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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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Seins erstreckt, die nicht mit Schaufel . und Spaten greifbar sind, stammen auch die atavistischen Reste, die in der Phantasie des Aberglaubens als wesenlose Schattenbilder nachwirken, aber im Sinne der Tradition, nicht nach hellenistischer Auffassung, obwohl das Resultat ein und dasselbe ist (1. Sam. 12/ 21). Nach dem uralten Lehrsätze der gesetzlichen Identität für Oinin, Leimunk, Xat'kVeü, daß ein und dasselbe Entwickelungsgesetz für die Natur, die Geschichte und das Individuum gilt, hat die Wirklichkeit und die Wahrheit sich den Weg aus dieser phantastischen Existenz heraus bahnen müssen, wie sich die Frucht aus der Schale loslöst und sie abstößt.

So zeigt uns die historische Entwickelung die Frucht Israel sich stufenweise den Weg bahnen. Zuerst Abraham, Sohn Terach's, Sara, seine Enkelin, Rebecca, die Enkelin seines Sohnes Nachor. Als Gegensatz zu Jakob Laban, der durch seine Töchter den Stammbaum Jakob's begründet. Die Betrachtung dieser Gegensätze birgt in - sich den Schlüssel zur Lösung des Problems der höheren Kräfte, die auf weiten Umwegen den der reinen Gottesidee feindseligen Kräften zur Verfügung gestellt erscheinen, um im Kampfe gegen dieselbe deren Herrschaft begründen zu helfen.

Bei Laban finden wir die erste Schilderung des heidnischen Phantasiekultus ('sUr-Nch und die Benützung des Orakels der 'perapüim, welche Rahel ihrem Vater stiehlt, um seine Magik unschädlich zu machen. Der Prophet Hosea (3, 4) stellt den Parallelismus auf:Es wird (im Exil) weder Ephod, das heilige, wahre Orakel, noch Teraphim, das heidnische, lügenhafte, geben." Nun reicht dafür immerhin die Ansicht des Maimonides aus, daß es sich bei den Terapüim blos um Betrug, im besten Falle um phantastische Selbsttäuschung gehandelt habe. Diese Ansicht ist aber gerade in diesem Falle durch die neuesten Beobachtungen als unwissenschaftlich erwiesen. Ein heikles Thema, dessen kurze und bündige Darstellung um so schwieriger ist, als sie ein gänzlich unbekanntes Gebiet der jüdischen traditionellen Wissenschaft berührt. Der bezeichnet als Stelle, an welcher man beim Lellemä ckikmoel die Schaufäden zu halten hat, die der Herzgrube, welche den Brustkasten abschließt, der im Hebräischen N1N genannt wird, von illN, in Andeutung der prophetischen Vision (N1NQ) im Gegensätze zu dem physischen Sehnen des Auges (NX-H. Die Schaufäden sollen ein Schutz des Gesichtssinnes sein (4 B. M. 15, 39). Es giebt nun einen niederen äußeren und einen niederen inneren Gesichtssinn, abgesehen von dem seelischen Kollektivsinne. Dieser niedere innere Gesichtssinn tritt durch die Herzgrube in zwei verschiedenen Strömungen, von denen die höhere, Helle, in der Symbolik den Namen Rahel, die niedere, dunkle, den Namen DernMin führt, hervor. Als Schutz gegen die Gefahren derselben dient das Gebot der Schaufäden. Mit dieser Symbolik, die keineswegs als willkürliche erscheinen will, hat es eine eigenthümliche Bewandtniß, in dem Verhültniß von OInm, Lelmund und Der Sohar (?. Toläot)

geht nämlich von der Ansicht aus, daß man, um die Bücher Natur und Geschichte zu studiren, nur das Buch Mensch aufzuschlagen braucht, um Blatt für Blatt die Reihenfolge, wie auch die Entwicklung der Individuen des großen Haushaltes beider vor sich aufgeschlagen zu finden. Freilich muß man darin lesen können und über die Lösung der im menschlichen Verstände als Gegensätze auftretenden Widersprüche von Gesetzmäßigkeit und Freiheit genügend oricntirt sein. Allerdings reicht dazu der niedere Verstand nicht aus, sondern es müssen die höchsten Seelenkräfte freigemacht werden, um, losgelöst von den Fesseln der Alltäglichkeit und halbthierischen Körperlichkeit, den ganzen Atlas des Universums überblicken zu können, der in dem winzigen Orga­nismus des Körpers in feinen winzigen Strichen und Punkten den Weltenplan abzeichuet. Schon R. Hai Gaon (in Resp. 99) bezeichnet das als VN->SN den Aufstieg ins Paradies, von welchem der Talmud bei N. Akiba und seinen Kollegen