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(die des Viehes hinabsteigt zur Erde?" Ebenso geißelt er den aegyptischen Totenkultus 9, 5) mit den Worten: „Denn die Lebenden wissen, daß sie sterben werden, aber die Toten wissen garnichts." So sagt R. Uri Strelisker, daß eine besondere dazu gehört, daß der Verstorbene nach dem Tode wisse, daß er gestorben sei. Die Meisten führen nämlich ein Traumleben weiter, das zuweilen sehr lang dauern kann, ohne daß das Bewußtsein komme, daß die Seele den Körper verlassen habe. Schließlich hat die Thora dieses große dunkle Gebiet der Betrachtung des gemeinen Mannes seinen unvollkommenen Begriffen und mangelhaften Vorstellungen entzogen wissen wollen, hat dasselbe vielmehr den Weisen und Propheten in der Ueberlieferung hinterlassen. So sagt Koheleth (9 1), daß der einzige feste Pol in der Erscheinungen Flucht darin zu finden sei, daß die Zaddikim und die Weisen und ihre Leute in der Hand Gottes sind, und daß Liebe und Haß unbewußt im Menschen vor ihnen offen liegen. Er ist der älteste Apologet des Chaßidismus.
Dieses Buch Koheleth scheint also Jarobeam aus Aegypten mitgebracht und gegen Salomo verwendet zu haben, dessen Neuerungen er ja ohnedies als Frömmler bekämpfte, um sowohl den Propheten Achija wie das Volk zu betrügen und seiner Herrschsucht als Reformer schlimmster Sorte zu fröhnen. Endlich kam es in Chiskia's Hände. Die endgiltige Uebersetzung scheint aber nach Styl, Sprache und Wortschatz erst zur Perserzeit unter Nehemia beim Abschluß des Kanons vorgenommen zu sein.
Es steht genau wie der Novell lliellucllim in Betreff des Seelenlebens nach dem Tode an der äußersten Grenze des Rationalismus im Kampfe gegen den Mißbrauch, den das Heidenthum mit den edelsten Gütern der Menschheit getrieben.
Der Talmud Chulin stellt den Grundsatz auf: "DIN Nv 22
N^^2- „Alles, was die Thora verboten hat, hat eine gewisse Parallele, in welcher Aehnliches erlaubt ist." Der Satz will dem heidnischen Jrrthum von zwei getrennten Weltprinzipien '»NLst des Guten und des Bösen entgegentreten,
zwischen denen es keine absolute, sondern nur relative Trennung giebt. Dasselbe gilt von den in Rede stehenden Verboten, namentlich von dem rr>21-s. So
finden wir in Berachoth 18 ll eine merkwürdige Parallele zn der Beschwörung Samuel's durch Saul. Abba, der unter dem Namen „Vater des Samuel" bekannt ist, hatte Waisengelder in Verwahrung, deren Versteck seinem Sohne Samuel (dem Astronom) nicht bekannt war, da er beim Ableben des Vaters nicht zu Hause war. Man schalt ihn daher den „Waisengeldverzehrer". Er ging ihm nach in den Todten- hof (N1V (Diese eigenthümliche Benennung hat nach Azulai, Lllessoä
1'allrullum I, 6, 40, kabbalistische Bedeutung als seelische Atmosphäre.) Er verlangte seinen Vater zu sehen, worauf man ihm sagte, daß er in die seelische Gelehrtenversammlung (X^I22"I aufgestiegen sei. Inzwischen sah er seinen Kollegen
Levi draußen sitzen und befragte ihn deshalb. Dieser sagte ihm, das sei die Strafe dafür, daß er von der Jeschiba des R. Efes ferugeblieben sei; so müsse er für die Kränkung ebenso viele Jahre büßen, während deren er nicht in die Gelehrtenversammlung eingelassen werde. Inzwischen kam sein Vater, der zuerst weinte, dann fröhlich war. Warum weinst Du? Weil Du bald Herkommen wirst, war die Antwort. Warnm freust Du Dich? Weil Du oben sehr angesehen bist. Daraus sprach Samuel: Wenn ich angesehen bin, so soll man dem Levi Einlaß gewähren; was auch geschah. — Er fragte den Vater ferner: Wo ist das Waisengeld? — Unter der Handmühle vergraben. Das obere und untere ist Dein, das mittelste ist das Waisengeld. — Warum hast Du das so gelegt? Damit, wenn Diebe kommen oder die Feuchtigkeit das Geld angreift, das Waisengeld am wenigsten angegriffen sei. — Unsere Weisen wollen die Erzählung wörtlich verstanden wissen, wie zahlreiche andere dieser Art. Es ist bereits ans die Äehnlichkeit mit der Beschwörung Samuel's