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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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21 X^IL'I. Daß hierunter die Erscheinungen des modernen Spiritismus zu verstehen sind, lehrt uns 2 Sam. 28 bei der Befragung der Zauberin von Endor durch den König Saul. Der Schwiegervater des R. Hai Gaon, dem dieser im Resp. 99 den Vorwurf nicht ersparte, daß er in seiner Hinneigung zu der arabisch-hellenistischen Aufklärerei nicht davor zurückscheue, dem einfachen Wortlaute der Schrift und des Talmuds allen möglichen Zwang anzuthun, um ihn der inhalt­losen Phraseologie anzupassen, deutelt in seinem Kommentar nach Kräften am Texte herum, um den ganzen Vorgang als Täuschung zu erklären. Zu Statten kamen ihm dabei die religiösen Bedenken, wieso der unreine Ob irgend eine Herrschaft über den Propheten Samuel nach seinem Tode ausüben könnte, eine Frage, die im Talmud R. Abahu einem christlichen Fragesteller zu beantworten versucht hat. Die^Antwort giebt in verhüllter Form die Erklärung des ^.ri wieder. Es gibt nämlich niedere, höhere und höchste Rangstufen der Seele, deren niederste, ungefähr der Rangstufe der anorganischen Seele parallel stehend, den Fötus vor seiner Geburt beseelt und als K22N, seelisches Knochenfluid, die Ucberreste im Grabe nicht

verläßt. Unter dem Willenseinslusse eines heiligen Königs wie Saul konnte es dem der dunkelsten, unreinen Region entsprechenden Ob gelingen, auf dieses niederste Seelenkleid Einfluß zu erreichen und die Erscheinung zu veranlassen. Es geht außerdem noch aus dem Schriftlaut hervor, daß die uralte bei den Gaonim erwähnte, vl^n MXI2-', eine Anfrage durch Gebet um Antwort im Traume, zu Saul's Zeiten üblich war. Denn er wandte sich erst an den Ob, als er auf seine Anfragen durch Oriin vetumlin, im Traume und bei Propheten, keine Antwort erhielt. Es ist also ausdrücklich von einer Fragestellung für den Traum die Rede, wie sie noch von dem großen R. Lippmann Heller (1649) und von dem Hamburger Rabbiner R. Jakob Sasportas (1668) kultivirt wurde. Der Balschemtow hat alle diese Beschwörungen abgeschafft. Eine ähnliche Art Geisterbeschwörung, wie die beim Ob übliche, stempelt der Prophet Ezechiel (13,17) als Betrug. Da heißt es, nach einer Strasrede an die falschen Propheten, von den falschen Prophetinnen:Wehe denen, die breite Aermel über die Ellenbogen und eine Art Nonnenflügel auf die Köpfe nähen, um Seelen darin aufzufangen. Die Seelen fanget Ihr für das Volk und erquickt dafür Eure Seelen. Und Ihr entweihet Mich bei Meinem Volke um eine Hand voll Gerste und Stücke Brodes, um zu tödten, die den Tod nicht verdient haben, und leben zu lassen, wer nicht leben soll, indem Ihr Mein Volk belüget, das auf Lüge hört. Ich werde diese Fangsäcke, in denen Ihr die fliegenden Seelen einfanget, von Euren Armen reißen lassen und die darin gefangenen Seelen freilassen."

8. V'NVN ^Ii"ri. »Wer zu den Verstorbenen betet." Der Ahnenkultus, welcher bei den wildesten Völkern, ebenso wie bei den der Degeneration verfallenen alten Kulturvölkern der Chinesen und Japaner, den letzten Rest einer dunklen religiösen Reminiscenz bedeutet, die als atheistischer Fetischismus die Lücke der Religion durch einen fanatischen Klerikalismus ausfüllt, bildet die eigentliche Signatur des Heidenthums und schließt daher in der Thora mit Nachdruck den Reigen der finsteren heidnischen Disziplinen ab. Hierin bezeichnet die aegyptische Kultur mit ihren unbeschreiblich entarteten Todtenorgien im Gefolge einer Wissenschaft des Occultismus, welcher Plato durch seinen 13 jährigen Aufenthalt in, Memphis die Grundlagen seiner Seelenlehre, ebenso wie Pythagoras, verdankt, der Tiefpunkt, und die früheren unwissenschaftlichen Ansichten der Aelteren, die seit R. Saadia Gaon die Lehre von der Seelenwanderung als ausschließliches Gcistesprodukt der Hindu's hinstcllen, sind längst aufgegeben, da dieselbe erwiesenermaßen den Kern der acgyptischen Seelenlehre bildet. Nun ist es auch endlich den Bibelforschern wie Schuppen von