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natürlichem Wege, nicht durch übernatürliche Kämpfe. Dadurch wird begreiflich, warum Rab Chisda das X'tud -ldri, althebräisches Alphabet, K'tud libunun nennt, nach Rafchi's Erklärung die noch in Amuletten gebrällchliche Engelschrift, weil eben die frühere Schrift noch nicht aus dem Idealen, der Engelwelt, hcraus- gekommen war, der Unvollkommenheit der Klärung des Physischen entsprechend.
Somit kämen wir zu der Allegorie der Dornenhecke Haman, an deren Stelle die Akazie Mordechai's emporblüht. In die höheren Welten wirft die
physische Verdunkelung ihre Schatten nicht. Der Wohnort dieser letzteren ist die
niedere Natur; daher mußten die früheren Wunder zuweilen deren Gesetze durchbrechen, den Vorhang auf Momente zerreißen, der uns vom Lichte trennt. Purim hingegen, wo das Wunder im Schatten der Natur erfolgte, in der Dornenhecke, in welcher der Götze Haman in feiner Selbstanbetung seinen Wohnort hatte, wie die Schlange und der Genius des Antisemitismus, dort erhob sich Mardochai. Jetzt kommen wir zu dem Spruche des R. Jonatan im Talmud zum Verse Jes. 14, 22: „Und Ich werde an Babel vernichten Namen und Ueberrest, Nachkommen und Enkel"; Namen, das ist die Schrift, Ueberrest, das ist die Sprache, Nachkommen, das ist die Dynastie, und Enkel, das ist Vaschti.
Wir haben bereits erklärt, daß die Form der Buchstaben dem Verhältnis; entspricht, in welchem die Körperwelt ihr geistiges Licht von oben empfängt, so entspricht die Form der Schrift bei einem jeden Volke diesem Verhältniß. (Anm. Es ist höchst interessant, wie die Schilderung des ^ri vom Stande der Sphären des Tohu, eine unter der anderen und in vollständiger Disharmonie in getrennte Gruppen aufgelöst, in der Stellung der Bilderschrift von oben nach unten und bi-Z 80000 sogenannten Buchstaben des Chinesischen dieser Behauptung entspricht.) Da nun unsere Seele den Charakter der Einfachheit besitzt, wie es in Ittoruttt iUosellvii heißt: „Schlicht sollst Du fein mit dem Ewigen Deinem Gott", deshalb ist auch die Schrift entsprechend der Sprache eine gerade, einfache NON weil die Seele
unvermittelt vom Höchsten empfängt. Die Völker hingegen empfangen ihr geistiges Leben von den Genien ihrer Volksseelen, die, als Vermittler zwischen ihnen und der ersten Ursache aller Ursachen, den Strom nicht aus geradem Wege herabgelangen lassen, was sich wiederum in ihrer Sprache und Schriftsorni ausdrückt. Deshalb heißt es im Gebete: „Du hast uns emporgchoben
über alle Sprachen." Demgemäß hat jedes Volk, das seinen eigenen 8ur (Genius) hat, auch seine eigene Sprache und Schrift, welche, wenn der Sur fällt, verloren geht. Dies ist der Fall, wenn ein Volk unter die Herrschaft des andern geräth. (Amu. Ein historisches Beispiel, das unerklärliche Verschwinden der gallischen Schrift und Sprache.) Somit erklärt sich der Zusammenhang, in welchen der Talmud die Vernichtung der Herrschaft Babels und seiner Dynastie mit der Vernichtung seiner Sprache und Schrift bringt. Damit steht auch im Zusammenhang, daß unsere Weisen sagen, Petachia sei identisch mit Mardochai; der Name Pctachia bedeute: „Der die Sprache in allen Sprachen eröffnet und dieselben beherrscht."
Aus unserer Erklärung geht nämlich hervor, daß der Grund, warum unsere Sprache LNspkl die heilige Sprache, genannt wird, nicht in der Begründung des iilorod ^sduekim zu suchen ist. (Anm. Derselbe will die Benennung auf den Mangel an sexuellen Ausdrücken zurückführen, an denen die heidnischen Sprachen so schmutzig reich sind. Hat doch das Lateinische 93 Namen für ein gewisses Glied!) Der positive Grund ist vielmehr in dem geraden Verhältniß der heiligen Sprache zu den Heiligtümern der Gedankenwelt zu suchen, denen ihre Form entspricht, wie die Seelenhülle der Seele, im Gegensätze zu anderen Sprachen, bei denen diese direkte Ueb creinstimmung nicht besteht. Nun stehen alle Völker in einem