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Gewölle zubringt, wiederholt sich der Rückfall, dessen Anblick die Bundestafeln mit ihrer göttlichen Schrift seinen Händen entfallen macht, daß sie zerbrechen. Die Schrift hatte noch nicht den Weg gefunden, sich in die Herzenstafeln einzugrabcn.
Mosche's Ideal war: Israel als Wohnung des Gottes der Vorzeit vor der Schöpfung und nunmehr als solche auf Erden, wie es in seinem Segen und in seinem Gebete (Pf. 90) heißt. Darum sang er beim Auszuge aus Aegypten nach der Errettung: „Bringe sie und pflanze sie ein auf dem Berge Deines Besitzes, der von Dir geschaffenen Wohnstätte, dem Heiligthum, das Deine Hänhe gegründet!" Aber es war ihm nicht vergönnt, den llllkLnn I1uu88iju zu vollenden, und Jahrhunderte vergingen, bevor es Wirklichkeit wurde. Die Stiftshütte in der Wüste sowohl, wie in Silo, Nob und Gibeon waren nur provisorische Ruhestätten, und so groß die Heiligkeit des Stiftszeltes auch war, dessen Bau und Einrichtung viermal in der Thora wiederholt in allen Einzelheiten beschrieben erscheint, so war darin wohl der Plan für das künftige Haus in seinen Grundzügen vorgezeichnet, aber die Anwendung auf die Verhältnisse der Zukunft, die Dimensionen und die Materialien waren, wie der Talmud Sebachim 62 sagt, der Auslegung der Weisen überlassen. Nicht einmal der Ort des Heiligthums ist in der Thora festgestellt; vielmehr heißt cs an 23 Stellen, wo von dem künftigen Heiligthum die Rede ist, „am Orte, den der Ewige erwählen wird." Jerusalem selbst blieb in Feindeshänden, bis David den Platz für das Heiligthum dem Jebusiterfürsten Arawna abkaufte, auf den ihm ausdrücklich durch den Propheten Gad ertheilten göttlichen Befehl 1. Ehr. 21, 18, wie in einem wörtlichen Citat aus den Königsannalen das. I, 28, 19: „Alles schriftlich von der Hand des Ewigen mir vorgezeichnet, alle Arbeiten des Planes." Ebenso verkündet der Prophet Ezechiel den Plan des Tempels der Zukunft. Klar und deutlich zeichnet sich in alledem die von Kecknscllns I^svi in seiner geistigen Ueberlegenhcit angewiesene Linie, auf welcher allein die Lösung der scheinbaren Widersprüche zu erfolgen hat. Falsch ist die Annahme der Möglichkeit einer Aenverung und Aufhebung des Gesetzes durch den unwandelbaren Schöpferwillen des höchsten Gesetzgebers. Diese Stetigkeit schließt die Entwickelung ebensowenig aus, wie die Stetigkeit der Formen und Gesetze des menschlichen Körperbaues die größtmögliche Entwickelungssähigkeit des Geistes ausschließt. Sie schließt dieselbe im Gegentheil in sich ein und paßt ihren stetigen Gesetzen die in der Außenwelt cintretenden Veränderungen an. So heißt es z. B. in der Thora (V, 19, 9): „Wenn der Ewige Dein Gebiet verbreitern wird-so sollst Du Dir noch drei Städte (Asylorte) zu diesen (vor
geschriebenen sechs) hinzufügen.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der erste Reformer Jarobeam, unter der Maske konservativer Frömmigkeit gegen Salomo auftrctend, sich auf den Bibeltext berief, um, unter Bezugnahme auf den Traum Jakobs, Bethel als den auserwählten Ort gegen Jerusalem geltend zu machen, dem Wortlaut der Thora zum Trotz, der die Wahl des Ortes ausdrücklich der Zukunft und dem göttlichen Willen vorbehält, der den Berg Morijah nach dem Gebete Abraham s als Opfer- stättc Jsaak's der Vergessenheit entrissen hatte. (Jerusalem besteht aus Salem, dem Wohnort Malkizedek's, zu Josua's Zeiten Adonizedek's (Jos. 10, 1), und llern dem Beinamen NX->> den ihm Abraham gegeben (1. B. M. 22, 14). Nun heißt es zwar Richter 19, 10: „Gegenüber Jebus, das ist Jerusalem," ebenso Josua ,18, 28. Die voreiligen Verdächtigungen der Bibclscinde haben jedoch durch die Funde von Tell cl Amarna ein schmähliches Ende gefunden, in welchen der Name DrumMmu für die Stadt in dem Briefwechsel zwischen Barnaburias von Babel und Amenophis zu Josefs Zeiten außer Zweifel gestellt ist.)
Das Verhältniß Jarobeam's zu dem Propheten Achija ist eine weitere Bestätigung der von Keäusekas i^ovi besprochenen Kluft zwischen Geistes- und