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durchgemacht worden ist, trotzdem dieselben für das Volk die überhandnehmcnde Asketik abgeschafft wissen wollten. Und das ist auch das einzig richtige Verhültniß, in welchem das Judenthum die Asketik zulässig erklärt, mit welcher das Heidenthum so fürchterlichen Mißbrauch getrieben hat.
Als mit dem Bau des salomonischen Tempels das Ziel erreicht war, das Mosche beim Auszüge aus Aegypten vor Jahrhunderten angcstrebt, da heißt es (1. Kön. 4, 20); Juda und Israel sind zahlreich wie Sand am Meere, essen und trinken und sind fröhlich, was ihnen Mosche am Ende der Wüstenwanderung in der Schilderung des gelobten Landes versprochen hatte. Das hinderte aber nicht, daß der Aufenhalt in der Wüste durch 40 Jahre als Askese geschildert wird, um den Schlamm des ägyptischen Materialismus abzustreifen. Und so sagt Mosche von sich, daß er am Sinai wiederholt durch 40 Tage weder Speise noch- Trank genossen. Dasselbe finden wir bei Elia auf seiner Wanderung an den Berg Horeb (ib.'19,8) und ähnliches bei Daniel. So verlangt es auch der Unterschied zwischen Heerde und Hirten. Der letztere muß die Fesseln brechen können, in welchen der thierische Körper die. Seele gefangen hält. Erst nachdem die letztere die Triebe und Leidenschaften vollständig beherrfcht, Gedanken und Gefühle vollständig bemeistern gelernt hat, kann von einem lebendigen Vcrständniß der Thora in Verbindung mit dem lebendigen göttlichen Geiste derselben die Rede sein. (S. 22—26.) ^
Diese TeMimdut Iig.kuii3.ii hatte R. David Selower, einer der erwähnten,^ hervorragendsten polnischen Chaßidim (1743 bis 1813), bereits dreimal dnrchgcmacht, bevor er zu dem Chaßidimrabbi R. Elimelech von Lisensk (Lezajsk) wanderte. Die Alten erzählen, daß er vor seiner Ankunft den Auftrag gegeben hatte, daß Niemand den Meschuggenen, wie er ihn nannte, beherbergen dürfe, wenn er ankäme; er selbst empfing ihn sehr streng und abweisend, so daß er den Sabbath außerhalb der Stadt zubringen mußte. Auf vieles Bitten nahm er ihn erst aus, nachdem er ihm versprochen hatte, daß er seinen Körper nicht mehr wie bisher solchen Kasteiungen aussetzen werde. Er war Sohn eines Dorfschänkers Salomo, der durch seine Ehrlichkeit bekannt war. Ein Viehhändler hatte ein Paar Ochsen bei ihm kaufen wollen, für die er 15 Dukaten verlangte, während der Käufer nur 12 bot. Am andern Tage kam er wieder, traf Salomo in Talles und Tefilin beim Gebet und bot ihm nochmals 12 Dukaten an. Dieser antwortete nicht, so daß jener, nachdem das Gebet beendet war, ihm 15 Dukaten hinlegte. Salomo aber gab ihm 3 zurück, wie es im Talmud nach Ps. 15, 10 heißt: Man muß auch das in Gedanken gegebene Wort halten. Ich durfte damals nicht antworten, sagte er; hatte mir aber vorgenommen, nur 12 Dukaten von Dir zu nehmen. Daher, so sagt man, hatte Salomo die N'21, einen solchen Sohn zu haben. Alte polnische Bauern in Selor pflegten nach dem Berg zu zeigen, an welchem der Sohn des Harendars David ' OiiAui SoiwieA hatte, das heißt, sich im Winter bei Nacht nackt im Schnee herunterkollern ließ.' Dafür hatte aber R. David eine derartige Herrschaft über sich erlangt, daß seine Langmnth und Nächstenliebe unerreichbar waren und es unmöglich war, ihn in Verdruß NN2PN, geschweige denn in Zorn zu versetzen. Ebenso wußte er sein Inneres derart zu verbergen, daß seine nächsten Freunde erst bei ausnahmsweise!: Gelegenheiten zu ihrem Erstaunen erfuhren, daß der als Amhaarez Geltende das ganze Gebiet talmudischer Gelehrsamkeit - mit Meisterschaft beherrschte. Das zeigte sich, als durch ihn in Cztzstochau, wo früher kein Jude wohnen durste, ein rituelles Bad gebaut werden sollte, wobei er iir Controverse init dem durch seinen Scharfsinn berühmten Rabbiner von Piotrkow, Vers, des örM ^.brukum, kam, in der er sich zum ersten Male als Autorität erwies, wie mir der nichts weniger als chaßidimfreundliche Krakauer Rabbinatsverwaltcr Abraham Jenner, Schüler jenes Rabbiners, persönlich bezeugte.