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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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So ist der lichtvolle, heilige Gegensatz zn den loi'nptzim das Lplloä des Hohenpriesters, dessen von göttlichem Abglanze erfüllte Seele seine Brust (illN), auf welcher die Edelsteine mit den Namen der Stämme Jsrael's leuchten, als Fenster um Ausblick in die Unendlichkeit benützt.

5. Die Sprachwurzel ist eng verwandt mit (Daniel I, 20),

altsemitisch asellipu, dessen Bedeutung alsBeschwörer" durch das akkadische Ideo­gramm XalluiwÄ,der eifrige Sprecher", bestätigt ist. Die Wurzel wäre demnach hebr. NSir?Lippe". Das hebräische scheint jedoch wie die ver­

wandtenDämmerung" undDämon der Finsterniß" auf die Wurzel

leisetreten" hinzudeuten, im altassyrischen sipuder Fuß", die bei der Strafe der Schlange im Paradiese vorkommt und von derdie Schlange, die

Fußlose" gebildet ist. Ebenso scheint das Wort bei Bileam identisch zu sein mit dem >Der Talmud erklärt es nach dem üblichen Notarikon

^ als Auflehnung gegen den Willen des Schöpfers

und Seine Naturgesetze, wobei es weniger auf die sprachliche, als auf die sachliche Erklärung abgesehen ist. Die rationalistische Annahme, daß es sich dabei lediglich um Betrug und Taschenspielerkünste handelt, läßt sich mit dem Wortlaute der Thora und der Schwere der verhängten Strafen nur gewaltsam in Einklang bringen, wider­spricht schnurstracks der traditionellen Ueberlieferung im Talmud und ist auch von der neuesten, freien Forschung als unwissenschaftlich verworfen. Nach der letzteren handelt es sich in der That dabei um Aufhebung des Naturgesetzes der Schwere durch die sogenannte Levitation.

Am interessantesten ist dabei das Nrtheil Caesare Lombroso 's, der als Jude und Sprößling einer durch Jahrhunderte berühmten Talmudgelehrtenfamilie die hartnäckigste Skepsis geerbt hat, die sich ein Freidenker wünschen kann, und sich dennoch herbeikäßt, in seinen Auslassungen über knnäl äi V68M6'8 Lborig. ä«1 8piriti8mo zn erklären:Als jahrelanger Feind der Mystik habe ich doch vor den Thatsachen meine Meinung ändern müssen, bin ein Sklave der Thatsachen geworden, obwohl ich mit den Theorien und Hypothesen noch nicht einig werden konnte. Aber gerade deshalb habe ich großen Nutzen aus diesem Werke gezogen, weil es uns Thatsachen liefert, gesichtet und gesiebt mit der einsichtsvollen Kritik des Naturforschers. So bietet sie uns ein ungeheures und nützliches Material, uni darauf festen Fuß für diese Studien zu fassen, wobei dann der rein historische Theil auch diesen Vortheil gewährt, daß die öffentliche Meinung der gestimmten Menschheit des Mittelalters zu einem unwiderstehlichen Dokument wird für die Wirklichkeit dieser Erscheinungen, welche die Wissenschaft von heute verleugnen zu können vermeint hat und sich dessen sogar schon stolz rühmte." Drastischer kann sich die Ohnmacht der freien Forschung nicht manifestiren, die wie eine Nußschale aus den höchsten Höhen in die tiefsten Abgründe geschleudert wird.

Siegestrunken durch ungeahnte Entdeckungen hat sie im Sturmlauf alle Boll­werke erobert, welche Jahrtausende traditioneller Baukunst errichtet hatten, und während sic den Schutt der alten Bastionen wegräumt, um Fundamente für ihre Neubauten aufzuheben, wankt der Boden unter ihren Füßen, und die siegreiche Armee versinkt in den Morast des Mittelalters. Der Zeitgeist zeigt bedenkliche Erscheinungen von Altersschwäche mit geistigem Marasmus.

Wenn Weltanschauung und Selbsterkenntniß als das vornehmste Ziel geistigen Strebens geschätzt sind, so tritt die Ohnmacht der induktiven Suche gegenüber der deduktiven Offenbarung durch diese Thatsache in Helles Licht. Der geschickteste und erfolgreichste Chemiker steht weit unter der Fähigkeit, welche die niedrigste Pflanzenart