biblischen Quellen, trotz aller scheinbaren Zurückgezogenheit, ein sehr bedeutender. Das Lied, mit welchem der Bräutigam beim Aufruf zur Thora begrüßt wird "MX, verfaßt von R. Avigdor Kroo, bietet bemerkenswerthe Reminiscenzen dazu. Da heutzutage nur mehr die erste Strophe im Gebrauche ist, soll es hier wenigstens in der Uebersetzung vollständig citirt werden.
. „Einig-Einziger und allein anerkannter Gott, der sich von dem reinen Herzen erbitten läßt, will nur Gutes für Israel, Halleluja. Jude, Christ und Muselmann begreife, es ist nie irgend welche Gestalt Gottes gesehen worden. Seine Wege sind Gerechtigkeit und Treue. Weder Körper hat Er noch Blut und Fleisch, und in keines Menschen Hände kann Er fallen; das ist die Ueberzeugung der zwölf Stämme. Das Gesetz Seiner Thora hat Er uns beigebracht — uns mit 6k3 Geboten gekrönt; Er hat uns geschaffen und Ihm gehören wir an. Und im Sabbarhtage und im Bundeszeichen hat Er Sich in Zeichen uns offenbart zum Namen, zum Ruhme und zum Lobe. Das Geheimniß des Glaubens findet sich nicht aus den Inseln, nur bei den Hebräern; die Opferhöhen bleiben Wüsteneien. Jethro, Naaman und Obadia, Rahab, Naamah und Ruth, die Moabiterin, auch sie haben das Gesetz der Lehre angenommen. Wer die Geradheit sucht mit Andacht, ist Gefahren ausgeliefert. O Ewiger hilf doch! Herr! Vollkommenster der Vollkommenheiten, segne Dein Volk in Allem von jetzt bis in Ewigkeit. Halleluja!" —
Der lebhafte Verkehr, in welchem die Juden mit ihrer Umgebung standen, mußte in natürlicher Folge die Stimmungen und Strömungen des Zeitalters auch in jüdischen Kreisen wiederspiegeln und ihre Einflüsse auf dieselben abfärbeu lassen.
Der deutsche Jude, dessen Sprache und Kleidung und Tracht die seiner Umgebung war, hatte in Sitten und Gebräuchen, Charakter und Anschauungen durch Anpassung weit mehr von seiner Umgebung in sich ausgenommen, als der in strengster Separirung durch fünf Jahrhunderte herangebildete heutige Jude des Osteus.
Die Stimmung der Unzufriedenheit, des Widerspruches und der Gährung, die in den Gemüthern herrschte, konnte nicht ohne Reflex in jüdischen Kreisen bleiben.
Ein getreues Bild davon liefern uns die Werke des R. Avigdor Kroo, die dieser nach Art der antiken Vorbilder anonym herausgab. Es sind dies 1. der Xuimll, auf Bereschith, 2. die Gründe der Gebote (N12NN iMk2), 3. klliull. Man hat lange Zeit den wirklichen Verfasser nicht gekannt, und die modernen Bibliographen von Beruf kennen ihn noch heute nicht. Ebenso scheint der anonyme Kommentar auf das Lslsr UkUoinnnnk (der Verfasser desselben ist R. Isaak Or 8ornn von Wien, um 1240) von R. Avigdor herzurühren, da Stil, Strenge des Ausdrucks und Tiefe der Diktion seine eigcnthümlichcu Merkmale tragen. Jedenfalls sind klassische Zeugen für seine Autorschaft der erstgenannten drei Werke da. Der 8elln86llnn LoäoUi, von einem deutschen oder polnischen Gelehrten, R. Mose den Jakob, um 1495 nach Portugal gebracht, ist lediglich, wie bereits flüchtig erwähnt, ein Exzerpt des Xanull, in welchem alle himmelstürmenden Fragen, als für sephardisch- scholastische Kreise zu gefährlich, ausgefallen und nur die Antworten des R. Avigdor oder Lai zurückgeblieben sind. Noch deutlicher spricht R. Mose Cordovero
(1560) in Latiinr Xoinall, der als Verfasser des Tamnnull R. Isaak Or Löwin und als Verfasser des XunuX R. Avigdor Kroo nennt, den er in jugendlichen! Uebereifer aus Entrüstung über die Schärfe seiner talmudischen Kritik mit großer Vehemenz angreift. Mit' einem Worte, man möchte sagen, mit einer überlegenen Handbewegung vernichtet R. Isaak Luria diese Polemik, indem er R. Mose Cordovero des scholastischen Dilettantismus in dieser Wissenschaft zeiht und den Xanull als eines der wenigen Werke bezeichnet, welche in dieselbe auf dem Wege, der Tradition von kompetenten Vorgängern, wie auf dem Wege der Inspiration von oben, mit