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in einer Tiefe von 730 Meter unter seinem Standorte angab, was sich auf das Genaueste bestätigte. Schon Baco von Verulam behandelt derartige von ihm selbst beobachtete Phünomena des Hellsehens. Mit den Beobachtungen des Himmels waren dann astrologische Stundenbestimmungen verknüpft. Richter 9, 37 wird ein „Hain der Deuter" erwähnt, die also aus dem Rauschen der Bäume weissagten. Merkwürdigerweise spricht der Talmud bei den Fähigkeiten des R. Jochanan ben Sakkai von HN'ir? der „Palmensprache", und auf eine an
R.HaiGcwn gerichtete Anfrage, was darunter zu verstehen sei, erwidert derselbe (Resp. 33), daß es in Kafa bei Tunis einen Gaon Namens Abraham gäbe (um 828), der die Fähigkeit/.besäße, die Unterhaltung der Palmen zu belauschen. — Ebenso spricht der Talmud von der „Vogelsprache" bei Salomo. R. Naftali Ropczycer
bat einmal halb scherzweise den R. Elimelech, er möge ihm diese Sprache lehren. Darauf antwortete dieser: „Wenn man Liebe und Furcht besitzt, so versteht man sic von selbst" — eine des Mannes würdige Auffassung, von der die zu seiner Zeit in arischen Kreisen verbreitete Ansicht des Cartesius, die Thiere seien bloße Maschinen, die weder Schmerz noch Freude empfänden, ebenso absticht, wie die moderne Ueber- treibung, die in jedem Ziegenbock einen zerstreuten Professor vermuthet.
Ueber die Grenzen des Erlaubten und Verbotenen auf diesen« Gebiete äußert sich R. Salomo ben Aderet in dem oben erwähnten Responsum freimüthig, daß ihm die Lösung mancher in dieser Hinsicht schwieriger Talmudstellen nicht zu Gebote stehe. — Daß die Menschheit stets bedacht war, Einfluß auf den Himmel zu bekommen, ist leicht verständlich. Die rohesten Versuche dieser Art manifestiren sich in den modernen Versuchen des Wctterschießens, die den harten klerikalen Tirolerschüdcln entsprungen sind. Da waren die alte» Heiden weit höflicher. Jeremia slO, 2) warnt das Volk: „Die Sitten der Völker sollt Ihr nicht ablcrnen und Euch vor den Himmelszeichen nicht fürchten, obwohl die Völker sie fürchten." Und als er anläßlich der Hnngersnoth in Kap. 14 um Regen bittet, sagt er: „Gibt es etwa unter den . Thorheiten der Völker auch Regenmünner, und umgekehrt, geben denn die Himmel den Regen? Fürwahr nur auf Dich haben wir zu hoffen, der Du Alles geschaffen." Das ist die Anschauung des Judenthums, daß die Gesetzmäßigkeit der Natur dem freien Willen des Schöpfers unterthan ist, desses höheres Walten in dieselbe nach Seinem Willen eingreifcu kann, wenn Er das Gebet Seiner Diener erhört. Unter diesen erklimmt der Prophet Elia eine dem Range Moschc's nahe Stufe, wenn er schwört, daß, um das abtrünnige Volk zu Gott zurückznführen, durch drei Jahre der Segen des Regens von seinem Gebete abhängig sein solle. Der König Ahab nennt ihn dafür den „Betrüber Israels", entschließt sich aber dennoch, die Probe zu wagen, welche die Allmacht Gottes und die Ohnmacht des Baal und der Astarte entscheiden soll. Die Propheten der Sonnen- und Mondgötzen, welche die scheußlichsten Orgien der heidnischen Kulte unter der Patronanz der phönizischen Königstochter Jsebel eingeführt und die jüdischen Propheten mit Feuer und Schwert ausgerottet hatten, sollten dann dasselbe Schicksal erleiden, das sie Jenen bereitet hatten, die Strafe, die das Gesetz vorschreibt für den, der sich keine vernünftige Moral entlocken kann, für eine Bande von Verbrechern, welche die einzige Stätte des Gottesglaubens und der Sittenreinheit für alle Zukunft zu vernichten bestrebt war.
Nachdem das Volk zur Besinnung gebracht, und von dem religiösen Wahnsinn geheilt war, den ihm die Betrüger suggerirt hatten, und zu der Erkenntlich gekommen war, daß zwischen dem Gott Israels und dem Schöpfer keine ketzerische Scheidewand aufgerichtet werden könne, sprach Elia zum König: „Gehe zur Tafel, denn ich höre das Rauschen des herannahenden Regens." Das Verständlich des Vorganges ist nur durch die traditionelle Wissenschaft möglich. Denn trotzdem er im Geiste den heran-