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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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wirkt. So beginnt in UU'olloüi lulirmä Dllorn 10 der Schüler zum Lehrer: Ich habe sehr viele Vorschriften und Gesetze über das Thorastudium vernommen und habe nunmehr eine Bitte an. Euch: entweder sollst Du und mein Vater zusammen einreißen, und ich werde wieder aufbauen, oder umgekehrt. Und Gott sei Dank, der uns Verstand gegeben hat, der ihre Worte nicht dulden kann. Der Lehrer: Sprich also, was Du zu sprechen hast. Schüler: Wer ihre Worte hört, dessen Stimme muß bis zum Himmel gehen und den Schöpfer fragen, wozu er das armselige Geschöpf, die Frau, geschaffen hat, die weder Lohn noch Strafe zu erwarten hat, da die meisten Gebote keine Anwendung auf sie finden, und trotzdem er ihr die Pflicht auscrlegt hat, Thora zu lernen, sind unsere Weisen gekommen und haben sie davon befreit. Dann folgt eine Abhandlung ähnlich wie oben erwähnte, die mit den Worten schließt: Ich sehe also, daß fie ganz willkürlich aufbauen, so will auch ich es nach meinem Willen versuchen. Der Lehrer erwidert ihm: Hüte deinen Mund! und erklärt ihm den Geist der betreffenden Gebote und schließt dann (S. 13): Komm' her, mein Sohn, und sieh die Hoheit des Talmud, der Mikra (Bibeltext) und Mischnah vereinigt und sich an die Schrift anschließt, wie Seele an Seele unzertrennlich, und die Geheimnisse der Thora in sich birgt. Gelobt sei, der die Thora gegeben und ihre Geheimnisse Seinem Volke Israel offenbart hat. Sie haben aber nicht den Grundgedanken verfolgt, um zu wissen, wohin die Lehren zielen, sondern sobald sie die Schrift kennen und zu dispntircn wissen, ist es ihnen nur uni Aemter als Prediger für die Menge zu thun, wie es die Völker machen. In Wirklichkeit aber, mein Sohn, heißt derjenige der Sifrn und Sifr6 (gesetzlicher Midrasch zum Pentateuch) und den ganzen Talmud gelernt hat, noch immer ein unwissender Amhaarez gegenüber den Weisen. Denn Weiser (Ollueimin) heißt nur derjenige, dessen Seele an die Seele der Thora geknüpft ist. Der Gelehrte hingegen, der DnluiiU ollneiiLnr ist und den TitelWeiser" nicht verdient, dem sind alle Gebote eingelerntes Menschenwerk, wofür er Gehalt nimmt und Strafe über sich und die Welt bringt. Woher kommt das? Weil er Thora und Talmud rein äußerlich gelernt hat. Als daher R. Jochanan einsah, daß durch die Art mancher Lehrer die religiöse Erkenntnis) in Vergessenheit kam, hat er den Lehrsatz ausgestellt, daß wer nur zweimal des Tages das Zollsiun iZrnel liest, schon dem Gesetze Genüge leistet.Du sollst darin (in der Thora) lesen bei Tag und bei Nacht." (S. 61.) Auf die Frage, warum bei einigen Unluoliotii (gesetzlichen Vorschriften) besonders hervorgehoben wird, sie seien Mosche am Sinai mitgetheilt, antwortet er, daß unsere Weisen damit betonen wollten, daß dies da geschieht, wo die Nothwendigkeit nicht begriffen wird, das Geheimnis; aber ein sehr tiefes ist und bewahrt werden soll. S. 74 bringt er einen Gebrauch, den R. Natan Adler von ihm entlehnt hat, daß er nämlich niemals aus einem Lokor liwrn gelesen, das er nicht von Anfang bis zu Ende aus seine Fehlerlosigkeit geprüft hatte. (S. 154.)Drei Bücher werden am Tage des Gerichtes geöffnet, für Gerechte, Frevler und Unentschiedene, von denen die letzten erst am Versöhnungs­tage gerichtet werden. Dazu wirft er die Frage auf: Gott weiß doch voraus, ob sie Buße thun werden oder nicht, wozu das Warten? Und genügt nicht ein Buch für alle? Endlich: wie heißt der Schreiber und woher nimmt man Tinte und Feder im Himmel? Und weiß Gott denn nicht alles, ohne es auszuschreiben? Bedarf Er der Gedenkbücher? Giebt es doch kein Vergessen vor Seinem Throne! Werden Ungläubige, die unsere Behauptungen hören, werden die uns nicht ver­höhnen und unserem Schöpfer Schwäche zuschreiben und uns Vorhalten, daß Frevler und Fromme gleich sterben? Die Antwort darauf fällt so aus, wie sie in der That nur die Kabbala zu leisten im Stande ist. Und in dieser Weise geht cs durch sämmtliche Abhandlungen. Erstaunlich ist auch seine Behandlung der Leviratsehe