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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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hingewiesen worden. Dort fragte die Zauberin: Wen soll ich Dir heraufbringcn, hier Samuel: Ich verlange den Abba (meinen Vater). Und wie Samuel zu Saul: Morgen bist Du und Deine Söhne bei mir, so hier Abba: Du wirst bald Her­kommen. Und so wie dort 'VV »bei mir"in meinem Range" bedeuteh

so hier: Du bist sehr angesehen oben. Der Unterschied besteht nur in der Ueber- tretung des Verbotes durch Saul, während es sich bei dem Amoräer Samuel um eine erlaubte Art der Verbindung handelt. Ebenso im Nickvnsell Xollolst 107: Resch Lakisch wollte den großen R. Chija lange nach dessen Tode sehen. Da sagte man ihm: Das gebührt Dir nicht, weil Du ihm an Gelehrsamkeit nicht gleichst : auch ist er ins Exil (Ausland) gegangen, um zu lernen. Erst nach 300 Fasttagen sah er ihn im Traume. R. Assi fastete 80 Tage, um ihn zu sehen. Man sagte ihm aber: Du bist nicht reif dazu. Er verlangte es jedoch auf jede Gefahr hin. Da zeigte man ihm seine Stufen, und er erblindete. Der Talmud Baba Mezia 85 b erzählt: R. Sera erzählte: Ich sah im Traume R. Jose ben Chanina und fragte ihn: Wer ist Dein Nachbar oben? Er antwortete: R. Jochanan, dieser ist neben R. Jannai, R. Jannai neben R. Chija. Da fragte ich ihn: Also R. Jochanan ist weit von R. Chija ? Er antwortete: An den Ort der Lichtfunken und Fuerbründe wird man doch den Schmiedesohn nicht zulassen. R. Chabiba erzählt von einem Gelehrten, der mit dem Propheten Elia verkehrte und dessen Augen wie von Feuer verbrannt waren. Als er ihn nach der Ursache fragte, sagte er: Ich habe den Propheten Elia gebeten, mir die Lehrer zu zeigen, wie sie in die Versammlung aussteigen. Da warnte er mich: Du darfst Alle betrachten außer dem R. Chija in seinem Geführte; denn alle Uebrigen werden durch Engel getragen, während sein Wagen von selbst aufsteigt. Ich konnte mich nicht zurückhalten, hinzuschauen; da blendeten zwei Funken meine Augen. Am andern Tage betete ich an seinem Grabe um Heilung mit Berufung darauf, daß ich seine Schriften lerne, und wurde geheilt. Ebenso berichtet das 2. Buch der Könige (13,21) von der Wunderkraft des Grabes Elisa's.

Das Grundübel, an dem die hellenistische Schule krankte, war die idealistische inhaltslose Anschauung des Begriffes Seele, die bei Aristoteles zu einem Schatten der rastlosen Thätigkeit des v.oöe Tror^rexöc (Loollel llupoöl), des unteren abstrakten Verstandes, herabsinkt, welcher die unterste Sphäre regiert, die mit der Mondsphäre den Erdkörper einschließt. Diese phantastischen Luftschlösser erschienen dem alten Stagiriten als unumstößliche mathematische Lehrsätze. Die sogenannte reine Vernunft, frei von den Schlacken der Phantasie und der Gefühlsemotion, die ihm als mangel­hafte Residua, als eine Art überflüssigen Kesselsteines in dem großen Vernunftwelt­kessel erschienen, ist ihm das einzig Existirende, ewig Funktionirende, und die Unsterblichkeit der Seele besteht bei ihm darin, aus ihrer sporadischen Thätigkeit in dieses ewig funktionirende Räderwerk als lebendiges Einmaleins einzugchcn. Wir haben von den zwei Thoren, von und NIL» gesprochen; das drittelt, die Seelenleiter,-welche in die himmlischen Regionen führt, hat der Novell durch Benutzung der hellenistischen Anschauungen von Engel und Seele vollends unbesteigbar gemacht. In der unter den heftigsten Kämpfen sich vollziehenden Selektion nahm die durch Nachmanides auf den Kampfplatz getretene Kabbala die Treugebliebenen unter ihren Schutz, die durch ihre Seelekümpfe im Eifer, sich von der ihre Denkart von frühester Jugend becinflußenden Scholastik zu befreien, die fanatischsten Gegner des Novell wurden, ohne, wie der ^ri sagt, das Wesen der Kabbala tiefer erkannt zu haben, als ihr scholastischer Jdeenkreis reichte. Hingegen ist es merkwürdig genug, daß unter den deutschen weltflüchtigen Chassidim der alten Talmudschule sich Männer fanden, die wie der große unbekannte Kalony,nide R. Josef, ferner R. Abraham Abulafia und sein Schüler R. Josef Chinquitilla den Novell der unwissenschaftlichen