jrrthum" (N2 N2P1N itM). Damit ist eine große Jnterpretations- schwierigkeit behoben. Denn im 6. B. M. wird bei der Wiederholung und
Erklärung der verbotenen Thiere der allgemeine Grundsatz vorausgeschickt: N2!t1N ^2 ^2X71 8^. Wieso kann der Schöpfer einer Klasse Seiner Geschöpfe den Namen N21071 beilegen? Der Talmud (Cholin 114) erklärt daher, daß dies nicht objektiv, sondern subjektiv gemeint sei: was Dir speziell verboten wurde (s?2 V2!lNirst Das genügt für das populäre Verständlich, ohne den einfachen Wortlaut umzustoßen, der den Schlüssel zu der tiefen Ueberlieferung der Schöpfungslehre, speziell der Speiseverbote, liefert. Es ist die in tiefen Sentenzen unter den Blumen der Agada unauffällig eingestreute Lehre von der sich selbst überlassenen Entwickelung der Schöpfung, die aus dein Unvollkommenen zur Vollkommenheit die Prototype des Schöpferwillens in verschiedenen Versuchsstationen zu erreichen trachtet, dabei Mißgriffe macht (N2 von denen es heißt: „Das frommt mir nicht" Hl
H^N), bis das Entsprechende erreicht wird, 21V ^2, das gut ist. Namentlich betont der Talmud bei der Entwickelung der Arten am dritten Schöpfungstage die Abweichungen der Erde von der ihr gestellten Aufgabe.
Dasselbe gilt von den psychischen 71121N71, ungeachtet ihrer besonderen Gefährlichkeit. Als erste wird angeführt: „Wer seine Kinder durch das Feuer führt." Mit staunenswerther Exaktheit überliefert der Talmud, daß es sich dabei nicht um die bei manchen Kulten übliche Opferung der Kinder, sondern thatsächlich um die Durchführung derselben durch das Feuer handelt, wobei die Unverletztheit als magische Kraft den abgöttische» Kultus begründete. Es ist dieselbe Erscheinung, die allwöchentlich vor den Augen der strengsten Kritiker bei den Aissouas in Algier kontrolirt wird, die gegen Feuer, den Biß der giftigsten Skorpione, die schärfsten Klingen eine verblüffende Anästhesie aufweisen, ein Ucberbleibsel des alten Baalkultus, wie ihn uns das^ Buch der Könige schildert, pathologische Zustände, für welche die bloße Einbildungskraft ebenso wenig hinreicht, wie die Ekstase. Aehnliche Fülle beschäftigen die Medizin neuerdings in wiederholten Füllen der sogenannten Nadelsucht, die erst vor einigen Wochen die Runde durch die Zeitungen machten. Dasselbe große Journal hatte vor etwa 20 Jahren die Beobachtung eines Arztes in Orleans gebracht, dessen Patientin im Laufe einiger Monate zirka 1100 Nähnadeln verschluckt hatte, die regelmäßig an den Knieen und Gelenken wieder anstraten, ohne innere Organe zn verletzen oder sonstige Gesundheitsstörungen hervorznrufen. Hier tritt der Ansspruch des berühmten N. Salomo bcn Aderet (Nesp.417) in seine Rechte, daß mancher Alt-