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zitirt einen Ausspruch des 8rit Nenuellu, wonach diese Verminderung sich nicht in gerader Linie ewig fortsetzt, sondern vielmehr im Kreisläufe am Ende wiedereinem erhöhten Umschwünge Platz macht, und erklärt damit am Anfang des Traktates Aboth die Auffälligkeit, daß es bei der Ueberlieferung Mose's an Josua heißt dieses
Zeitwort bei den folgenden Aellesten und Propheten ausfällt und bei der großen Versammlung wiederkehrt durch die Bemerkung, daß die Letzteren, von
denen cs heißt, sie hätten die Krone der Thora wieder zum alten Glanze gebracht, in gewisser Beziehung ihren Vorgängern nach Mose überlegen warem) Darum sagen unsere Weisen, daß der Autodidakt nie demjenigen gleichkomme, der einen großen Lehrer gehabt, und R. Juda Hanassi schreibt seinen Vorrang dem Umstande zu, daß er R. Meir persönlich gesehen habe, obwohl er ihn nur von rückwärts beobachten konnte. Das ist, sagt Uno, meiner Ansicht nach die Erklärung für die Antwort Elia's an Elisa, der von ihm eine doppelte Begabung °>2)
erbat und die Antwort erhält: „Wenn Du mich sehen wirst, wie ich von Dir
weggeuommen werde, ist dies möglich, sonst ist es unmöglich/' Er wollte damit sagen: Du verlangst etwas schwer Mögliches, weil in dem Abhängigkeitsverhältniß vom Schüler zum Lehrer der letzter« die Leitung bildet, durch welche dem echteren der geistige Strom zufließt, so daß es nicht möglich ist, Dir mehr zu geben, als ich selbst empfange. Wenn Du mich aber in dem Momente des Abschiedes sehen wirst, in welchem der mir zu Theil werdende Schefastrom aus weit höheren Regionen kommen wird und Du in diesem Augenblicke mit mir noch in Verbindung stehen wirst, so ist es möglich, daß Du das Doppelte von dem erreichst, was ich während meines körperlichen Daseins besessen habe.
Außer dieser Subordination, fährt Run fort, giebt es aber noch eine Koordination. Denn so wie das Uobii Uurnillciusoll während seines Bestandes den Ort für den Wohnsitz des göttlichen Geistes der Prophetie und Weisheit gebildet hat, so daß durch seine Nähe allein die großen Propheten in Juda und Israel entstehen könnten, ohne daß von einer direkten Verbindung wie zwischen Lehrer und Schüler die Rede war, ebenso bilden die Propheten und großen Männer durch ihre Anwesenheit allein solch ein Heiligthum, so daß die bevorzugt veranlagten Zeitgenossen, auch ohne mit ihnen in Berührung zu treten, der Prophetie theilhaftig werden können. So sagt Nachmanidcs (?. Rknb): „Wer diesen Rang erreicht hat, der hat beim Leben hienieden die höchste Seeligkeit erreicht und ist selbst ein Wohnort der göttlichen Majestät, wie dies R. Jehuda Halewi im Xn8uri andeutet/' Durch diese Nachbarschaft allein kann die göttliche Kraft auf Jene übertragen werden, und dies erfolgt viel leichter und gewisser, wenn sie sich mit den Großen in Verbindung setzen. Und nicht nur bei Lebzeiten, sondern auch nach ihrem Tode hat ihre Grabstätte, die einen durch den Wohnsitz des Göttlichen geheiligten Körper birgt, eine gewisse Vermittelungskraft, so daß unsere Weisen (Sota 24) sagen, daß das Gebet an den Gräbern der Zaddikim wohlgefällig ist und leicht erhört wird. Wir haben einen Beweis dafür aus der Thora, sagt Run, an dem Mosesstabe, den Gott bei seiner Sendung zu Pharao mitzunehmen gebot, daß er die Wunder vollsühre. Nachdem dieser nämlich bei der ersten Weigerung Mose's am Dornbüsche gewissermaßen als vermittelndes Werkzeug der übernatürlichen Schöpferkraft gedient hatte, sollte er für immer gleichsam als Leiter für dieselbe dienen, selbst bei dem Felsen in Kadesch, wo seine Benutzung gar nicht beabsichtigt war. Um wie vielmehr war nun für die prophetische Investitur der Aeltesten die Vermittelung durch einen Anschluß an Mose's nothwendig! Ich finde, schließt Run (S. 55), noch einen wichtigen Grund dafür. Die Verwaltung eines Gemeinwesens verlangt zu ihrer Vollkommenheit die Konzentrirung in einer Hand; daher das Gebot, einen König zu wählen, damit nicht durch die Vielköpfigkeit der Leitung eine Unordnung