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Menschen, der sie bewohnt und durch dessen Gotteserkenntniß erst der ursprüngliche Wille zum Ausdruck kommt, so wie es im Ne'llagebet heißt: NNX
rr>X"1v- Deshalb kommt die Linie hauptsächlich in Mesusa und Megilla zur Geltung, die bis in die unterste Region hinabsteigen.
Um dies tiefer zu erklären, sagen unsere Weisen: Die Thora ist gegeben worden als schwarzes Feuer auf dem Untergründe weißen Feuers, ein Bild, dein die schwarzen Buchstaben auf dem Weißen Pergainent entsprechen. Das Letztere ist das Symbol des Fjiw, des unbegreiflichen, farblosen Schöpferwillens; denn Weiß ist keine positive Farbe, wie bekannt (vgl. ?uräs8 Lorclovaro). Dann kommen die Linien als Vorbereitung für die Entwicklung des Willens zuin Schreiben. So ist der Zustand des Nichts die Vorbereitung für jede Entwicklung, wie es im Kommentar zu Leier ckeÄru ausführlich behandelt wird. In der Vorbereitung des Willens ist aber schon das Objekt zu erkennen. So sagte mein Lehrer (R. Dober): Der Wille des Subjekts enthält das Objekt. Sobald der Wille in die Erkenntniß tritt, bereitet er den Schluß der Handlung vor, den Raum fiir die Buchstaben. Das Pergament ist das weiße, farblose Feuer, des ^jlir, des relativ unfaßbaren Willens, der aus dem absolut Unfaßbaren, dem Lies stumuodlut kommt. Dieses wird im Sohar der unfaßbare Anfang genannt, in welchem das Ziel der Thätigkeit noch keine Spur hat; erst beim Eintritt in den Willen tritt dieselbe zu Tage. Das Pergament an sich (vor der Liniirung) ist das Symbol des absolut Unfaßbaren, bei Daniel genannt: „Sein Kleid wie der weiße Schnee". Den Willen symbolisiren die Linien, aus denen erst die Buchstaben mit ihrer Farbe in die Außenwelt treten. Eine sehr tiefe Betrachtung für den, der damit umzugehen weiß.
Nun kommen wir zur Erklärung der Talmudstelle: Als Esther zu den Weisen sandte, daß dieselben die Megilla in die heilige Schrift ausnehmen sollten, antwortete dieselbe mit dem Spruche Salomo's: „Ich habe Dir dreierlei geschrieben (Pennest) aber kein Viertes", bis sie eine Andeutung fanden, in dem Befehle:
„Schreibe dies zum Andenken in ein Buch,-daß Ich das Andenken Amaleks
auslöschen werde". Von Letzterem ist aber im Spruche Salomo's keine Rede. Der tiefere Sinn ist jedoch folgender: hat die Schöpfung in 4 Kategorien eingetheilt.
Als erste Emanation des Schöpferwillens die Welt der Modi, die wir nach menschlichen Vorstellungen die Eigenschaften des Schöpfcrwillens nennen, Güte, Strenge u. s. w., dann die Thronwelt (Seelenwelt), die Engelwclt und schließlich die materielle Natur. In der letzten, vierten, tritt das Aeußerliche zu Tage, das Göttliche in den Hintergrund. Vor Mordechai und Esther beschränkte sich die Thora, d. h. die Offenbarung des Göttlichen, auf die höheren Welten, in der niederen Außenwelt trat dasselbe m seinem Wirken erst durch die Errettung am Purim in harmonische Wirksamkeit, deshalb konnte auch die Megilla, die vierte Weltordnung behandelnd, an die heilige Schrift angeschlossen werden.
Wir kommen nun zu der Agada, daß wenn alle Feiertage aufgehoben werden sollten, die Purimtage aufrecht bleiben. Es heißt nämlich in den Schriften unserer Weisen, daß die Erlösung mit der harmonischen Herstellung der Natur verbunden sein wird, im Sinne der Prophezeiung Jesaia's daß Kuh und Bär in Eintracht weiden werden, was besagen will, daß alle Geschöpfe nur dem Schöpferwillen gehorchen werden, so daß Wunder, die in den Gang der Natur eingreifen, überhaupt nicht mehr nöthig sein werden. (So Nachmanides zu ösckustotkü: „Und Ich werde die wilden Thierc von der Erde verbannen", daß die Erde zu dem paradiesischen Zustande des ersten Menschen vor seiner Materialisirung- durch den Sündensall, zurückkehren wird.) Nun sind alle Festtage zum Andenken an den Auszug aus Aegypten eingesetzt; Pcsach und Sukkoth ausdrücklich, und auch Schcbuoth, wo es in