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der wie am Webstuhl (N22>NV) mit einem Schlage tausend Beziehungen und Verbindungen schlügt, die souveräne Beherrschung aller Felder der Thora als unumschränkter Hausherr, die Hoheit, Tiefe und Neuheit der Gedanken verweisen auf einen Großen ersten Ranges, wie denn auch R. Chaim beu Ntar als drei Leitsterne für die Behandlung der Halacha den Nachmanides, den Rau und den Tossefot Jomtow (Lippmann Heller) allen klebrigen voranstellt. (Einleitung zu ül
Was konnte nun zu dem Jrrthum Veranlassung geben, dem großen Run die Autorschaft streitig zu machen? War es die geheime Gegnerschaft der seichten Scholastiker gegen die Herren des Talmud, die ihnen die Herrschaft auf geistigem Gebiete mißgönnten? Für den Chaßidismus sind jene 12 Derusellot eine Fundgrube prophetischer Vorausahnungen eines neuen Jdecnsystcms, das wir hier zu charakterisiren versuchen wollen.
Osrusellnli 1. (S. 7.) Lehrsatz I. „Die Erkcnntniß des Menschen und seine Forschung gelangt nicht dazu, die Wahrheit der Dinge an sich zu begreifen, sondern nur ihre äußere Erscheinung (llN^"1j7Q), und auch in dieser gicbt es viele individuelle Jrrthümcr, die zur Bereicherung der Erkenntniß dienen." Das sagt auch David in Ps. 139: „Ewiger Du hast nach erforscht und kennst mich." Das will
sagen: Die menschliche Forschung gelangt nicht zur wirklichen Erkcnntniß, wie die göttliche. Beweis: „Du kennst mein Ruhen und mein Erheben." Das heißt: Selbst diese nicht gerade zu den verborgenen inneren Vorgängen des Körpers gehörenden Bewegungen begreifen wir nicht mit dem Bewußtsein, denn der Mensch kennt die die Bewegung veranlassenden Organe nicht; er ist ein Handwerker, der sein eigenes Handwerkszeug nicht kennt. „Du kennst meine Gedanken von Ferne"; denn da die Erkenntnis; des Menschen nicht das wahre Wesen der Dinge, sondern nur ihre Accidentien umfaßt, so kann der Mensch den Gedanken eines Andern nur aus der Nähe fassen. Wir beurtheilen die Freude au dem Gesichtsausdrucke, den die lebhafte Färbung des Blutes hervorruft, den Trübsinn aus der gegensätzlichen Reaktion des Blutes; Du aber durchschaust das Wesen von Weitem. „Für mich sind Deine Gedanken aber unendlich erhaben; wie unbegreiflich sind ihre Anfänge!" Das heißt: Ich kann nicht nur in die Einzelheiten nicht eindringcn, sondern selbst die scheinbar faßbaren Anfänge und allgemeinen Begriffe geben meiner Forschung nicht den richtigen Begriff der Wesenheit.
Der Gedanke, den der Fürst der Halacha hier entwickelt, umfaßt den ganzen Kreislauf der neuesten Wissenschaft, der mit Kant begonnen und mit Spencer's Agnosticismus seinen Abschluß gefunden hat.
Lehrsatz II (S. 9». In dem ersten Kapitel der Schöpfungsgeschichte finden wir nur das Pentagramm Rlolliiw angewandt. Dasselbe bedeutet die Entstehung der Natur durch die Aeußerungsform der Kraft, die aus der Einheit der Ruhe in den Prozeß der unendlichen Mannigfaltigkeit der Kräfte tritt, welche dieser Namen in einer Einheit umschließt.
Lehrsatz III (S. 3). Nachdem der Run auf den Zwang aufmerksam gemacht hat, welchen der damals moderne aristotelische Wahn der (dem Talmud widersprechenden) Stofflosigkeit der Himmelskörper dem Denker auferlegt, denselben als zweifelhaft bei Seite geschoben, stellt er den Lehrsatz auf, daß der Schöpferwille die Natur nach evolutionären Gesetzen (MNN'DXN >22) durch Erschaffung eines einfachsten Urstoffes geschaffen, aus welchem Elemente der äußersten Unvollkommenheit (1KV ll'ION) hervorgegangen sind, aus deren Zusammensetzung sich das gegen Erstere vollkommenere Mineralreich bildete, dessen Unvollkommenheit im Pflanzenreich eine höhere Stufe der Vollkommenheit erreicht, die ihre Unvollkommenheit im Thierreich und im Menschen als der Krone der Schöpfung immer mehr abstreift. Die