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Der Chaßidismus : eine kulturgeschichtliche Studie / von Verus
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Katastrophen die Evolution voraussagt, wie in ?. ^Vnjlsolllnost S. 170. R. Juda begann mit dem Verse des Hohen Liedes (6, 10):Wer ist diese, dem Anbruch der Morgenröthe gleichend, ;chön wie der Mond, klar wie die Sonne, majestätisch wie Heeresschaaren?" (Es mag hier für den deutschen Leser die Einschaltung am Platze sein, daß die scheinbar moderne, psychologisch genommen die atavistischen Nach­wirkungen eines Jahrtausende langen Kannibalismus verrathende Anschauung über das Hohelied durch die Kluft erklärlich ist, welche die alte heidnische Welt und die aus der griechischen Mythologie herausgebildete Kultur von der hebräischen Antike trennt. Vom Standpunkte der Kritik hingegen kommt dieselbe bei dem Verse 4, 8 (Mit mir vom Libanon, Du Braut, mit mir sollst Du kommen vom Libanon, sollst hinabblicken von dem Gipfel des Amnna, von der Höhe des Schneeberges und des Hermon, von den Höhlen der Löwen, von den Felsschluchten der Panther") arg in's Gedränge.) Darunter ist, sagt R. Juda, Israel gemeint: Zur Zeit, wo der

Allmächtige sie aufrichten und aus dem Exils befreien wird, da wird er ihnen eine kleine Lichtspalte öffnen, dann eine größere, bis sich ihnen die höchsten Thore nach allen Weltgegenden öffnen werden, aber nicht alles plötzlich auf ein Mal, denn ein Mensch, der so lange Zeit in Finsterniß geschmachtet hat, kann nur nach und nach dem Lichte der Freiheit ausgesetzt werden, wie es auch 2. B. M. 23, 30 heißt:Nach und nach werde Ich sie vor Dir vertreiben," so wie die Reconvalescenz eines Kranken stufenweise fortschreitet. So kommt der Tag der Erlösung von dunkler Morgendämmerung zu immer heiterem Lichte. Wie jedoch beim Kampfe Jakob's mit dem Genius Esau's dieser bei Anbruch der Morgendämmerung mit einer letzten Anstrengung ihm die Hüfte verrenkte, so wird es beim entscheidenden Tagesanbruch an schmerzvollen Kämpfen nicht fehlen, die erst das volle Licht, wie bei Jacob, heilen wird.

Die dritte Prophezeihung ist die des R. Ehaim ben Atar im Or stucstnMr (?. ?ino1rn8) bei der Zahlung des Stammes Juda. Jener, von seinen nächsten Zeit­genossen in Jerusalem als marokkanischer Flüchtling nicht in seiner wahren Größe erkannte Mann, der aber dem Seherauge des R. Israel Balschemtow als das wirkliche geistige Oberhaupt der Generation nicht verborgen blieb, geht in V. önlnir IV 24,17 beim Verse:Es schießt ein Stern von Jakob, und es erhebt

sich ein Stamm von Israel" so weit, zu behaupten, daß wenn der festgesetzte, letzte Zeitpunkt der Erlösung das Volk nicht in dem gewünschten religiösen Zustande treffen sollte, die Erlösung unaufschiebbar auf einfach politischem Wege beginnen wird. Dagegen prophezeit er ib. IV, 26, 22 daß mit dem Anbruch des Jahres 5500----1740 die Funken der anbiechendcn Morgendämmerung sich zeigen werden. Er hat richtig gesehen, inmitten der dichtesten Finsterniß, welche damals in der Judenheit vom äußersten afrikanischen Westen bis über die Tiefebene Polen's im äußersten Nordosten lagerte. Die strahlenden Funken sind personifizirt, in diesen großen Schülern des R. Israel, seines Geistesbruders. Sie sind ihrem Wesen nach nur mit den neuentdeckten radioaktiven Substanzen zu vergleichen, die, ohne Zufuhr von äußerer Energie, ans sich selbst in der tiefsten Finsternis; felbst durch Bleiwande hindurch ein räthselhaftes Licht senden, ihre Energie ungeschwächt erhalten und dadurch die festgefügtesten Theorien der neuesten Wissenschaft in ihren Grundvesten erschüttern. In ihrem entlegenenWinkel der Geschichte" beachtet sie kein Forscher­auge; aber diese Winkel selbst entstehen durch die Vereinigung der Radien, die aus Per ungeheuren Peripherie des Völkergetümmels an dem winzigen Zentralpnnkt des Weltgetriebes führen, wo es heißt:Nur Euch kenne Ich von allen Familien der

Erde. (Amos 3,2)". Sie sind radioaktiv im mathematischen Sinne des Wortes, als Leitungen der Radien, die vom Zentrum der Vorsehung an die Peripherie führen.